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Barins Dreieck

Barins Dreieck

Titel: Barins Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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Parkbank gesetzt. Hätte dort in Gedanken versunken eine Weile gesessen und vielleicht den einen oder anderen Entschluss gefasst.
    Woher kam ich?
    Ich schaute auf die Uhr. Halb sechs genau. Während der folgenden Minuten war ich kaum in der Lage, irgendetwas anderes zu tun, als mir selbst folgende zwei Fragen zu stellen. Immer und immer wieder. Nachdrücklich und methodisch. Um nicht die Gelegenheit zu verpassen, unmittelbar die Antwort hervorzulocken.
    Wohin wollte ich?
    Woher kam ich?
    Ich zog tiefe Züge aus der Zigarette und strengte mich wirklich an, aber selbst das Absurde in der Unklarheit schien, zumindest temporär, einen Deckel auf alle Öffnungen zu legen. Bald versuchte ich stattdessen meine Aufmerksamkeit in eine andere Richtung zu lenken. Vielleicht würde sich das schon von allein klären, überlegte ich, wie wenn man in einem fremden Zimmer aufwacht und nicht sofort sagen kann, wo man sich befindet. Das wird schon kommen, dachte ich.
    Aber dem war nicht so. Ich betrog mich selbst.
    Nichts tauchte auf, und nichts klärte sich.
    Meine Unwissenheit bezüglich der Situation war vollkommen. Dunkel und bodenlos. Ich warf meine Zigarette weg und zündete eine neue an. Beschleunigte meine Schritte. Als ich gleichzeitig in meinen Gedanken zurückwanderte, musste ich einsehen, dass der gesamte Nachmittag genauso leer war. Er besaß die gleiche undurchdringliche Leere.
    Bis zur Mittagspause kam ich, erst dann brach das Eis ... Ich saß im Speisesaal und aß zusammen mit Friijs und Frau U. Friijs erzählte von dem Bretonvertrag und seiner Bedeutung für die Indianerstämme Südamerikas, Frau U stand auf, um die Kaffeekanne zu holen, wurde von zwei Schülern aufgehalten, Friijs lehnte sich zurück und kontrollierte die Zeit auf seiner Silbertaschenuhr, die er immer in der Westentasche trägt ...
    Ein paar Minuten nach zwölf muss das gewesen sein. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Frau U mit der Kaffeekanne zurückkam.
     
    Obwohl ich eine ganze Weile dagesessen und versucht habe nachzurechnen, kann ich nicht sagen, wie oft mich diese neue Unannehmlichkeit im vergangenen Monat überfallen hat. Aber wohl nicht häufiger als zwölfmal. Auf jeden Fall mehr als achtmal. Einige Male war nur die Rede von wenigen Minuten, die verschwunden sind, zehn oder fünfzehn, aber bei mindestens vier Malen hat es sich um einige Stunden gehandelt.
    Wie beim folgenden Mal beispielsweise.
    Nur zwei Tage nach meinem Aufwachen im Leisnerpark befand ich mich plötzlich – das war auch am Nachmittag, diesmal an einem Samstag – in der Straßenbahn draußen in Leimaar, einem der Vororte, wie man es wohl bezeichnen kann, und zwar fast schon an der Endstation. Ich hatte keinerlei Erinnerung daran, dass ich nach dem Frühstück überhaupt meine Wohnung verlassen hatte, erinnerte mich nur, eine Dusche genommen zu haben und dass Mima, meine Frau, an die Badezimmertür geklopft und sich verabschiedet hatte, bevor sie sich auf den Weg machte, ihre Freundin Uli in Hellensraut zu besuchen.
    Aber jetzt saß ich also, sechs Stunden später, in der Straßenbahn Nummer 12, eingezwängt zwischen einer fülligen farbigen Frau und einem nach Cognac duftenden Herrn in Anzug mit kaputter Brille.
    Ich stieg an der Endstation aus. Machte einen kürzeren Spaziergang in der Umgebung, die mir vollkommen unbekannt war. Kaufte eine Zeitung am Kiosk und nahm die nächste Bahn wieder zurück in die Stadt.
    Ich war nie zuvor mit dieser Linie gefahren, benutze sowieso nur selten öffentliche Verkehrsmittel (ich habe das Gefühl, dass ich diese Tatsache schon früher erwähnt habe), und obwohl ich einen großen Teil des Abends damit verbrachte, mögliche Ursachen für meinen Besuch in Leimaar zu finden, eine verrückter und phantasievoller als die andere, konnte ich zu keinem Schluss kommen, der auch nur annähernd an eine Erklärung erinnerte.
     
    Vielleicht stehen die meisten Fragezeichen gerade hinter dieser Straßenbahnfahrt. Auf jeden Fall haben sie sich in mir festgebissen, fast wie eine Warnung, ein Zeichen oder ein Fingerzeig, denke ich. Etwas Großes und nicht Aufzuhaltendes lauert vor mir im Dunkel, und auch wenn ich dem natürlich mehr oder weniger ausgeliefert bin, so werde ich nicht behaupten können, dass ich nicht gewarnt worden bin.
    Weitere weiße Flecken, oder wie man sie nun bezeichnen soll, variieren hinsichtlich Glaubwürdigkeit und Dauer; Glaubwürdigkeit, die Situation betreffend, in der ich aufwachte – meistens war es eine

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