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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Negri, der schlaff auf dem Sitz lag, fürchtete jetzt nichts mehr, und sie beneidete ihn fast.
    »Hast du gesehen, was mit deiner Mutter geschehen ist, Gregor?«, murmelte Cordelia dem Jungen ins Ohr.
    »Die Soldaten nahmen sie mit.« Seine Stimme war dünn und ausdruckslos.
    Der überladene Leichtflieger hüpfte in die Luft, und Bothari steuerte ihn in etwa den Hügel hinauf, nur wenige Meter über dem Boden. Der Flieger jaulte und stöhnte und klapperte. Cordelia tat dies ebenfalls, innerlich. Sie drehte sich um, um durch das verzogene Verdeck einen Blick – einen letzten Blick? – auf Aral zu werfen, der sich schon abgewendet hatte und der Auffahrt zueilte, wo seine Soldaten eine kunterbunte Sammlung von Fahrzeugen, privaten und dienstlichen, zusammenbrachten.
    Warum nehmen wir nicht eines von denen?
    »Wenn Sie über den zweiten Hügelkamm setzen – falls Sie das können –, dann gehen Sie nach rechts, Sergeant«, dirigierte Piotr Bothari. »Folgen Sie dem Bach.«
    Zweige schlugen gegen das Verdeck, als Bothari weniger als einen Meter hoch über dem Rinnsal und den scharfen Felsen dahinflog.
    »Landen Sie auf dem kleinen Platz dort und schalten Sie die Maschine ab«, befahl Piotr. »Jeder von uns soll alle strombetriebenen Geräte ablegen, die er trägt.« Er entledigte sich seines Chronos und seines Kom-Links. Cordelia streifte ihr Chrono ab.
    Bothari, der den Flieger neben dem Bach sanft landete, unter einigen von der Erde importierten Bäumen, die ihre Blätter erst zur Hälfte abgeworfen hatte, fragte: »Schließt das auch Waffen ein, Mylord?«
    »Besonders Waffen, Sergeant. Die Ladeeinheit eines Betäubers wirkt auf einem Scanner wie eine Fackel. Und die Stromzelle eines Plasmabogens leuchtet darauf wie ein Sonnwendfeuer.«
    Bothari fischte je zwei der angesprochenen Geräte aus seinen Taschen, daneben andere nützliche Geräte: einen Handtraktor, sein Kom-Link, sein Chrono und eine Art von kleinem medizinischen Diagnosegerät. »Auch mein Messer, Mylord?«
    »Ist es ein Vibra-Messer?«
    »Nein, bloß aus Stahl.«
    »Dann behalten Sie es.« Piotr beugte sich über das Steuerpult des Leichtfliegers und begann damit, den Autopiloten umzuprogrammieren.
    »Alle aussteigen. Sergeant, blockieren Sie das Verdeck so, dass es halb offen bleibt.«
    Bothari erfüllte diese Aufgabe, indem er einen Stein mit Gewalt in die Auflagerille des Verdecks zwängte, dann wirbelte er herum: es kam ein Geräusch aus dem Unterholz.
    »Ich bin’s«, ertönte die atemlose Stimme von Esterhazy. Esterhazy, der vierzig Jahre alt war und damit noch als junger Bursche neben einigen von Piotrs grauhaarigen Veteranen gelten konnte, hielt sich immer in Topform, er musste sich wirklich arg beeilt haben, wenn er so außer Atem war. »Ich habe sie, Mylord.«
    ›Sie‹ stellten sich heraus als vier von Piotrs Pferden, sie waren mit Leinen zusammengebunden, die an den Metallstücken in ihren Mäulern befestigt waren, welche auf Barrayar ›Gebisse‹ genannt wurden. Cordelia erschien das als eine sehr kleine Steuereinrichtung für ein so großes Transportmittel. Die großen Tiere zuckten und stampften und schüttelten ihre klirrenden Köpfe, ihre roten Nüstern waren rund und bebten.
    Piotr war fertig mit der Umprogrammierung des Autopiloten. »Bothari, hierher«, rief er. Zusammen hoben sie Negris Leiche wieder auf den Pilotensitz und gurteten sie dort an. Bothari ließ den Motor des Leichtfliegers an und sprang heraus. Der Flieger taumelte in die Luft, krachte fast in einen Baum und tuckerte dann zurück über den Hügelkamm. Piotr, der dastand und beobachtete, wie der Leichtflieger hochstieg, murmelte leise: »Grüße ihn von mir, Negri.«
    »Wohin schickst du ihn?«, fragte Cordelia. Nach Walhalla?
    »Auf den Grund des Sees«, sagte Piotr mit einiger Befriedigung. »Das wird ihnen Kopfzerbrechen bereiten.«
    »Werden die, die ihn verfolgen, nicht aufspüren? Und ihn wieder heraushieven?«
    »Am Ende schon. Aber der Flieger dürfte in dem Bereich untergehen, wo der See zweihundert Meter tief ist. Das wird sie Zeit kosten. Und sie werden zuerst nicht wissen, wann er untergegangen ist und wie viele Leichen daraus fehlen. Sie werden dieses ganze Stück des Seebodens absuchen müssen, um sicher zu sein, dass Gregor nicht dort unten steckt. Und negative Indizien sind nie ganz beweiskräftig, nicht wahr? Sie werden es nicht wissen, selbst dann nicht. Steigt auf, Leute, wir machen uns auf den Weg.«
    Er ging entschlossen auf seine Pferde

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