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Barry Trotter und die schamlose Parodie

Titel: Barry Trotter und die schamlose Parodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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reichte Barry den Behälter. Die Knöpfe, die verzaubert waren, kullerten lachend davon und versteckten sich in den Spalten und Ritzen des Korridors. Basil würde Stunden brauchen, um sie wieder einzusammeln.
    »Danke, Kleiner«, sagte Barry und setzte in dem Bewusstsein, dass Basil mit dieser Begegnung vor seinen Freunden prahlen würde, seinen Weg fort.
    Als Barry die Tür zu seinem Zimmer öffnete, empfing ihn das vertraute Katastrophengebiet: ein ungemachtes, nach Schweißfuß stinkendes Bett; nachlässig mit Klebeband an der Wand befestigte Poster von >Reservoir Dogs<, Bob Marley und natürlich ein lebensgroßes Bild von Art Valumord, dem Leadsänger von >Valid Tumor Alarm<; eine kaputte Lavalampe; ein Schreibtisch, auf dem sich alte Schularbeiten, Schmähbriefe, Strafzettel, Rechnungen und anderer Müll türmten; und seine Lieblingstrophäe, ein geklautes Straßenschild (>5 km bis zum Schlund der Hölle — keine Wendemöglichkeit!<). Ein paar wenige Bücher standen auf Regalen oder lagen achtlos aufgestapelt herum: Camus und Hesse — nie angerührt; Salinger, Kerouac, Vonnegut — quergelesen; Brautigan — aus der Zeit, als er geglaubt hatte, er sei sensibel genug, um Gedichte zu schreiben (ein Irrtum); jede Menge Comics und diverse Jahrgänge der Satirezeitschrift >Viz< — sein Patenonkel Serious hatte ihm vor zehn Jahren ein Abo geschenkt, das aus irgendeinem Grund immer noch nicht abgelaufen war.
    Und dann war da natürlich noch seine treue Eule, Hertha, die nörgelnd in ihrem Käfig saß. Hertha wurde in Barrys Zimmer eingesperrt, seit sie sich vor fünf Jahren an Drafi Malfies’ Weichteilen zu schaffen gemacht hatte, und wie immer war ihr Käfig völlig verdreckt. Barrys Maxime lautete: »Saubergemacht wird erst, wenn einem der Dreck die Tränen in die Augen treibt.«
    Die Keksdose in der Hand, ging er hinüber zu Herthas Käfig. Er öffnete die Tür, knickte die Ecken der kotbeschmutzten Zeitung um und faltete sie zu einem Päckchen zusammen. Dieses schob er geschickt in die Dose. Sie war so voll, dass er sie mit Klebeband schließen musste.
    Barry lachte in sich hinein. Es sind die kleinen Freuden, die einem das Leben versüßen.
    Er nahm ein Stück braunes Papier, wickelte die Dose sorgfältig ein und begann dann, das Päckchen zu adressieren. Er zögerte; in Anbetracht des Muddel-Gerichtsbeschlusses, der vor ein paar Jahren erlassen worden war, musste er darauf achten, dass man es nicht zurückverfolgen konnte. Er schwenkte seinen Zauberstab und murmelte den uralten Aufrufezauber.
    » Dallidalli! «
    Sein magischer Füller erhob sich von seinem Schreibtisch und flog zu ihm herüber. Er verharrte über dem Päckchen, bis Barry sagte: »Mr. Werner Dimsley, Filibustergasse 4, Piddlesex, England.« Und als Krönung des Ganzen gab er als Absenderadresse die von Onkel Werners Chef an. Bei dem Gedanken, welche seelischen Schäden er den Betroffenen zufügen würde, musste Barry lächeln. Dann regte sich aus irgendeinem Grund ganz kurz sein Gewissen, doch er würgte es ab wie einen wehrlosen kleinen Wichtel.
    Obwohl seine Fans den Dimsleys ohnehin seit Jahren Morddrohungen schickten, hatte auch Barry sie die ganze Zeit terrorisiert, und das zu Recht. Zuerst hatte er den fettleibigen, sadistischen Sohn in den Wahnsinn getrieben, indem er in seinem Kopf ununterbrochen Hunde >Jingle Bells< kläffen ließ. Dann hatte er dafür gesorgt, dass seine Tante sich unsterblich in die Queen verliebte, was den doppelten Vorteil hatte, dass das nicht nur die Ehe der Dimsleys ruinierte (Werner wurde in die Arme anderer, noch zänkischerer, noch unattraktiverer Frauen getrieben), sondern auch dazu führte, dass Mrs. Dimsley von nun an rund um die Uhr vom britischen Geheimdienst überwacht wurde. Zu Barrys Überraschung hatte sich Werner als der zäheste der drei erwiesen, so zäh wie ein von der sengenden Sonne kleingeistiger Verbohrtheit steinhart gebrannter Kuhfladen.
    »Hier, Hertha, einmal Muddelpost!« sagte Barry und betraute die Eule mit der unangenehmen Aufgabe, ihre eigenen Ausscheidungen zu befördern. Doch sie war so froh, frei zu sein, dass sie, ohne zu murren, den Bindfaden mit ihren Krallen packte und aus dem Fenster sauste. Sie kehrte allerdings noch einmal um, um Barry einen finsteren Blick zuzuwerfen, und er hätte schwören können, dass sie ihm die Zunge herausstreckte. Es war traurig, aber wahr, dass sein Ruhm Tieren nichts bedeutete; sie waren einfach keine Arschkriecher.
    Barry schlüpfte in seine

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