Barry Trotter und die schamlose Parodie
gab ein Quietschen von sich, begann herumzuhüpfen und knickte bei jedem Sprung in der Mitte zu einem Mund zusammen. Zed zerquetschte ihn mit seiner fleischigen Faust. Der Kronkorken quiekte kurz und rührte sich dann nicht mehr. Lon stimmte das traurig. Barry bedauerte die Latexdame, die dazu verdammt war, für Zed, den unerstättlichen Geppetto, den Pinocchio zu geben. In bester Internatstradition herrschte, auch in Hogwash ein Perversionen aller Art förderliches Klima. All die Regeln, Vorschriften und Verbote, all die Teenagerhormone ... Die Schüler trugen kaum Schäden davon, aber die Lehrer waren fast ausnahmslos sexuell abseitig veranlagt (und nicht nur sexuell).
»Was kann ich für euch tun, Jungs?«
Lon fiel gleich mit der Tür ins Haus: »Wir wollen jemanden entführen!« Damit konnte Zed nichts anfangen, und er sah Barry fragend an.
»Wir müssen raus in die Muddelwelt — vielleicht sogar nach Amerika —, um ein paar Leute davon abzuhalten, einen Film über mich zu drehen«, sagte Barry.
Als ihm klar wurde, dass er auch bei diesem Projekt keine Rolle spielen würde, wich jede Hilfsbereitschaft aus Zeds Gebaren.
»Tja, ich weiß wirklich nicht, wie ein unbedeutender Waffenmeister wie ich euch dabei helfen soll«, sagte Zed. »Wenn ihr mich jetzt bitte entschuldigen wollt, ich muss diesen Lolli entschärfen.« Er nahm etwas in die Hand, das aussah wie ein gewöhnlicher Lutscher. Er war in irgendeiner Fremdsprache beschriftet, und durch ein Loch im Einwickelpapier konnte Barry sehen, dass er leuchtendorange war.
Lons Augen begannen zu strahlen. »Oooh! Darf ich den haben?«
»Nein, Lon«, erwiderte Zed und lächelte ihn an. »Das könnte dein Tod sein. Deine ungezogenen Brüder haben ihn in ihrem Süßigkeitenversteck neben der Statue des Zauberers mit den elf Fingern im zweiten Stock versteckt, und ein Siebtklässler hat ihn gefunden. Beinahe hätte er ihn gegessen. Kaum auszudenken, was hätte passieren können.« Barry pflichtete ihm bei — etwas Süßes zu essen, das durch Ferd und Jorge Measlys Hände gegangen war, war nie eine gute Idee. Er erinnerte sich an die Naschereien, die die beiden vor ein paar Jahren an die Schulanfänger verteilt hatten. Sie sahen aus wie leckere Schokotrüffel, doch sie enthielten Insekteneier, die sich in den Eingeweiden des Opfers zu Monarchfaltern entwickelten, die dann irgendwann aus dem Po wieder entfleuchten. Es war toll!
Zed ging zur Tür. »Ich hab noch die ganze Nacht zu tun, also wenn ihr mich bitte entschuldigen würdet ...«
»Warten Sie! Hören Sie zu, Mr. Grimfood«, sagte Barry und dachte sich schnell eine passende Lüge aus, »wir müssen diesen Film stoppen, weil wir das Drehbuch gesehen haben, und, nun ja, das stimmt hinten und vorne nicht. Es fehlen gewisse Personen, wichtige Personen« — Zeds Miene hellte sich auf —, »und nun fahren wir hin, um dafür zu sorgen, dass sie doch in dem Film Vorkommen und die Anerkennung finden, die sie verdienen.«
»Hm, tja, wenn das so ist ...« Zed versuchte sein plötzlich entfachtes Interesse zu kaschieren, indem er mit den Muskeln seines rechten Ohres den Zauberstab, der dahinter steckte, in die Luft katapultierte und ihn dann mit der Hand wieder auffing. Diese nervöse Angewohnheit war beim ersten Mal noch ziemlich beeindruckend, aber nach einem ganzen Semester Magische Waffenkunde ging sie einem ziemlich auf den Keks. »Was kann ich für euch tun?«
Dieser Trottel, dachte Barry und zog ihn über den Tisch. »Wir brauchen ein paar Sachen für unseren Auftrag. Etwas, das uns hilft, wenn es hart auf hart kommt.«
»Wie war’s mit dieser Säge?« fragte Zed und wuchtete eine zweieinhalb Meter lange, silberne Hellebarde in die Luft. »Man legt hier am Griff einen Schalter um, und ...« Die Klinge am Ende begann sich mit einem grässlichen Brummton um sich selbst zu drehen.
»Die beste Säge der Welt. Schneidet einfach alles!« brüllte Zed. »Das wird diese Hollywood-Typen überzeugen!«
Lon hielt sich die Ohren zu und hopste breit grinsend auf und nieder. An lauten Geräuschen hatte er seine helle Freude. Barry teilte seine Begeisterung nicht. »Nein, danke«, schrie er. »Wir brauchen etwas Kleineres. Etwas, das sich leichter verstecken lässt!«
»Wie ihr wollt!« schrie Zed zurück. Das Getöse brachte ihn durcheinander, und er legte die Säge hin, ohne sie auszustellen. Sie war tatsächlich so gut, wie er behauptet hatte, und durchschnitt, begleitet von einem Sprühregen von Betonsplittern,
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