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Barins Dreieck

Barins Dreieck

Titel: Barins Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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Mildernde Umstände? Haben Sie ein Zusatzhonorar für eingesparte Betten bekommen, Doktor Borgmann? Stehen Sie immer noch zu Ihrer Beurteilung? Sehen Sie ihn sich an! Bitte schön ... Alois Hingsen, Herr Doktor! Im vollen Gebrauch aller seiner Sinne!«
    Plötzlich überschlug sich ihre Stimme. Sie zog heftig an der Zigarette und sammelte sich.
    »Sie haben diesen Mann rausgelassen ...«
    Ihre langen Nägel kratzten über das Glas.
    ». . . Sie haben Alois Hingsen freigelassen, sodass er an diesem Tag in Weill in seinem Auto vor der Schule sitzen konnte.«
    Sie verstummte. Offenbar reichte es. Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück.
    Ich schloss die Augen. Betrachtete die Bilder, die aus der Dunkelheit hervorquollen.
    Eine große Matratze auf dem Boden.
    Ein Spiegel. Die Speisekammer.
    Ich öffnete die Augen. Der Mann dort drinnen rührte sich nicht. Es war sehr still hier unter der Erde zwischen den Eisentüren.
     
    Wenn ich es überhaupt bemerkt hatte, dieses viereckige Ding, das zwischen unseren Stühlen stand, dann hatte ich es wohl für einen normalen Tisch gehalten. Jetzt öffnete sie den Deckel, und ich sah, dass es ein Tonbandgerät war. Nicht so ein moderner Kassettenrekorder, sondern ein so genanntes gutes altes Tonbandgerät.
    Es befand sich kein normales Band auf den Spulen, nur eine Bandschlinge ...die sich derart drehte, dass sie immer wieder um den Tonkopf laufen konnte ... immer wieder der gleiche kleine Riemen, so oft wie er nur wollte.
    Sie drückte auf einen Knopf. Eine rote Lampe leuchtete.
    »Möchten Sie hören, Herr Doktor?«
    Plötzlich war eine Spur von Erregung in ihrer Stimme zu vernehmen. Ein leichtes triumphales Zittern. Ich antwortete nicht.
    »Das ist für ihn aufgenommen worden. Da drinnen gibt es Lautsprecher.«
    Sie zeigte hinein, und ich bemerkte die beiden etwas dunkleren Rechtecke oben an der Decke.
    »Aber man kann es auch ausgezeichnet hier hören ... es dauert nur eine halbe Minute. Das können wir uns doch gönnen, Doktor Borgmann, oder was meinen Sie?«
    Sie stellte das Band an. Der Mann im Raum zuckte zusammen. Legte sich auch den anderen Arm über den Kopf.
    Mozart. Ich bin kein Kenner klassischer Musik, aber diese hier konnte ich sofort identifizieren. Serenade für Bläser, zweiter Satz. Einen Augenblick lang dachte ich an Kristine, gerade diese Musik gehört mit zu den schönsten Augenblicken. Es gibt da ein paar Abende, bevor wir so richtig zusammengekommen waren: in Biedermanns Keller, nur sie und ich ...
    Der Klang war rein und klar, eine ausgezeichnete Anlage, da gab es keinen Zweifel. Ich überlegte, was wohl noch käme.
    Fünfzehn Sekunden lang rein und klar. Dann durchschnitt ein fast unerträgliches Geräusch die Musik, automatisch hob ich die Hände an die Ohren – ein scharfes, wahnsinnig starkes, metallisches Aufheulen, vielleicht hätte ich ausmachen können, was es war, auch wenn sie es nicht gesagt hätte.
    »Messer gegen Glas, Herr Doktor! Einfach, aber sehr effektiv. . . finden Sie nicht?«
    Das nächste Geräusch hätte ich dagegen nie erraten können.
    Außer dass es von einem Menschen stammte. Möglicherweise von Alois.
    Der Schrei war abstoßend. In die Länge gezogen, und trotzdem die ganze Zeit unglaublich stark. Mir war klar, dass der Schmerz, der dahinter stand, schrecklich gewesen sein musste, ich konnte noch denken, dass es sich um den Moment des Todes handeln konnte oder um den kurz davor.
    Das war falsch. Aber nicht ganz.
    Die Musik begann von Neuem. Das Band war einmal herumgelaufen. Genau wie sie gesagt hatte, konnte es sich nicht um mehr als eine halbe Minute gehandelt haben. Sie drückte auf einen anderen Knopf, und die Geräusche verstummten. Aber das Band drehte sich weiter.
    Dort drinnen wiederholte sich alles.
    Mozart ... das Messer ... der Schrei.
    »Was halten Sie von dem Letzten?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Was glauben Sie, was das ist?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Das war Claus’ Idee. Ein glänzender Einfall, da müssen Sie mir doch zustimmen, Doktor Borgmann. Wir haben ihn aufgenommen, während wir ihn kastriert haben ... es ist sein eigener Schrei. Wie finden Sie das?«
     
    Sie klappte den Deckel zu, ohne das Band abzustellen. Erhob sich und schob die Tür auf, durch die wir gekommen waren.
    »Adieu, Doktor Borgmann. Ich bin froh, jetzt alles in Ihre Hände legen zu können.«
    Ich zog mich auf die Armlehnen hoch, aber bevor ich auf den Beinen war, war sie über die Schwelle verschwunden. Hatte die Tür hinter

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