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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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wider:
    »Mylady. Majestät. Zeit zu gehen.«
    »Kly?«
    »Nein.«
    Cordelia rollte auf ihre Füße, stieß einen vorbereiteten Erdhaufen über die letzten Kohlen ihres Feuers, packte Gregor und verfrachtete ihn aus der Höhle hinaus. Er sah plötzlich erschrocken und kränklich aus. Bothari zog die Zügel von den Pferden los, lockerte sie und warf die Geschirre auf einen Haufen mit den Sätteln. Cordelia kletterte ein Stück neben der Höhle hoch und warf einen Blick über die Baumwipfel. Ein Flieger war vor Klys Hütte gelandet. Zwei schwarzuniformierte Soldaten umkreisten sie von beiden Seiten. Ein dritter verschwand unter dem Dach der Veranda. Schwach und verzögert kam aus der Ferne das Geräusch, das verriet, dass Klys Vordertür eingetreten wurde. Nur Soldaten waren in dem Flieger, keine Bergbewohner, weder als Führer noch als Gefangene. Kein Zeichen von Kly.
    Bothari nahm Gregor hoch und trug ihn huckepack, und so rannten sie in die Wälder, Rose machte Anstalten, ihnen zu folgen, und Cordelia drehte sich um, winkte mit den Armen und flüsterte verzweifelt: »Nein! Geh weg, du dummes Vieh!«, um sie zu verscheuchen.
    Rose zögerte, dann machte sie kehrt, um bei ihrem lahmenden Gefährten zu bleiben.
    Sie lief gleichmäßig, ohne Panik. Bothari hatte den Weg gut ausgesucht und nutzte schützende Felsen und Bäume und vom Wasser gegrabene Stufen aus. Sie krabbelten hinauf, hinunter, wieder hinauf, aber als Cordelia gerade dachte, ihre Lungen würden bersten und ihre Verfolger müssten sie aufspüren, da verschwand Bothari an einer steilen Felswand.
    »Hierher, Mylady!«
    Er hatte eine dünne horizontale Spalte in dem Felsen gefunden, einen halben Meter hoch und drei Meter tief. Sie rollte neben ihm hinein und sah, dass die Nische auf allen Seiten von solidem Fels abgeschirmt wurde, außer auf der Vorderseite, und die war von herabgestürzten Steinen fast blockiert. Ihr Bettzeug und ihr Proviant warteten schon auf sie.
    »Kein Wunder«, keuchte Cordelia, »dass die Cetagandaner hier oben Schwierigkeiten hatten.« Ein Wärmesensor musste direkt in die Höhle gerichtet werden, damit er sie ausfindig machen konnte, und zwar von einem Punkt zwanzig Meter in der Luft über der Schlucht. Und an dieser Stelle gab es Hunderte ähnlicher Spalten.
    »Noch besser«, Bothari holte aus der Rolle mit ihrem Bettzeug einen uralten Feldstecher, den er aus Klys Kabine hatte mitgehen lassen, »wir können sie sehen.«
    Das Fernglas bestand aus nichts anderem als zwei miteinander verbundenen Röhren mit verstellbaren Glaslinsen, also aus völlig passiven Lichtkollektoren. Es musste noch aus der Zeit der Isolation stammen. Die Vergrößerung war schwach im Vergleich zum modernen Standard, es gab keine UV- oder Infrarot-Verstärkung, keinen Entfernungsmesser-Impuls … also auch keine Stromzelle, die aufspürbare Energiespuren hinterlassen konnte. Flach auf dem Bauch liegend, mit dem Kinn im Geröll, konnte Cordelia den fernen Höhleneingang erspähen, auf dem Abhang, der sich jenseits der Schlucht und eines scharfen Felskamms erhob. Als sie sagte: »Jetzt müssen wir sehr leise sein«, rollte sich Gregor, der ganz bleich im Gesicht war, in Embryohaltung zusammen.
    Die schwarzgekleideten Männer fanden schließlich die Pferde, obwohl sie eine Ewigkeit dafür zu brauchen schienen. Dann fanden sie den Höhleneingang. Die kleinen Figuren gestikulierten aufgeregt miteinander, liefen hinein und heraus, und riefen den Flieger, der dann vor dem Eingang landete, wobei viel Gebüsch niedergewalzt wurde. Vier Männer gingen hinein, einer kam wieder heraus. Nach einiger Zeit landete ein weiterer Flieger. Dann kam ein Luftlaster und entlud eine ganze Patrouille.
    Der Eingang zum Berg nahm alle auf. Ein weiterer Luftlaster kam, und es wurden Lichter aufgestellt, ein Feldgenerator, Funkgeräte.
    Cordelia machte im Bettzeug ein Nest für Gregor, fütterte ihn mit kleinen Happen und ließ ihn aus ihrer Wasserflasche trinken, Bothari streckte sich an der Rückwand der Nische aus, wobei er nur die dünnste Decke zusammengefaltet unter den Kopf legte, ansonsten schien er gegen den Stein unempfindlich zu sein. Während Bothari schlummerte, zählte Cordelia sorgfältig, wie viele Jäger eintrafen. Am späten Nachmittag waren nach ihrer Rechnung schon etwa vierzig Männer in die Höhlen hinabgegangen und nicht wieder hochgekommen.
    Zwei Männer wurden auf Schwebebahren festgegurtet herausgebracht, in einen Sanitätstransporter geladen und weggeflogen.

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