Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
wie wir ihn gerade noch ein bisschen nervöser machen.«
    »Nicht viel länger«, sagte Vorkosigan bestimmt.
    Die geisterhafte Maske von Kareens Gesicht erschien den ganzen Tag vor Cordelias geistigem Auge und kehrte am nächsten Morgen nach dem Aufwachen wieder. Was dachte Kareen? Was fühlte Kareen schließlich?
    Vielleicht war sie abgestumpft, wie es der Augenschein vermuten ließ. Vielleicht wartete sie den rechten Augenblick ab. Vielleicht stand sie ganz auf Vordarians Seite. Wenn ich wüsste, was sie glaubt, dann würde ich wissen, was sie tut. Wenn ich wüsste, was sie tut, dann würde ich wissen, was sie glaubt.
    Zu viele Unbekannte in dieser Gleichung. Wenn ich Kareen wäre … War das eine gültige Analogie? Konnte Cordelia von sich auf jemand anderen schließen? Konnte das überhaupt jemand? Es gab Ähnlichkeiten zwischen ihnen, Kareen und Cordelia, beide waren Frauen, in vergleichbarem Alter, Mütter von gefährdeten Söhnen … Cordelia nahm Gregors Schuh aus ihrem kleinen Haufen von Erinnerungsstücken aus den Bergen und drehte ihn in ihrer Hand. Mama packte mich, aber mein Schuh ging ab in ihrer Hand. Ich hätte ihn fester zubinden sollen … Vielleicht sollte sie ihrem eigenen Urteil vertrauen. Vielleicht wusste sie genau, was Kareen dachte.
    Als die Kommunikationskonsole ertönte, etwa um die Zeit wie der gestrige Anruf, da schoss Cordelia hoch, um sich zu melden. Eine neue Sendung aus der Hauptstadt, neue Beweise, etwas, das diesen Teufelskreis der Unvernunft durchbrechen konnte? Aber das Gesicht, das auf dem Bildschirm erschien, war nicht Koudelka, sondern ein Fremder mit dem Abzeichen des Sicherheitsdienstes am Kragen.
    »Lady Vorkosigan?«, begann er respektvoll.
    »Ja?«
    »Ich bin Major Sircoj, Offizier vom Dienst am Hauptportal. Es ist meine Aufgabe, alle neuen Leute, die sich hier melden, zu überprüfen, Männer, die Verrätereinheiten verlassen haben und so weiter, und alle Nachrichten zu sammeln, die sie mit sich gebracht haben. Wir haben einen Mann hier, der vor einer halben Stunde auftauchte und sagte, er sei aus der Hauptstadt geflohen, und er weigert sich, freiwillig seine Informationen preiszugeben.
    Wir haben die Richtigkeit seiner Behauptung bestätigen können, dass er einer Antiverhör-Konditionierung unterzogen wurde – wenn wir ihn mit Schnell-Penta behandeln, dann bringt ihn das um. Er bittet dauernd darum – tatsächlich besteht er sogar darauf –, mit Ihnen zu sprechen. Er könnte ein Attentat auf Sie vorhaben.«
    Cordelias Herz pochte laut. Sie lehnte sich in Richtung auf das Holovid, als könnte sie hindurchsteigen. »Brachte er etwas mit sich mit?«, fragte sie atemlos. »Wie einen Kanister, etwa einen halben Meter hoch – mit einer Menge blinkender Lichter und großen roten Buchstaben obendrauf, die sagen ›Hier Oben‹? Sieht höllisch geheimnisvoll aus, bereitet garantiert jeder Sicherheitswache Kopfzerbrechen – wie heißt er, Major?«
    »Er brachte nichts mit außer den Kleidern, die er am Leib trägt. Er ist in keiner guten Verfassung. Sein Name ist Vaagen, Hauptmann Vaagen.«
    »Ich bin gleich bei Ihnen.«
    »Nein, Mylady! Der Mann tobt praktisch. Könnte gefährlich sein, ich kann nicht zulassen, dass Sie …«
    Cordelia ließ ihn zu einem leeren Zimmer sprechen. Droushnakovi musste in Laufschritt fallen, um sie einzuholen. Cordelia brauchte weniger als sieben Minuten bis zu den Sicherheitsbüros am Hauptportal und hielt im Korridor an, um Luft zu holen. Um ihre Seele zurückzuholen, die ihr aus dem Mund davonfliegen wollte. Ruhig. Ruhig. Toben würde offensichtlich nicht das Eis bei Sircoj brechen.
    Sie hob das Kinn und betrat das Büro. »Sagen Sie Major Sircoj, dass Lady Vorkosigan hier ist, um ihn zu sprechen«, sagte sie dem Sekretär, der beeindruckt seine Augenbrauen hob und sich gehorsam über seine Kommunikationskonsole beugte.
    Sircoj erschien nach einigen endlos scheinenden Minuten – durch jene Tür, notierte sich Cordelia seine Route im Kopf. »Ich muss Hauptmann Vaagen sprechen.«
    »Mylady, er könnte gefährlich sein«, begann Sircoj genau da, wo sie ihn vorhin abgeschnitten hatte. »Er könnte auf eine unerwartete Weise programmiert sein.«
    Cordelia überlegte, ob sie unerwarteterweise Sircoj am Hals packen und versuchen sollte, ihm Vernunft einzutrichtern. Unklug. Sie holte tief Atem. »Was wollen Sie mich tun lassen? Kann ich ihn wenigstens über das Vid sehen?«
    Sircoj sah nachdenklich aus. »Das könnte in Ordnung gehen. Eine

Weitere Kostenlose Bücher