Barrayar
Grafenrobe.
Vorpatril lieferte sie ab und verschwand, und Aral begrüßte sie mit einem müden Lächeln.
»Lieber Captain, hältst du immer noch durch? Ich möchte, dass du Graf Vorhalas kennenlernst. Admiral Rulf Vorhalas war sein jüngerer Bruder. Wir müssen bald aufbrechen, wir sind zu einem privaten Essen mit der Prinzessin und mit Prinz Gregor eingeladen.«
Graf Vorhalas beugte sich tief über ihre Hand. »Mylady, ich fühle mich geehrt.«
»Graf, ich … begegnete Ihrem Bruder nur kurz. Aber Admiral Vorhalas machte auf mich einen Eindruck als Mann von überragenden Qualitäten.«
Und meine Seite hat ihn in die Luft gejagt. Ihr war nicht recht wohl, mit ihrer Hand in der seinen, aber er schien keine persönlichen Animositäten gegen sie zu hegen.
»Danke, Mylady. Wir waren alle dieser Meinung. Aha, da sind ja die Jungen. Ich habe ihnen versprochen, sie vorzustellen. Evon brennt auf einen Posten im Stab, aber ich habe ihm gesagt, dass er sich den verdienen muss. Ich wünsche mir, Carl hätte ebensoviel Interesse für den Dienst. Meine Tochter wird vor Neid fast vergehen. Sie haben alle Mädchen aufgewühlt, wissen Sie das, Mylady?«
Der Graf rannte davon, um seine Söhne herbeizuholen. O Gott, dachte Cordelia, das mussten ausgerechnet sie sein.
Die beiden Männer, die auf der Galerie vor ihr gesessen waren, wurden ihr vorgestellt. Beide erbleichten und beugten sich nervös über ihre Hand.
»Aber ihr seid euch schon begegnet«, sagte Vorkosigan. »Ich habe euch auf der Galerie miteinander reden sehen. Was für ein anregendes Gesprächsthema hattet ihr denn, Cordelia?«
»Ach … Geologie. Zoologie. Höflichkeit. Besonders Höflichkeit. Wir hatten eine sehr weitgespannte Diskussion. Wir haben jeder etwas vom anderen gelernt, so meine ich.« Sie lächelte und zuckte mit keinem Augenlid.
Oberstleutnant Evon Vorhalas blickte reichlich unbehaglich drein und sagte: »Ja, ich habe … etwas gelernt, was ich nie vergessen werde, Mylady.«
Vorkosigan fuhr mit der Vorstellung fort: »Oberstleutnant Evon Vorhalas, Lord Carl, Leutnant Koudelka.«
Koudelka, der beladen war mit Schreibfolien, Disketten, dem Kommandostab des Oberbefehlshabers der Streitkräfte, den man gerade Vorkosigan als designiertem Regenten übergeben hatte, und seinem eigenen Stock, war unsicher, ob er die Hände schütteln oder salutieren sollte, und so brachte er keines von beiden fertig, statt dessen fiel ihm alles auf den Boden. Das Bemühen der anderen, beim Aufheben zu helfen, hatte ein allgemeines Durcheinander zur Folge, und Koudelka lief rot an, während er sich nach seinen Sachen bückte. Droushnakovi und er griffen zur gleichen Zeit nach seinem Stock.
»Ich brauche Ihre Hilfe nicht, Fräulein«, fauchte Koudelka sie leise an, und sie prallte zurück und stellte sich steif hinter Cordelia.
Oberstleutnant Vorhalas gab ihm einige Disketten zurück. »Verzeihen Sie«, sagte Koudelka, »danke.«
»Nichts zu danken, Leutnant. Ich bin selbst einmal beinahe von Disruptor-Feuer getroffen worden. Das hat mir einen höllischen Schreck eingejagt. Sie sind ein Beispiel für uns alle.«
»Es … hat nicht weh getan.«
Cordelia, die aus persönlicher Erfahrung wusste, dass dies eine Lüge war, blieb ruhig, denn sie war zufrieden. Die Gruppe trennte sich in verschiedene Richtungen. Cordelia machte bei Evon Vorhalas halt.
»Es freut mich, dass ich Sie kennengelernt habe, Herr Oberstleutnant. Ich prophezeie Ihnen, dass Sie es in Ihrer Karriere weit bringen werden – und nicht in Richtung der Insel Kyril.«
Vorhalas lächelte angespannt. »Ich glaube, auch Sie werden es weit bringen, Mylady.« Sie verabschiedeten sich mit einem vorsichtigen und höflichen Nicken, und Cordelia wandte sich um, nahm Vorkosigans Arm und folgte ihm zu seiner nächsten Aufgabe, mit Koudelka und Droushnakovi im Schlepptau.
Der Kaiser von Barrayar glitt eine Woche später in sein endgültiges Koma, siechte aber noch eine weitere Woche dahin. Eines Morgens wurden Aral und Cordelia in aller Frühe von einem besonderen Boten aus der Kaiserlichen Residenz aus dem Bett geholt mit den einfachen Worten: »Der Doktor denkt, es ist so weit, Exzellenz.« Sie kleideten sich hastig an und begleiteten den Boten in den schönen Raum, den Ezar für die letzten Monate seines Lebens ausgewählt hatte. Die wertvollen Antiquitäten waren von medizinischen Geräten von anderen Planeten in den Hintergrund gedrängt worden.
Der Raum war voller Menschen: den Ärzten des alten Mannes,
Weitere Kostenlose Bücher