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Barins Dreieck

Barins Dreieck

Titel: Barins Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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gibt, mit der ich nie fertig werden kann, wie ich annehme.
    »Das bedeutet doch gar nichts«, erklärte ich.
    Sie holte tief Luft.
    »Genau das ist der Unterschied«, sagte sie.
    »Was?«, fragte ich.
    »Ich habe nur einen gehabt, und das bedeutet alles.«
    Ich gab keine Antwort, und nach einer Weile standen wir auf und gingen zurück zum Hotel.
     
    Am folgenden Tag, unserem vierten in Graues, erklärte ich Ewa, dass ich gern den Tag allein verbringen wollte, um über einiges nachzudenken. Ich sagte, ich bräuchte auch den Wagen, unseren weißen Audi, den wir für den Sommer gemietet hatten, und sie hatte nichts dagegen einzuwenden. Mir kam der Gedanke, dass Mauritz Winckler natürlich auch ein Auto in seinem Ort auf der anderen Seite des Passes hatte. Wenn sie also die Absicht hatten, sich zu treffen, dann war das kein Hinderungsgrund.
    Gleich nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg und richtete meine ganze Aufmerksamkeit auf alle Details der Fahrt den Pass hinauf. Es war ein klarer Tag mit nur vereinzelten Wolkenstreifen am Himmel, und als ich oben angekommen war, konnte ich feststellen, dass es sich wirklich so verhielt, wie ich es mir ausgerechnet hatte. Der einzige kritische Punkt schien genau an der Ausfahrt vom Hotel zu liegen, aber gesetzt den Fall, dass man nicht wegen eines Fahrzeugs draußen auf der Straße anhalten musste, gab es auch hier keinen Grund, auf die Bremse zu treten. Die zehn Minuten lange Fahrt hinauf enthielt ein paar Haarnadelkurven, aber die Steigung war so steil, dass ich nicht einmal darüber nachdachte, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen.
    Ich fuhr über den Gipfel und hielt an einer kleinen Parkbucht mit kilometerweiter Sicht über die Landschaft auf der anderen Seite. Eine Touristentafel informierte darüber, dass die Höhe über dem Meeresspiegel 1820 Meter betrug und dass die umgebenden Gipfel bei fast 3000 Metern lagen. Ich setzte mich auf die Absperrung, rauchte eine Zigarette und versuchte dem sich windenden Asphaltband hinunter zum Ort zu folgen, das ich weit unter mir eher erahnen als sehen konnte. Der Weg tauchte auf, verschwand dann wieder hinter Klippen und Felsvorsprüngen, es handelte sich natürlich um die gleiche umständliche Abfahrt, die ich mich gerade heraufgekämpft hatte. Ein Stück unter mir, nur wenige Kilometer entfernt, konnte ich die künstlich glatte Oberfläche des Lauernreservoirs sehen, einer gigantischen Staudammanlage, über die ich in den Touristenbroschüren gelesen hatte. Die Farbe war undurchdringlich grün, und wenn ich mich recht erinnere, so hatte darin gestanden, dass sie bis zu einer Milliarde Kubikmeter Wasser fassen konnte.
    Ich drückte meine Zigarette aus. Schloss die Augen und versuchte alles vor mir zu sehen. Das war nicht besonders schwer.
    Überhaupt nicht.
    Statt weiter zum Staudamm und zum nächsten Ort zu fahren, beschloss ich, zunächst noch einmal die Ausfahrt zu überprüfen. Ich fuhr zurück nach Graues, trank in dem Café am Marktplatz ein Bier, und dann machte ich mich wieder auf den Weg nach oben. Auf diese Weise passierte ich unser Hotel zweimal, hielt aber nicht an, um den kritischen Punkt an der Ausfahrt zu untersuchen – ich wusste schließlich nicht, ob Ewa immer noch in unserem Zimmer war oder ob sie schon irgendwo in den Armen von Mauritz Winckler lag.
    Und es gab auch nichts, was dagegen gesprochen hätte, dass sie beides tat.
    Dass sie in seinen Armen in unserem Zimmer lag, meine ich.
     
    Mein zweiter Versuch bestätigte die Schlussfolgerungen aus dem ersten. Vom Hotel hoch bis zum Pass zwischen dem Bergmassiv waren es elf Minuten, und ich war kein einziges Mal auch nur in die Nähe des Bremspedals gekommen. Soweit war also alles in Ordnung, aber es blieb natürlich noch der entscheidende Teil.
    Die Abfahrt.
    Ich brauchte fast drei Stunden, um das wahrscheinliche Szenario herauszufinden, und während dieser Zeit fuhr ich nicht weniger als acht Mal die gleiche Wegstrecke in jede Richtung. Ich saß auch mehrere Male oben auf dem Parkplatz, rauchte und überlegte. Um ein so realistisches Bild wie möglich von dem Ganzen zu erhalten, versuchte ich wirklich, mich so weit wie möglich nach unten zu begeben, ohne die Bremsen zu benutzen, und die beiden letzten Male riskierte ich offensichtlich mein eigenes Leben, als ich im niedrigsten Gang durch die Kurven brauste. Ich kontrollierte außerdem, ob es nicht irgendwelche Haltestreifen oder andere denkbare Rettungsinseln auf der Strecke gab, und mit verbissener

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