Barrayar
trat an den Ring heran, um sich dann zu strecken und Aufwärmübungen zu machen. »Sie sollten lieber Schiedsrichter machen, Kou«, rief er zurück. »Nur, damit es keine unnötige Aufregung gibt.«
»Ja, Sir.« Koudelka wandte sich Cordelia zu, bevor er zur Kampfarena zurückhinkte. »Ähem. Erinnern Sie sich nur daran, Mylady, sie haben sich in den vier Jahren, wo sie diesen Sport trieben, nie umgebracht.«
»Warum nur empfinde ich das eher ominös als beruhigend? Und doch: Bothari hat heute morgen sechs Runden gekämpft. Vielleicht wird er jetzt müde.«
Die beiden Männer traten in der Arena aufeinander zu und verneigten sich formell. Koudelka zog sich hastig aus ihrer Reichweite zurück. Die rauen, gutgelaunten Rufe der Zuschauer erstarben, während die eiskalte und konzentrierte Ruhe der beiden Kämpfer alle Blicke auf sich zog. Sie begannen, sich leichtfüßig zu umkreisen, dann trafen sie in einer blitzschnellen Aktion aufeinander. Cordelia sah nicht genau, was geschah, aber als sie sich wieder trennten, spuckte Vorkosigan Blut aus dem verletzten Mund, und Bothari krümmte sich über seinen Bauch.
Beim nächsten Kontakt landete Bothari einen Tritt gegen Vorkosigans Rücken, dessen Echo von den Gartenmauern widerhallte und der ihn aus der Arena herausschleuderte. Vorkosigan rollte sich wieder hoch und rannte zurück, obwohl ihm der Atem wegblieb. Die Männer, deren Schutz das Leben des Regenten anvertraut war, begannen einander besorgt anzublicken. Beim nächsten Griff erlebte Vorkosigan einen heftigen Sturz, und sofort landete Bothari auf ihm für einen anschließenden Würgegriff, Cordelia meinte, sie könnte sehen, wie sich seine Rippen unter den Knien auf seinem Brustkasten bogen. Ein paar von den Wachen stürzten nach vorn, aber Koudelka winkte sie zurück, und Vorkosigan, dessen Gesicht dunkelrot anlief, klopfte ab.
»Erster Punkt an Sergeant Bothari«, rief Koudelka. »Die besten zwei von drei, Sir?«
Sergeant Bothari stand leicht lächelnd da, und Vorkosigan blieb für eine Minute auf der Matte sitzen, um wieder zu Atem zu kommen. »Noch einen, auf jeden Fall. Muss unbedingt meine Revanche bekommen. Nicht in Form.«
»Sagte ich Ihnen«, murmelte Bothari. Wieder umkreisten sie sich. Sie trafen aufeinander, trennten sich, trafen wieder aufeinander, und plötzlich vollführte Bothari einen spektakulären Radschlag, während Vorkosigan unter ihn rollte, um eine Armsperre zu greifen, bei der er sich in seinem gedrehten Wurf fast die Schulter ausrenkte. Bothari zappelte kurz gegen den Fesselgriff, dann klopfte er ab.
Diesmal war es Bothari, der eine Minute lang auf der Matte saß, bevor er wieder hochkam.
»Das ist unglaublich«, kommentierte Droushnakovi mit begeistertem Blick, »vor allem, wenn man bedenkt, um wie viel kleiner er ist.«
»Klein, aber gefährlich«, stimmte Cordelia fasziniert zu. »Denken Sie dran.«
Die dritte Runde war kurz. Ein Durcheinander von Griffen und Schlägen und schlampigen gemeinsamen Stürzen endete plötzlich in einer Armfesselung mit Bothari in der Oberhand. Vorkosigan versuchte unklugerweise, die Sperre zu durchbrechen, und Bothari verrenkte ihm völlig ausdruckslos den Ellbogen mit einem hörbaren Knacks. Vorkosigan brüllte auf und klopfte ab. Wieder unterdrückte Koudelka den Impuls, unaufgefordert zur Hilfe zu eilen.
»Wieder einrenken, Sergeant«, stöhnte Vorkosigan von seinem Platz am Boden, und Bothari stützte einen Fuß auf seinen früheren Kapitän und zog an dem Arm mit einem genau dosierten Ruck.
»Sie müssen dran denken«, keuchte Vorkosigan, »das nicht mehr zu tun.«
»Wenigstens hat er ihn diesmal nicht gebrochen«, sagte Koudelka aufmunternd und half ihm mit Botharis Unterstützung hoch. Vorkosigan hinkte zu seinem Gartenstuhl zurück und setzte sich sehr vorsichtig zu Cordelias Füßen. Auch Bothari bewegte sich beträchtlich langsamer und steifer.
»Und das«, sagte Vorkosigan, immer noch um Atem ringend, »war, wie … wir das Spiel an Bord der alten General Vorkraft trieben.«
»All diese Anstrengung«, bemerkte Cordelia. »Und wie oft seid ihr wirklich in die Situation eines echten Nahkampfes geraten?«
»Sehr, sehr selten. Aber wenn, dann haben wir gewonnen.«
Die Gesellschaft löste sich auf, unter gemurmelten Kommentaren der anderen Kämpfer. Cordelia begleitete Aral, um seinem Ellbogen und seinem Mund Erste Hilfe angedeihen zu lassen und um ihm bei einer heißen Dusche, dem anschließenden Trockenreiben und dem Umziehen zu
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