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Barry Trotter und die schamlose Parodie

Titel: Barry Trotter und die schamlose Parodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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Flachbildschirmfernseher, auf dem gerade >Scarface< lief, hing wie im Flugzeug von der Decke. Es wurde gemunkelt, dass Valumord ein Bild-für-Bild-Remake des Films finanzierte und auch den Soundtrack dazu liefern würde. Barry ging auf Zehenspitzen hinüber zur Couch und setzte sich vor den Fernseher.
    »Ihr wartet da drinnen auf mich«, hörte Barry Art sagen. Die Badezimmertür ging auf, und da stand er, Barrys Máximo Líder, in einem seidenen Bademantel mit Leopardenmuster. Er war mager, aber drahtig, seine bleiche Haut war mit Tätowierungen (teils vom Fachmann, teils selbst zugefügt) übersät — es handelte sich angeblich um satanische Runen in einer selbsterfundenen Sprache. Seine violettgefärbten Haare waren kurz und stachelig und an den Seiten rasiert. Die Stoppeln waren pink. Seine Zähne waren so schlecht, dass sogar einem Dritte-Welt-Zahnarzt das Würgen gekommen wäre. Er war eine Mischung aus Jim Morrison, Sid Vicious und Elton John. Und Barry vergötterte ihn, und zwar aus tiefster Seele. Art war hässlich, seine Musik war hässlich, aber — wie Barry in vielen Streitgesprächen mit Ungläubigen argumentiert hatte — auch das Leben war hässlich.
    »Hi, Barry, tut mir leid, dass du warten musstest«, sagte Art. »Ich hatte noch ... geschäftlich zu tun.« Er wischte sich die Nase und ging hinüber zur Bar. »Möchtest du was trinken? Tequila? Courvoisier?«
    Barry war viel zu nervös, um etwas zu trinken, aber er wollte nicht als Weichei dastehen. »Haben Sie ein Bier?«
    »Klar, Barry. Lass es ruhig langsam angehen. Wir haben noch eine lange Nacht vor uns.«
    Das verwirrte Barry, doch es klang vielversprechend, also lächelte er.
    Art reichte Barry ein Bier und setzte sich neben ihn auf das Sofa. »Prost«, sagte er und nahm einen Schluck aus seinem Glas — seiner Grimasse nach zu urteilen, war es irgend etwas Starkes.
    »Wie findest du mein mobiles Zuhause?« fragte Art.
    »Toll«, sagte Barry.
    »Ach, komm schon, Barry, du kannst ruhig ehrlich sein. Alte Freunde wie wir können einander doch die Wahrheit sagen!« Art goss sich noch einen ein.
    »Alte Freunde? Mr. Valumord, ich besitze all Ihre CDs. Ich glaube, wenn wir uns bereits kennengelernt hätten, würde ich mich daran erinnern!«
    Art stellte den Fernseher aus; die Musik dröhnte weiter. »Aber Barry, das ist doch erst dein erstes Bier. Schau mich an. Konzentrier dich«, sagte Art. »Bist du sicher, dass du mich noch nie gesehen hast?«
    Barry war perplex. Er wollte »ja« sagen, da es so offensichtlich das war, was Art hören wollte, aber er konnte nicht.
    »Gott, bist du beschränkt! Nicht zu fassen, dass du mir so viele Schwierigkeiten gemacht hast.« Art knallte sein Glas auf den Tisch, so dass sein Inhalt (was immer es war) auf den Teppich spritzte. Er stand auf. »Sieh her!«
    Art zog seinen Bademantel aus, und prompt begann er sich auf magische Weise zu verändern. Seine schmale, vollgeschmierte Brust verwandelte sich in einen vor Orden strotzenden Waffenrock. Er trug einen Dolch mit einem Totenschädel als Griff und eine karmesinrote Schärpe um die Taille. Seine spiddeligen, Junk-Food-genährten Beine wurden zu düsteren, schwarzen Reithosen mit kniehohen, glänzenden Stiefeln und gefährlichen Sporen; auf seiner Oberlippe begann ein Walrossbart zu sprießen, und sein bunter Schopf splissiger Haare verschwand unter einer schwarzsilbernen Pickelhaube, von der eine schimmernde Spitze aufragte.
    »O mein Gott«, sagte Barry. »Sie sind Lord Valumart! Oder Nunnally!«
    »Das hättest du wohl gerrrn«, sagte Valumart.
    Barry war geschockt. »Aber wie kann das sein? Wann haben Sie ...«
    Valumart machte eine ungeduldige Geste. »Doofe Magie.
    Ein Kindorrrspiel.« 15
    »Moment mal«, sagte Barry mißtrauisch. »Wenn Sie Lord Valumart sind, wieso tut dann meine Narbe nicht weh?«
    »Ich nehme mal an, deine Eltern waren es leid, dass du ihre Warnungen ständig ignoriert hast, und haben sie dir weggenommen. Du bist wie jemand, der die Batterien aus seinem Rauchmelder herausnimmt und dann jammert, wenn das Haus abbrennt«, sagte Valumart. Barry schaute in den Spiegel und hob seinen Pony an. Tatsächlich: Das Mal war verschwunden!
    »Was bist du bloß für ein Dummkopf, Barry — immer, wenn deine Narbe wehgetan hat, hättest du es bloß Bumblemore zu erzählen brauchen ... jedenfalls solange, bis er anfing, sich am Zaubertrank-Kabinett zu vergreifen. Aber du musstest ja immer Detektiv spielen«, sagte Valumart spöttisch.

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