Barry Trotter und die schamlose Parodie
Abmachung.«
»Na gut«, sagte Barry. »Ich wohne bei Ferd und Jorge. Lon und Hermeline sind auch da.«
»Na, das ist ja ein richtiges Klassentreffen. Wie kommt's?«
»Das ist eine lange Geschichte. Um es kurz zu sagen: Wir versuchen, diesen >Barry Trotter<-Film zu verhindern«, sagte Barry.
»Ich persönlich würde mich ja freuen, wenn jemand einen Film über mein Leben drehen würde. Denn dann könnte ich Geld von Bill Gates kassieren. Du musst einen guten Grund haben, wenn du nicht willst, dass ein Film über dich in die Kinos kommt ...«
»Den werde ich dir nicht sagen, denn sonst wüsste innerhalb von Millisekunden der ganze Club Bescheid.«
»Du unterschätzt mich, Beaujolais, wirklich. Aber ist die Wohnung der Jungs nicht ein bisschen eng für euch alle? Die wird doch sicher nicht sehr groß sein«, sagte Serious.
»Stimmt. Und sie stinkt.«
»Ich schätze, ich könnte euch hier für einige Nächte ein paar Zimmer besorgen. Ich bin sicher, es ist noch was frei«, sagte Serious. »Überleg’s dir. Das ist das mindeste, was ich tun kann, nachdem du mir meine Freiheit zurückgegeben hast.«
»Das werde ich, Serious. Danke«, sagte Barry, und die beiden trennten sich. Trotz seines Namens war Serious der unseriöseste Erwachsene, den Barry je kennengelernt hatte — oder sich auch nur vorstellen konnte. Er war ganz unterhaltsam — sofern man über die Kollateralschäden hinwegsah, die dieser Mann meist hinterließ. Das Wort »Konsequenzen« kam in Serious’ Wortschatz nicht vor. Solange Barry ihn kannte, hatte sein Patenonkel einen Atomkrieg propagiert, denn, um es mit seinen Worten zu sagen: »Das würde den Wert meiner Comic-Sammlung ins Unermessliche steigern.« Barry hatte nie den Mut gehabt, ihm zu sagen, wie sich Temperaturen von Millionen Grad auf bedrucktes Papier auswirken.
Kapitel zehn
Fantastic!
Die Stadt gefällt mir, dachte Barry, während er zwischen den Wolkenkratzern hindurchspazierte. Mir gefällt, wie es hier aussieht und dass es hier niemanden kümmert, ob man zaubern kann oder nicht. Mir gefällt sogar, wie die Busabgase die Lungen von innen glattschmirgeln. Überall tobte das Leben — Musik dröhnte, Leuchtreklamen blinkten, Massen von Menschen strömten in alle Himmelsrichtungen — Barry fühlte sich so richtig lebendig.
Da die Zeit fürs Mittagessen bereits vorüber war, kaufte er sich einen Hot dog. Einer plötzlichen Eingebung folgend, blieb er bei einem Münzfernsprecher stehen und rief bei Fantastic Books an; vielleicht konnten die ihm helfen. Die Frau, die dran war, sagte, J. G. sei nicht da, und selbst wenn ... »Sie wissen ebensogut wie ich, dass Barry Trotter nur eine fiktive Figur ist.« Fantastic bekam über hundert Anrufe am Tag, teils von irgendwelchen Witzbolden, teils von Geisteskranken, die sich allesamt als Barry Trotter ausgaben.
Schließlich hatte Barry ihr Gequatsche satt, und so schickte er einen Zauberspruch durchs Telefon. Obwohl die Zauberkraft durch die Leitung stark gemindert wird — bitte versuchen Sie das nicht zu Hause —, brachte der Spruch sie so weit auf Trab, dass sie ihn mit der Dame von der Presseabteilung verband.
Diese wiederum hatte keinerlei Schwierigkeiten, Barry zu glauben, dass er der war, der zu sein er behauptete. Es schien fast, als hätte sie seinen Anruf erwartet .
Sie bat ihn, doch auf ein Mineralwasser in den Verlag zu kommen, um alle mal kennenzulernen. Sie wirkte sehr freundlich, fast übereifrig — das war endlich mal was anderes. Barry sagte zu und rief Hermeline und Lon an. Lon würde es in einem Kinderbuchverlag gefallen, und Barry war entschlossen, sich keine »Fiesheiten« gleich welcher Art mehr zu leisten. Bald waren die drei auf dem Weg zum Fantastic-Gebäude, das in Eulenfluglinie nur ungefähr zehn Quaddatsch-Spielfelder vom Apartment der Measlys entfernt lag.
Im neununddreißigsten Stock der Fantastic-Towers (die nicht ohne Grund »Das Haus, das Barry baute« genannt wurden) saßen Barry, Hermeline und Lon vor einem großen Schreibtisch in einem nichtssagenden kleinen Büro. Der Name auf dem Schreibtisch lautete >Susan Thompson<. Sie war die Chefin der Presseabteilung des Fantastic-Verlags. Das Zimmer hatte ein Fenster — ein klares Anzeichen dafür, dass Thompson karrieremäßig auf dem aufsteigenden Ast war —, war aber nicht sonderlich groß und stank nach Ozon, Fensterputzmittel und aufdringlichem Parfüm.
»Das ist also der junge Mann, der uns soviel Geld eingebracht hat. Willkommen bei Fantastic
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