Barins Dreieck
vollkommen alltägliche und in keiner Weise ungewöhnliche: daheim an meinem Schreibtisch, im Klassenzimmer, im Auto, einmal in der Sauna des Zentralbads, die ich normalerweise einmal in der Woche abends aufsuche ... und auch wenn ich aus Kuritz’ Buchladen herauskomme mit dem Buch eines Autors unterm Arm, von dem ich noch nie etwas gehört habe, so ist es ja nicht schwer, sich eine Kette von Ereignissen vorzustellen, die genau zu dieser Szene führen kann.
Und ich bin auch nie – vielleicht ist gerade das eigentlich ein äußerst merkwürdiger Umstand –, nie durch diese Gedächtnislücken in irgendwelche unangenehmen Situationen gekommen. Möglicherweise mit Ausnahme der Beziehung zu meiner Frau Mima, die einige Male zu ahnen schien, dass etwas nicht stimmte. Ich bin mir sicher, dass sie zumindest ein Mal, als ich ein verabredetes Treffen nicht einhielt und außerdem nicht die geringste Ahnung hatte, was wir vor ein paar Stunden überhaupt verabredet hatten, glaubte, dass ich nicht ganz zurechnungsfähig wäre.
Auf jeden Fall für eine Weile nicht. Nicht in diesem Moment. Aber bis jetzt hat sie den Takt besessen, mich nicht damit zu konfrontieren, meine Ehefrau Mima.
Meine Geliebte Nancy habe ich wie üblich weiter regelmäßig getroffen, auch wenn ich das Gefühl habe, dass einer dieser Besuche verschwunden ist.
Was natürlich etwas dumm ist, da ich immer wieder gern an unsere Schäferstündchen zurückdenke.
Ich habe den Anfang dieses Abschnitts noch einmal gelesen. Verschiebung, habe ich geschrieben. Ein neues Symptom ...
Am 13. Januar, das heißt gestern, kehrten jedoch die alten Gespenster von Dezember und Ende November wieder zurück.
Mit voller Kraft, so kann man wohl sagen. Und nicht ohne neue Ingredienzien vorzuweisen.
18
Der 13. Januar
Ein Wintertag. Kalt und neblig. Kein Monat kann sich so wie der Januar in die Länge ziehen ...
Ich zitiere, weiß aber nicht, wen.
Die Schule hat vor drei Tagen wieder angefangen. Suurleitner hat aufgehört Er hat erst zwei Tage vor Unterrichtsbeginn eine Forschungsstelle in der Hamburger Filiale angeboten bekommen. Bisher ist noch keine Vertretung da, ich habe in der kurzen Zeit schon sechs Stunden zusätzlich geben müssen. Fühle mich bereits jetzt ziemlich erschöpft. Vielleicht glauben Sie ja, dass die Arbeit eine Art Sinn in mein Leben bringt ... ein Gegengewicht oder einen Anker in meinem unausgewogenen Dasein.
Aber so ist es absolut nicht. Meine Arbeit bedrückt und belastet mich. Die Ferien über Weihnachten und Neujahr waren eine Erholung, auch wenn der Umgang mit unseren Kindern manchmal ein wenig anstrengend war. Für alle Beteiligten, will ich meinen. Wir beschränkten uns hinsichtlich des Zeitrahmens nur auf das Notwendigste, auf das, was die Konvention erfordert ... Anschließend verbrachte ich ein paar Tage mit Friijs in seiner Hütte in den Bergen. Den Górabergen. Wir spielten Schach, aßen, tranken, unternahmen lange Skitouren in die Umgebung. Ich hegte natürlich eine gewisse Unruhe, dass neue Blackouts auftauchen könnten, aber nichts Diesbezügliches trat ein. Ich habe wirklich Vertrauen in Friijs. Bekam auch einen deutlichen Beweis dafür, dass auch er meine Gesellschaft schätzt, als er mir am letzten Abend den Entwurf für eine größere Arbeit über das Kendovolk zeigte, an der er heimlich bereits seit mehreren Jahren arbeitete.
Natürlich hatte ich keine Gelegenheit, mich an diesem einen Abend intensiver mit der Materie zu befassen, aber wir kamen überein, dass ich es genauer studieren sollte, wenn es fertig war, bevor er es an einen Verlag schickte.
Aber es ist wie gesagt kalt und neblig. Der Januar dauerte in diesem Jahr eine Ewigkeit. Es war erst der dreizehnte, und ich war mit einer schweren, viel Arbeit enthaltenden Aktentasche von der Schule nach Hause gekommen.
Der Fahrstuhl war kaputt. Das war er schon seit einiger Zeit, und das Versprechen, dass er repariert werden würde, fand sich genau so lange an seiner Tür.
Also die Treppen.
Zu meiner Überraschung ist die Tür nicht verschlossen. Ich trete ein. Rufe nach Mima, bekomme keine Antwort. Die Aktentasche auf den Korbstuhl, den Mantel an den Haken, die Schuhe ins Gestell.
Jemand kommt aus der Küche. Bleibt in dem Durchgang zum großen Zimmer stehen. Steht da, eine Hand im Nacken, als wäre er gerade aufgewacht und wollte den Körper strecken, die andere Hand ruht auf der Türklinke.
Das bin ich selbst.
Ich sehe mich an.
Sehe, wie ich mir mit der
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