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Barins Dreieck

Barins Dreieck

Titel: Barins Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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Sie zog sich noch weiter zusammen und fuhr mit dem Jammern fort. Gisela stand mit einer nicht angezündeten Zigarette auf der Türschwelle. Ich sah sie an; zweifellos hatte sie meine Probleme bemerkt, aber sie sagte nichts. Schien mir nichts vorwerfen zu wollen.
    »Legen Sie die Decke über sie. Es ist etwas kühl.«
    Ich zog die dünne Decke bis über Judiths Schultern. Schob ihr Haar zur Seite, so dass ihr Gesicht zu sehen war. Die Lippen waren zu einem dünnen Strich zusammengepresst, die Augen fast geschlossen.
    »Sie bewegt sich nicht von allein?«, fragte ich. »Kann sie nicht gehen?«
    »Doch, aber nicht, wenn jemand anwesend ist. Sie isst auch nur, wenn sie allein ist ...«
    Ich nickte.
    ». . . und geht nie weiter als bis zur Toilette.«
    Ich schaute das Mädchen an. Konnte mir kaum vorstellen, dass dieser zitternde Körper sich wirklich aus eigener Kraft aufrecht halten konnte.
    Ich hob den Blick. Wieder die Pietà. Sie hing höchstens einen Meter hoch an der Wand. Direkt über dem Bett. Meine Gereiztheit vom vorigen Mal ließ sich diesmal nicht blicken.
    Ob sie sie wohl anschaute? Ich schluckte und ließ den Blick zwischen dem Mädchen und dem toten Heiland schweifen.
    Ob sie das Bild anschaute? Ob sie begriff, was es darstellte?
    Und dann die immer wiederkehrende Frage: Was zum Teufel machte ich hier eigentlich?
     
    Der Raum lag unter der Erde. Tief unten im Kellergeschoss. Hierhin mussten wir hinuntersteigen, und wir taten das auf einer gusseisernen Wendeltreppe, so einer, wie man sie aus alten Filmen kennt. Zumindest aus einer bestimmten Art von Filmen, und als ich mich hinter Gisela dort hinuntermühte, bekam ich wieder dieses aufdringliche Gefühl.
    Dass es nur ein Film war. Dass sich alles eigentlich nicht wirklich ereignete ... dass es sich nur um eine unmotivierte, idiotische Einbildung handelte. Eine schwarze Schimäre. Ebenso klar war mir natürlich auch, dass daneben nichts anderes existierte. Es gab nur dieses Szenario, ich hatte diese Rolle in diesem verdammten Film zugeschrieben bekommen, konnte nur entscheiden, ob ich mitspielen oder abspringen wollte.
    Ganz oder gar nicht. Es gab sonst nichts. Kein anderes Leben und keinen anderen Film. Die Voraussetzungen waren sowieso immer die gleichen.
    Wie sie es immer waren.
     
    Die Luft hier unten war schwerer. Schwer und wahrhaftig. Etwas stach mir in die Nase, ein schwacher, aber charakteristischer Geruch von etwas, was ich nicht identifizieren konnte, von einer Art Desinfektionsmittel, wie ich denke. Gisela ging vor, führte mich durch einen langen, schmalen Gang, der von einer Reihe von Lichtpunkten in Kniehöhe erleuchtet wurde. Als wir angekommen waren, stellte ich fest, dass wir uns nicht mehr direkt unter dem Haus befanden. Wenn wir uns aufgraben würden, direkt nach oben, kämen wir vermutlich irgendwo draußen im Garten hoch.
    Es war ziemlich tief unten. Der Gang war zuletzt deutlich abgefallen, sicher hatten wir so einige Klafter Erde über unseren Köpfen.
     
    Aber nun der Raum.
    Schließlich kamen wir an eine Eisentür mit zweifachem Riegel, oben und unten verschlossen. Gisela zog einen Schlüsselbund heraus, schloss umständlich auf, und dann schoben wir gemeinsam die Riegel auf. Die Tür war mindestens zehn Zentimeter dick. Sie muss eine halbe Tonne gewogen haben, trotzdem glitt sie sanft und leicht auf gut geölten Scharnieren auf.
    Drinnen war nicht viel Platz. Eineinhalb Meter Breite und höchstens ein Meter Tiefe. An der gegenüberliegenden Wand befand sich eine weitere Tür mit einem Fenster aus dickem Panzerglas mit eingearbeiteten Metallfäden. Es war nicht groß hier, reichte aber, dass man bequem auf einem der beiden Stühle sitzen und ungestörte Aussicht auf den Raum haben konnte, der sich auf der anderen Seite befand.
    Dieser Raum war noch einmal nach unten abgesenkt – nicht viel, nur ein paar Dezimeter – und er war hell ausgeleuchtet. Er hatte die Form eines Kreissegments, in dessen Spitze wir uns befanden. Insgesamt war er ungefähr zwölf, fünfzehn Quadratmeter groß, und dank seiner Form gab es keine Winkel oder Ecken, die einem Betrachter in unserer Position entgehen konnten. Der Überblick war vollkommen, und das war natürlich kein Zufall.
    Zufälle hatten hier nichts zu suchen.
    Die Wände, wie auch der Boden und die Decke, waren aus Beton, alles zusammen in der gleichen verdünnten, weißgrauen Nuance. Die Deckenhöhe machte vermutlich höchstens hundertfünfzig Zentimeter aus, vielleicht

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