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Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung

Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung

Titel: Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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kam.
    »Wo ist dein Wasserbeutel, Nigel?« fragte Hermeline.
    »Oben.«
    »Na, deinem Zimmer wird er keine Zauberkräfte verleihen. Geh und bind ihn dir um«, sagte seine Mutter. »Er kann dir nicht helfen, wenn du ihn nicht trägst.«
    »Ich will ihn aber nicht tragen«, sagte Nigel. »Das Ding sieht aus wie ein Kolostomiebeutel.« Dies war der neueste Versuch, Nigels Zauberkräfte zu steigern. Barry hatte Chi Ching angerufen, eine alte Schulfreundin, die inzwischen in San Francisco eine Drive-Through-Feng-Shui-Beratung namens »Zum heiteren Hexagramm« betrieb. Sie hatte ihnen geraten, Nigel solle Wasser am Körper tragen. Daher baumelte den ganzen Sommer über eine Plastiktüte mit Wasser an seinem Gürtel. Das war unglaublich bescheuert, besonders insofern, als sie mehrfach geplatzt war und es ausgesehen hatte, als hätte Nigels Blase aufs Kläglichste versagt. Das einzig Gute daran war, dass er sich, bevor er nach Hogwash ging, einen Oktopus als Hausgeist aussuchen konnte. Das waren coole Tiere. Noch cooler war, dass Fi Angst vor ihnen hatte.
    »Geh und bind ihn um«, sagte Barry zu seinem Sohn, der ihm einen finsteren Blick zuwarf.
    »Vielleicht interessiert es euch, dass ich euch beide hasse!« Nigel stapfte davon und fühlte sich wie üblich unverstanden. Sie waren anomal, nicht er! »Ich versteh nicht, was an Zauberei so wichtig sein soll«, schäumte er. Wer brauchte schon Magie? Seine Zimmertür ließ sich auch mit der Klinke problemlos öffnen. Diese blöde Beschwörung, die Mum ihm den ganzen letzten Samstag beizubringen versucht hatte, brauchte er dazu nicht. Auch die Muddel konnten nicht zaubern, und die kamen schließlich ganz gut zurecht. Eines Tages würde er in die Muddelwelt fliehen! Sie würden schon sehen!
    Aber erst musste er nach Hogwash. Er wollte nicht, aber seinem Dad lag sehr viel daran.
    »Diese Schule hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin«, pflegte Barry zu sagen.
    »Das ist nicht erwiesen, Barry«, stichelte seine Frau.
    »Ha, ha«, lachte Barry. »Wie auch immer, hier geht’s nicht um mich, sondern um Nigel. Und ich rede nicht nur von der alten Schulkrawatte, Hermeline«, sagte er. »Kannst du dir vorstellen, was die Leute sagen würden, wenn mein Sohn ...«
    » Unser Sohn«, unterbrach Hermeline ihn.
    »... unser Sohn nicht nach Hogwash gehen würde? Auf jeden Fall würden sie sagen, dass ich was gegen Drafi Malfies hätte.« Drafi war der Leiter der Schule. 17
    »Stimmt doch auch.«
    »Das ist nicht der Punkt«, sagte Barry, und dann verstummte er. Was genau der Punkt war, wurde weder in diesem noch in irgendeinem anderen Gespräch je ergründet. Das einzig greifbare Ergebnis war, dass Nigel um jeden Preis in Hogwash zur Schule gehen sollte und eben das Beste daraus machen musste.

    Die Fahrt nach Hogwash war so lang und eintönig wie immer, und Lon ließ sich nicht davon abbringen, jeden anzubellen, der am Abteil vorbeiging. Trotz aller Nervosität war Nigel am Ende froh, als der alte Kasten endlich in Sicht kam.
    Der Zug hielt. »Halleluja«, sagte Barry und reckte sich. Lon, der gerade in einen unruhigen Schlummer gefallen war, sprang auf und begann hysterisch zu kläffen.
    »Mir scheint, je älter er wird, desto mehr benimmt er sich wie ein Hund. Findest du nicht auch?« sagte Hermeline einen Hauch liebevoller, als Barry recht war. Nigel war ganz ihrer Meinung. Lon hatte gerade mal wieder einer Actionfigur den Kopf abgekaut. Irgendwann würde er am anderen Ende wieder herauskommen — die ultimative Demütigung.
    Nigels Eltern gaben ihm ein Abschiedsküsschen und stiegen in einen luxuriösen Reisebus (oder in J. G.s charmanter Sprache: eine »Kutsche ohne Pferd«), der sie zur Schule bringen sollte. Gechartert hatte ihn Lee Jardin, der trotz seines albernen Dreadlock-Toupets und eines ausführlich publizierten Hangs zum Tragen von Damenunterwäsche der berühmteste Sportreporter der Zauberwelt geworden war.
    Nigel gesellte sich derweil zu den anderen Neuankömmlingen. Sie wurden von Hafwid in Empfang genommen, dem verlotterten Riesen, der wie immer auf jeden zusammenhängenden Satz etwa vier Flüche ausstieß. Bei allen Schülern, denen er nicht permanent das Mittagessen klaute, war er deswegen äußerst beliebt.
    »Verdammte Grünschnäbel«, sagte Hafwid. »Kommt mit.« Es hieß zwar, als Nigel noch ein Baby war, sei Hafwid an Festtagen oft bei den Trotters gewesen, doch Barrys Sohn kannte ihn eher aus der kurzlebigen Sendung »Hafwids Halali«. Die Sendung war abgesetzt

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