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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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müssen?«
    Vorkosigan runzelte die Stirn und wurde still. »Hast du … einen Grund zu der Annahme, dass er Selbstmordgedanken hegt? Er schien mir ganz zufrieden zu sein.«
    »Das schien er – dir.« Cordelia ließ die Worte einen Moment im Raum stehen, um ihnen Nachdruck zu verleihen. »Ich denke, er ist etwa so nahe daran.« Sie hielt ihre Hand hoch, Daumen und Zeigefinger knapp einen Millimeter auseinander. Am Zeigefinger klebte noch ein bisschen Blut, sie blickte darauf mit trauriger Faszination.
    »Er hat mit diesem verdammten Schwert herumgespielt. Ich wünsche mir, ich hätte es ihm nie geschenkt. Ich denke, ich könnte es nicht ertragen, wenn er sich damit seine eigene Kehle durchschneidet. Das – schien es zu sein, woran er dachte.«
    »Oh.« Vorkosigan sah irgendwie kleiner aus, ohne seine glitzernde Militärjacke, ohne seinen Zorn. Er hielt ihr seine Hand entgegen, sie nahm sie und setzte sich neben ihn.
    »Also, wenn du in diesem deinem … Dickschädel Visionen hast, König Arthur zu spielen gegenüber uns, Lancelot und Guinevere, dann vergiss es. Das zieht nicht.«
    Er lachte endlich ein bisschen. »Meine Visionen waren näher an meinem Heim, fürchte ich, und beträchtlich schäbiger. Einfach ein alter schlechter Traum.«
    »Ja, ich … nehme an, es traf einen Nerv, obendrein.« Sie fragte sich, ob der Geist seiner ersten Frau sich je bei ihm aufhielt und ihn mit Todeskälte anhauchte, wie es Vorrutyers Gespenst manchmal bei ihr tat. Er schaute totenähnlich genug aus. »Aber ich bin Cordelia, denk daran. Nicht … irgend jemand anderer.«
    Er lehnte seine Stirn gegen die ihre. »Vergib mir, lieber Captain. Ich bin nur ein hässlicher, verängstigter alter Mann, und ich werde jeden Tag älter und hässlicher und furchtsamer.«
    »Du auch?« Sie ruhte in seinen Armen. »Ich protestiere jedoch gegen die Ausdrücke alt und hässlich. Dickschädel bezog sich nicht auf deine äußere Erscheinung.«
    »Danke sehr – ich beherzige es.«
    Es gefiel ihr, ihn wenigstens ein bisschen zu belustigen. »Es ist der Job, nicht wahr?«, sagte sie. »Kannst du darüber überhaupt sprechen?«
    Er presste seine Lippen aufeinander. »Im Vertrauen – obwohl das dein natürlicher Zustand zu sein scheint, weiß ich nicht, warum ich mich damit aufhalte, es zu betonen – es sieht aus, als wären wir noch vor dem Ende des Jahres in einen neuen Krieg verwickelt. Und wir haben uns noch nicht einmal richtig erholt, nach Escobar.«
    »Was! Ich dachte, die Kriegspartei wäre halb gelähmt.«
    »Unsere schon. Die der Cetagandaner ist jedoch noch in gut funktionierendem Zustand. Unser Nachrichtendienst hat Hinweise, dass sie planten, das politische Chaos, das hier auf Ezar Vorbarras Tod folgen sollte, auszunutzen, um einen Zugriff auf jene umstrittenen Wurmloch-Sprungpunkte zu verbergen. Statt dessen bekamen sie mich und – nun ja, ich kann es wohl kaum Stabilität nennen, bestenfalls dynamisches Gleichgewicht. Jedenfalls nicht die Art von Zerrüttung, auf die sie gezählt hatten. Daher der kleine Vorfall mit der Schallgranate. Negri und Illyan sind sich jetzt zu siebzig Prozent sicher, das dies das Werk der Cetagandaner war.«
    »Werden sie es … noch einmal versuchen?«
    »Fast sicher. Aber ob mit mir oder ohne mich, im Stab ist man der einhelligen Meinung, dass sie vor Ende des Jahres in großer Zahl hier eindringen werden. Und wenn wir schwach sind – dann werden sie sich einfach weiter voranbewegen, bis sie gestoppt werden.«
    »Kein Wunder, dass du so … geistesabwesend gewesen bist.«
    »Ist das der höfliche Ausdruck dafür? Aber nein. Ich habe schon seit einiger Zeit über die Cetagandaner Bescheid gewusst. Etwas anderes kam heute zur Sprache, nach der Ratssitzung. Eine private Audienz. Graf Vorhalas kam zu mir, um eine Gunst zu erbitten.«
    »Ich hätte gedacht, es würde dir ein Vergnügen bereiten, dem Bruder von Rulf Vorhalas einen Gefallen zu tun. Aber dem ist wohl nicht so?«
    Er schüttelte unglücklich den Kopf. »Der jüngste Sohn des Grafen, ein hitzköpfiger junger Narr von achtzehn, den man auf eine Militärschule hätte schicken sollen – wie ich mich erinnere, hast du ihn bei der Ratssitzung zur Eidesleistung getroffen …«
    »Lord Carl?«
    »Ja. Er ist gestern Abend bei einer Party in einen Streit zwischen Betrunkenen geraten.«
    »Das ist eine universelle Tradition. Solche Dinge geschehen sogar auf Kolonie Beta.«
    »Ganz richtig. Aber sie gingen nach draußen, um ihre Sache mit Waffen zu regeln,

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