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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Cordelia sagte sich, seine lange Arbeitszeit sei der Tribut an den Beginn seiner neuen Tätigkeit. Er würde sich eingewöhnen und dann effizienter werden, wenn nicht mehr alles zum ersten Mal getan würde. Sie erinnerte sich an ihr erstes Raumschiffkommando im Betanischen Astronomischen Erkundungsdienst – das war gar noch nicht so lange her – und an ihre ersten Monate von nervöser Überbereitschaft. Später waren die mühevoll erlernten Aufgaben erst automatisch, dann nahezu unbewusst geworden, und ihr Privatleben war wieder aufgetaucht. Genauso würde es mit Aral geschehen. Sie wartete geduldig und lächelte, wenn sie ihn sah.
    Außerdem hatte sie ja eine Aufgabe: die Schwangerschaft. Das war eine Aufgabe von nicht geringem Status, der Verhätschelung nach zu urteilen, die ihr von allen zuteil wurde, angefangen von Graf Piotr bis zur Küchenmagd, die ihr zwischendurch nahrhafte kleine Happen brachte. Soviel Zuspruch hatte sie nicht einmal dann bekommen, wenn sie von einer einjährigen Erkundungsmission ohne einen einzigen Unfall zurückkam.
    Die Fortpflanzung schien hier viel begeisterter gefördert zu werden als auf Kolonie Beta.
    An einem Nachmittag lag sie nach dem Mittagessen mit den Füßen nach oben auf einem Sofa in einem schattigen Innenhof zwischen dem Haus und seinem rückwärtigen Garten und dachte über die verschiedenartigen Fortpflanzungsbräuche von Barrayar und Kolonie Beta nach. Den Fötus im Uterusreplikator, der künstlichen Gebärmutter, wachsen zu lassen, war hier unbekannt. Auf Kolonie Beta waren Replikatoren die populärste Methode, gewählt im Verhältnis drei zu eins, aber eine große Minderheit hielt sich aufgrund behaupteter psychosozialer Vorteile an die altmodische natürliche Methode. Cordelia hatte nie Unterschiede zwischen ›Vitro‹- und ›Vivo‹-Babies feststellen können, jedenfalls nicht zu der Zeit, wenn sie mit zweiundzwanzig erwachsen wurden. Ihr Bruder war vivo gewesen, sie selbst vitro, die Gefährtin ihres Bruders hatte für beide ihre Kinder vivo gewählt und damit ganz schön geprahlt.
    Cordelia hatte immer angenommen, sie würde, wenn die Reihe an sie käme, ihr eigenes Kind in einer Replikatorenbank am Beginn einer Erkundungsmission zeugen lassen, und dann wäre es bei ihrer Rückkehr bereit, von ihr in die Arme genommen zu werden. Falls sie zurückkehrte – das war immer der mögliche Haken daran, wenn sie das dunkle Unbekannte erkundete. Und sie hatte ebenfalls angenommen, dass sie einen interessierten Gefährten finden würde, mit dem sie sich zusammentun könnte und der willens und fähig wäre, die medizinischen, psychologischen und ökonomischen Tests abzulegen und den Kurs mitzumachen, der für eine Elternlizenz qualifizierte.
    Aral war dabei, ein hervorragender Vater zu werden, dessen war sie sich sicher. Falls er je wieder auf den Boden herabkam, von seiner neuen hohen Stellung. Sicherlich musste der erste Ansturm bald vorüber sein. Es war ein langer Fall von jener hohen Stelle, mit keinem Landeplatz in Sicht. Aral war ihr sicherer Hafen. Wenn er zuerst fiel … Sie zwang ihre Überlegungen entschlossen in positivere Bahnen.
    Nun, die Familien größe, das war die wirkliche, geheime, schlimme Faszination von Barrayar. Es gab hier keine gesetzlichen Beschränkungen, keine Zertifikate, die man sich verdienen musste, keine knapp bemessenen Drittkinder-Abweichungen, tatsächlich gab es überhaupt keine Regeln.
    Sie hatte auf der Straße eine Frau gesehen, die nicht drei, sondern vier Kinder hinter sich herschleppte, und niemand gaffte sie an. Cordelia hatte ihren eigenen Nachwuchs in ihrer Vorstellung von zwei auf drei vermehrt und sich herrlich sündig dabei gefühlt, bis sie eine Frau mit zehn Kindern traf. Vier vielleicht? Sechs? Vorkosigan konnte es sich leisten. Cordelia krümmte ihre Zehen und kuschelte sich in die Kissen, sie schwebte auf einer atavistischen Wolke genetischer Gier.
    Barrayars Wirtschaft war jetzt weit offen, sagte Aral, trotz der Verluste des letzten Krieges. Diesmal hatte die Oberfläche des Planeten keine Schäden davongetragen. Die Trockenlegung des zweiten Kontinents eröffnete tagtäglich neue Horizonte, und sobald der neue Planet Sergyar für die Kolonisation freigegeben war, würde sich der Erfolg verdreifachen.
    Überall herrschte Arbeitskräftemangel, die Löhne stiegen. Barrayar betrachtete sich selbst als entschieden unterbevölkert. Vorkosigan bezeichnete die wirtschaftliche Situation als sein Göttergeschenk, politisch

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