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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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einmal die Notwendigkeit für die traditionelle Methode des Kindermordes, wo das Kind bei den Füßen gepackt und sein Kopf gegen die nächste Betonmauer geschleudert wurde, Miles war so klein, dass die Stiefel nur auf ihn zu treten brauchten, um ihn zu Brei zu zermalmen … Sie holte tief Luft.
    Miles geht es gut. Er ist anonym, genau wie wir. Wir sind sehr klein und sehr still und sicher. Schweige, sei still, Kind. Sie umarmte Gregor fest.
    »Mein kleiner Sohn ist auch in der Hauptstadt, wie deine Mama. Und du bist bei mir. Wir werden aufeinander aufpassen. Ganz sicher!«
    Nach dem Abendessen, als es immer noch kein Zeichen von Kly gab, sagte Cordelia: »Zeigen Sie mir die Höhle, Sergeant.« Kly bewahrte auf seinem Kaminsims eine Schachtel mit Kaltlichtern auf. Bothari brach eins auf und führte Cordelia und Gregor auf einem kaum sichtbaren steinigen Pfad hinauf in die Wälder. Er wirkte wie ein bedrohliches Irrlicht mit dem hellen, grünlich gefärbten Licht, das aus dem Rohr zwischen seinen Fingern leuchtete.
    Der Platz vor dem Höhleneingang zeigte Anzeichen dafür, dass man hier einmal gerodet hatte, obwohl inzwischen die wild wuchernde Vegetation schon wieder bis zur Höhle vorgerückt war. Der Gang war keineswegs verborgen: ein gähnendes schwarzes Loch, dessen Höhe der doppelten Größe von Bothari entsprach und das breit genug war, dass man einen Leichtflieger hindurchschieben konnte. Unmittelbar hinter dem Eingang hob sich die Höhlendecke und Wände ragten auf und bildeten eine große, staubige Höhle. Ganze Patrouillen konnten hier drinnen kampieren und hatten das auch in ferner Vergangenheit getan, nach dem uralten Abfall zu schließen, der herumlag. Nischen für Schlafkojen waren in den Fels gemeißelt, Namen, Initialen, Daten und derbe Kommentare bedeckten die Wände.
    Eine kalte Feuergrube in der Mitte hatte ihre Entsprechung in einem rauchgeschwärzten Lüftungsloch in der Decke, durch das einst der Rauch entwichen war. Vor Cordelias geistigem Auge erschien eine geisterhafte Schar von Bergbewohnern, Guerillakriegern, die aßen, scherzten, Gummiblatt ausspuckten, ihre Waffe reinigten und ihren nächsten Oberfall planten. Späher und Kundschafter kamen und gingen, Gespenster unter den Gespenstern, um ihre wertvollen, mit Blut erkauften Informationen ihrem jungen General vorzutragen, der seine Landkarten auf dem flachen Fels dort drüben ausgebreitet hatte … Sie schüttelte die Vision aus ihrem Kopf, nahm das Licht und erforschte die Nischen. Mindestens fünf passierbare Ausgänge führten aus der Höhle fort, von denen drei allem Anschein nach häufig benutzt worden waren.
    »Hat Kly gesagt, wohin die führen, wo sie herauskommen, Sergeant?«
    »Nicht genau, Mylady. Er sagte, die Gänge führten kilometerweit in die Hügel. Er war schon spät dran und hatte es eilig, weiterzukommen.«
    »Ist das ein vertikales oder horizontales System? Was hat er gesagt?«
    »Verzeihung, Mylady?«
    »Sind alle auf ein und derselben Ebene, oder gibt es unerwartete tiefe Abstürze? Gibt es viele Sackgassen? Welchen Weg sollten wir nehmen? Gibt es unterirdische Wasserläufe?«
    »Ich glaube, er erwartet, dass er uns führt, falls wir hier reingehen. Er fing an zu erklären, sagte dann aber, es sei zu kompliziert.«
    Sie runzelte die Stirn und erwog die Möglichkeiten. Sie hatte ein bisschen Höhlenausbildung bei ihrem Training für den Erkundungsdienst mitbekommen, und zwar genug, um zu begreifen, was der Ausdruck Achtung vor den Gefahren bedeutete. Luftlöcher, Abstürze, Felsspalten, labyrinthische Quergänge … dazu, hier, das unerwartete Steigen und Fallen von Wasser, worüber man sich auf Kolonie Beta nicht viele Sorgen zu machen brauchte. Es hatte in der vergangenen Nacht geregnet. Sensoren waren keine große Hilfe, wenn es darum ging, einen verlorenen Höhlenforscher zu finden. Und wessen Sensoren? Wenn das System so ausgedehnt war, wie Kly angedeutet hatte, dann konnte es Hunderte von Suchenden verschlucken … Ihr Stirnrunzeln wandelte sich langsam zu einem Lächeln.
    »Sergeant, heute Nacht kampieren wir hier!«
    Die Höhle gefiel Gregor, besonders als Cordelia die Geschichte des Ortes beschrieb. Er tobte in der Höhle herum, wobei er kriegerische Selbstgespräche führte wie: »Zack, zack, zack!«, kletterte in alle Nischen und versuchte, die derben Worte herauszubringen, die in die Wände geritzt waren. Bothari entzündete ein kleines Feuer in der Grube, breitete eine Bettrolle für Gregor und Cordelia

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