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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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verzeihen, dass er sich unerlaubt von Dienst entfernt hat. Wir haben ihn praktisch gekidnappt.«
    »Das habe ich schon gehört.«
    »Hat er dir von deinem Cousin Padma erzählt?«
    »Ja«, antwortete Aral mit einem traurigen Seufzer. Er starrte in die Vergangenheit. »Padma und ich haben als einzige von Prinz Xavs Nachkommen das Massaker von Yuri dem Wahnsinnigen an jenem Tag überlebt. Ich war elf Jahre alt, Padma war ein einjähriges Baby … Ich habe seitdem von ihm immer als dem Baby gedacht. Versuchte, auf ihn aufzupassen … Nun bin ich der einzige, der übrig ist. Yuris Werk ist fast vollendet.«
    »Botharis Elena. Sie muss gerettet werden. Sie ist viel viel wichtiger als der ganze Stall voller Grafen in der Residenz.«
    »Wir arbeiten gerade daran«, versprach er. »Höchste Priorität, nachdem du jetzt dafür gesorgt hast, dass man Kaiser Vidal nicht mehr in Betracht ziehen muss.« Er machte eine Pause und lächelte bedächtig. »Ich fürchte, du hast meine Barrayaraner geschockt, Liebste.«
    »Warum? Dachten sie, sie hätten ein Monopol auf Barbarei. Vordarians letzte Worte waren: ›Sie sind eine Betanerin. Sie können das nicht tun.‹«
    »Was tun?«
    »Das hier, hätte er wohl gesagt, nehme ich an. Wenn er die Chance gehabt hätte.«
    »Da hast du ja eine unheimliche Trophäe im Monorail mit dir geführt. Stell dir vor, jemand hätte dich gebeten, den Beutel zu öffnen?«
    »Ich hätte es getan.«
    »Bist du … ganz in Ordnung, Liebste?« Sein Mund war ernst, unter seinem Lächeln.
    »Meinst du damit, ob ich meinen gesunden Menschenverstand verloren habe? Ja, ein bisschen. Mehr als ein bisschen.« Ihre Hände zitterten noch, wie sie es schon einen Tag lang getan hatten, ein anhaltender Tremor, der nicht verging. »Es erschien mir … notwendig, Vordarians Kopf mitzubringen. Ich hatte nicht wirklich daran gedacht, ihn an der Wand im Palais Vorkosigan neben den Jagdtrophäen deines Vaters zu befestigen, obwohl das eine Idee wäre. Ich glaube nicht, dass mir bewusst klar war, warum ich ihn nicht zurückließ, bis ich diesen Raum betrat. Wenn ich hier mit leeren Händen hereingestolpert wäre und all diesen Männern erklärte hätte, ich hätte Vordarian getötet, und hätte dann ihren Krieg für erledigt erklärt, wer hätte mir geglaubt? Außer dir.«
    »Illyan vielleicht. Er hat dich schon vorher in Aktion gesehen. Die anderen … da hast du ganz recht.«
    »Ich glaube, ich hatte auch irgendeinen Gedanken im Kopf aus der alten Geschichte. Pflegte man nicht die Leichen erschlagener Herrscher öffentlich zur Schau stellen, um falsche Thronbewerber unmöglich zu machen? Das schien angemessen. Obwohl von meinem Standpunkt aus gesehen Vordarian fast eine Nebensache war.«
    »Der Sicherheitsmann, der dich begleitet hat, hat mir berichtet, dass du den Replikator zurückgebracht hast, Hat er noch funktioniert?«
    »Vaagen hat ihn jetzt und überprüft ihn. Miles lebt. Schaden noch unbekannt. Ach ja, es sieht aus, als hätte Vordarian bei Evon Vorhalas die Hand im Spiel gehabt. Nicht direkt, sondern durch einen Mittelsmann.«
    »Illyan hatte schon den Verdacht.« Seine Arme umschlangen sie fest.
    »Wegen Bothari«, sagte sie. »Er ist in keiner guten Verfassung. Irgendwie überanstrengt. Er braucht echte Behandlung, eine medizinische, nicht eine politische. Diese Gedächtnislöschung war eine Horrorshow.«
    »Zu jener Zeit hat sie ihm das Leben gerettet. Mein Kompromiss mit Ezar. Ich hatte damals keine Macht. Ich kann jetzt etwas besseres bewirken.«
    »Das solltest du tun. Er ist auf mich fixiert wie ein Hund. Seine Worte. Und ich habe ihn wie einen Hund benutzt. Ich schulde ihm … alles. Aber er macht mir Angst. Warum mir?«
    Vorkosigan sah sehr nachdenklich aus. »Bothari … hat kein gutes Selbstwertgefühl. Keine starke Mitte. Als ich ihn zuerst traf, als es ihm am schlechtesten ging, da war seine Persönlichkeit nahe daran, sich in viele Teile aufzulösen. Wenn er eine bessere Erziehung gehabt hätte und nicht so beeinträchtigt wäre, dann hätte er einen idealen Spion abgegeben, einen Maulwurf, der tief eindringen könnte. Er ist ein Chamäleon. Ein Spiegel.
    Er wird, was auch immer man von ihm verlangt. Kein bewusster Prozess, glaube ich. Piotr erwartet einen loyalen Gefolgsmann, und Bothari spielt die Rolle, todernst, wie man es von ihm wünscht. Vorrutyer wollte ein Monster haben, und Bothari wurde sein Folterer. Und Opfer. Ich verlangte einen guten Soldaten, und er wurde einer für mich. Du …«

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