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Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung

Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung

Titel: Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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sich hin.
    Nigel öffnete seinen Rucksack. Er hatte ihn mit lauter Sachen vollgestopft, die die Fahrt erträglich machen sollten. Obenauf lagen seine fünf Lieblingscomics — alle aus der Reihe »Ganz gewöhnliche Geschichten«, deren Hauptfigur Norman Normal war, ein Muddel mittleren Alters.
    Die Sache war nämlich die, dass Nigel Zauberei nicht ausstehen konnte. Sie machte ihn nervös — ständig verwandelten sich Stöcke in Schlangen. Nie wusste man, ob man in einen normalen Nebel hineinspazierte oder in ein Mambo-Miasma, das einen zu unkontrollierten Hüftschwüngen zwang. Man brauchte nur eine aufgedonnerte Kellnerin falsch anzugucken, und schon lagen da, wo eigentlich die Vorspeise sein sollte, Unmengen von Tausendfüßlern. Na ja, wenn man natürlich ein geborenes Zaubergenie wie Mum und Dad war, dann war die Welt der Magie schon in Ordnung. Mit denen wagte sich niemand anzulegen. Aber für Nigel war dieses Leben nervenaufreibend und ausgesprochen unangenehm.
    »Nicht jeder Hogwash-Schüler will Zauberer werden«, hatte Barry am Vorabend versucht, das Ganze schönzureden. »Das, was du da lernst, kannst du in allen Lebenslagen gebrauchen.«
    »Nenn mir eine«, sagte Nigel.
    »Dreh mir nicht das Wort im Munde herum«, fuhr Barry ihn an. »Du wirst in Hogwash zur Schule gehen, und es wird dir gefallen. Keine Widerrede.« Beim Packen hatte Nigel die Titelmusik von »Die Brücke am Kwai« gepfiffen, um absolut klarzumachen, wie er sich fühlte.
    »Ich wollte ihm ja verbieten, sich das auf ValuVision anzugucken«, grummelte Barry.
    Zwölf Stunden später saßen sie in dem keuchenden und schnaufenden Zug, der sie in Nigels Zukunft bringen sollte. Hermeline holte eine Zeitschrift hervor. Barry machte es sich mit einem Federkiel und einem Block bequem. Er hatte unter großem Tamtam angekündigt, er wolle während der Fahrt seine »Memoiren beginnen«.
    Voller Elan schrieb er: »Erstes Kapitel.« Das ist doch schon mal ein guter Anfang, dachte er. Und nun? Um sich ein bisschen Zeit zum Nachdenken zu geben, unterstrich er die beiden Worte doppelt. Dann fiel ihm zu seinem grenzenlosen Erstaunen etwas ein, was er schreiben konnte — ein Geschenk des Himmels.
    »Dies ist der Beginn einer langen Geschichte«, schrieb er.
    Und jetzt?
    Leider versiegte der kreative Strom, der eben noch so ungehindert geflossen war, unversehens wieder. Männchen aufs Papier zu malen half auch nichts. Die Linien auf dem Pergament wirkten grimmig und herausfordernd, wie schmale, verkniffene Lippen. Nur um ihnen zu zeigen, wer hier der Boss war, strich er »langen« aus und ersetzte es durch »langweiligen«.
    Verärgert nahm Barry einen der Comics seines Sohns in die Hand.
    »Worum geht’s denn darin? « fragte er und blätterte in der Hoffnung auf ein bisschen gesunden Okkultismus in dem Heftchen herum.
    »Also«, begann Nigel, der sich nur allzugern über sein Lieblingsthema ausließ, »es geht um einen siebenundvierzigjährigen Muddel namens Norman Normal. Er ist Versicherungsmathematiker.«
    »Was bedeutet das denn?« fragte Barry.
    »Er sagt voraus, wann die Leute sterben«, sagte Nigel.
    »Ach, dann ist er ein Niflheimer?« 16
    »Nein, er benutzt komplizierte Tabellen. Er lebt bei seiner Mutter in Slough. Und er beherrscht lauter so coole Dinge wie Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik ...«
    »Abergläubischer Blödsinn«, sagte Barry.
    »Nein, es ist toll. Es ist eine völlig andere Welt, in der für jeden Platz ist, nicht nur für Superzauberer - ganz im Gegensatz zu gewissen anderen Welten«, sagte Nigel spitz. »Sein schwacher Punkt ist seine Neigung zum Dickwerden. Hier«, sagte er, »guck dir das an. Er geht Milch holen.«
    Barry betrachtete das grellbunte Umschlagbild. »In dem Heft, das ich gerade lese, geht es um verschiedene Fälle vor einem Schiedsgericht.«
    Barry nahm auch den anderen Comic in die Hand und beäugte beide, als wären sie mit Schleim überzogen. Er gab sie Nigel zurück. Der wusste, was jetzt kam — er hatte es oft genug gehört.
    »Weißt du, Nigel, eines Tages musst du diesen ganzen Muddelquatsch hinter dir lassen.«
    »Psst, Barry«, sagte Hermeline und blickte von ihrem Modemagazin aut, der Bibi . Draußen auf dem Gang gab es einen Tumult, denn Lon Measly galoppierte gerade auf der Jagd nach einem Tennisball vorbei. »Geh und hol Lon.«
    Barry stand auf. Im Gehen drehte er sich zu seiner Frau um und sagte: »Wir helfen ihm nicht, indem wir ihn verhätscheln, Hermi. Früher oder später muss er

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