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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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jeder von beiden, mit einem Paar stumpfer Schwerter, die Teil der Wanddekoration gewesen waren, und einigen Küchenmessern. Das machte das ganze genaugenommen zu einem Duell mit den zwei Schwertern.«
    »O je. Ist dabei jemand verletzt worden?«
    »Unglücklicherweise ja. Mehr oder weniger zufällig, nach dem, was ich gehört habe, fiel der Sohn des Grafen bei der Rauferei hin und brachte es dabei fertig, sein Schwert seinem Freund in den Bauch zu stoßen und ihm die Unterleibsaorta zu durchtrennen. Der Freund ist fast auf der Stelle verblutet. Als die Zuschauer endlich genügend zur Vernunft gekommen waren, um einen Notarzt zu holen, da war es schon viel zu spät.«
    »Du lieber Gott!«
    »Es war ein Duell, Cordelia. Es begann als eine Nachahmung, aber es endete in der Realität. Und deshalb gelten die Strafen für ein Duell.« Er stand auf und durchschritt dem Raum, hielt am Fenster inne und starrte hinaus in den Regen. »Sein Vater kam und bat mich um eine kaiserliche Begnadigung. Oder, falls ich die nicht gewähren könnte, ob ich nicht dafür sorgen könnte, dass die Anklage auf Totschlag abgeändert wird.
    Wenn das ganze als Totschlag verhandelt würde, dann könnte der Junge auf Notwehr plädieren und käme mit einer bloßen Gefängnisstrafe davon.«
    »Das scheint … ziemlich fair, nehme ich an.«
    »Ja.« Er ging wieder auf und ab. »Eine Gefälligkeit für einen Freund. Oder … der erste Spalt in der Tür, um diese teuflische Sitte wieder in unsere Gesellschaft zurückkehren zu lassen. Was geschieht, wenn der nächste Fall mir vorgetragen wird, und dann der nächste, und wieder der nächste? Wo fange ich an, die Grenze zu ziehen? Was ist, wenn der nächste Fall einen meiner politischen Feinde betrifft, und nicht ein Mitglied meiner eigenen Partei? Sollen all die Toten, die es gekostet hat, diese Sache auszurotten, umsonst gestorben sein? Ich erinnere mich an die Duelle und wie damals alles war. Und schlimmer – ein Ansatzpunkt für eine Regierung durch Freunde, dann durch Cliquen. Man kann über Ezar Vorbarra sagen, was man will, in dreißig Jahren rücksichtloser Arbeit hat er die Regierung von einem Club der Vor-Klasse in so etwas wie eine Herrschaft des Gesetzes umgewandelt, ein Gesetz für alle.«
    »Ich fange an, das Problem zu sehen.«
    »Und ich – unter all den Männern muss ich diese Entscheidung treffen! Der ich vor zweiundzwanzig Jahren für genau das gleiche Verbrechen hätte öffentlich hingerichtet werden sollen!« Er blieb vor ihr stehen. »Die Geschichte von dem Vorfall gestern Abend ist heute morgen in verschiedenen Varianten schon in der ganzen Stadt verbreitet. In ein paar Tagen wird sie überall bekannt sein. Ich ließ sie vom Informationsdienst unterdrücken, vorläufig, aber das war wie Spucken gegen den Wind. Es ist zu spät, um das Ganze zu vertuschen, selbst wenn ich das tun wollte. Also wen soll ich jetzt verraten? Einen Freund? Oder Ezar Vorbarras Vertrauen? Es gibt keinen Zweifel, welche Entscheidung er gefällt hätte.«
    Er setzte sich wieder neben sie und nahm sie in die Arme. »Und das ist erst der Anfang. Jeden Monat, jede Woche wird es wieder irgendeine unmögliche Sache geben. Was wird von mir übrigbleiben, wenn das fünfzehn Jahre lang so weitergeht? Eine leere Hülle, wie das Ding, das wir vor drei Monaten beerdigt haben, nachdem wir bei seinem letzten Atemzug darum beteten, dass es keinen Gott geben möge? Oder eine von der Macht korrumpierte Monstrosität wie sein Sohn, der so infiziert war, dass er nur durch einen Plasmabogen sterilisiert werden konnte? Oder etwas noch Schlimmeres?«
    Seine unverhüllte Qual erschreckte sie. Als Antwort hielt sie ihn fest umschlungen. »Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht. Aber irgend jemand … irgend jemand hat schon immer diese Art von Entscheidungen getroffen, während wir in glücklicher Unwissenheit dahinspazierten und die Welt als gegeben nahmen. Und dieser Jemand war auch nur ein Mensch. Nicht besser, nicht schlechter als du.«
    »Ein erschreckender Gedanke.«
    Sie seufzte. »Du kannst nicht im Dunkeln mit Hilfe der Logik zwischen zwei Übeln wählen. Du kannst dich nur an die Sicherheitslinie eines Prinzips halten. Ich kann nicht deine Entscheidung treffen. Aber welche Prinzipien auch immer du jetzt wählst, die werden deine Sicherheitslinien sein, die dich voranbringen. Und um deines Volkes willen müssen sie konsequent sein.«
    Er ruhte in ihren Armen. »Ich weiß. Es gab eigentlich keine wirkliche Frage über diese

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