Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung
wirklich wie im Film? Man schläft den ganzen Tag, zieht nachts durch die Gegend und beißt andere Leute?« fragte Barry.
»Ja, aber das ist noch längst nicht alles«, sagte Eddie. »Denken Sie bloß nicht, es wäre wie ein Job, den Sie einfach kündigen können. Es ist ein Lebensstil. Es prägt Ihr Naturell.«
»Verstehe«, sagte Barry. »Werde ich neue Klamotten brauchen?«
»Aber ja«, sagte der Graf. »Doch das ist nicht weiter schlimm. Umhänge und solche Sachen sind billig, und man kann sie jederzeit secondhand kaufen, sofern einen das eine oder andere Pfahlloch nicht stört. Die Kosten sind nicht allzu hoch, wenn Sie Ihre Seele nicht mitrechnen.«
Graf Eddie hielt inne. »Übrigens — darf ich Sie fragen, was für ein Parfüm Sie benutzen? Es duftet phantastisch.«
»Gar k... oh«, sagte Barry, als der Groschen fiel. » Des Femmes Anciennes «, improvisierte er. Graf Eddie machte nicht den Eindruck, als ob er Französisch konnte. »Aber was mich am meisten interessiert: Sind Sie glücklich?«
»Ich bin nicht unglücklicher als irgendein anderer Witzbold, den Sie hier sehen«, sagte Eddie und fuchtelte mit dem Arm. Das klingt ja vielversprechend, dachte Barry. Das ganze Café war von Stöhnen und Lamentieren erfüllt. Allerdings waren die Zombies sehr viel munterer, als das Klischee es wollte — offenbar brauchte es nur ein bisschen Koffein, um sie auf Trab zu bringen. Ein paar Tische weiter spielten zwei von ihnen Schach.
»Du hast einen Finger verloren«, sagte der eine, hob besagten Körperteil auf und reichte ihn seinem Gegner.
»Versuch bloß nicht, mich abzulenken«, erwiderte der andere Zombie lächelnd und steckte den Finger in die Tasche eines zerschlissenen, vergammelten Hogwash-Blazers.
»Hören Sie«, sagte Graf Eddie und griff in seine Gesäßtasche. »Ich würde gern noch einen Spaziergang über die Lover’s Lane machen, bevor es zu spät wird, aber ich möchte nicht, dass Sie sich zu einer Entscheidung gedrängt fühlen. Lesen Sie das hier.« Er übergab Barry eine Broschüre mit dem Titel »Wie werde ich Vampir?«, auf der eine glückliche, totenbleiche Familie abgebildet war, die augenscheinlich ein paar entsetzten Nonnen hinterherjagte. Nach ihrer Kleidung zu urteilen, war das Faltblatt seit den siebziger Jahren nicht mehr aktualisiert worden. Wie clever, dachte Barry — warum sollte man auch ohne Not das Thema Aids anschneiden?
»Nur keine Eile«, sagte der Graf. »Das ist das Schöne daran, ein Vampir zu sein — wenn man sich ein bisschen vorsieht, gehört einem die Ewigkeit.«
»Danke«, sagte Barry. »Ich werde es lesen. Und vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben«, sagte er und stand auf, um Graf Eddie die Hand zu schütteln.
»Meine Nummer steht auf der Rückseite«, sagte Eddie. »Sie dürfen natürlich nicht tagsüber anrufen, aber ich würde mich sehr freuen, von Ihnen zu hören.«
Netter Kerl, dachte Barry, nachdem Eddie sich in eine Fledermaus verwandelt hatte und davongeflattert war. Er bemerkte ein Mädchen am Nachbartisch, das weinend seinen Café latte trank.
Normalerweise war Barry nicht neugierig, aber irgend etwas an dieser Gestalt — ein Gothic-Zombie, der eindeutig vor nicht allzu langer Zeit noch ein Teenager gewesen war — brachte ihn dazu, sie anzusprechen. Vielleicht waren es die Ameisen, die die ganze Zeit in ihre Kopfwunde hinein- und wieder herausmarschierten. »Was hast du denn?« fragte Barry.
»Ach, es ist alles so furchtbar«, sagte sie. »Ich bin in Hogwash zur Schule gegangen. Letzten Sommer haben mein Freund und ich uns getrennt, und da hab’ ich beschlossen, mich umzubringen.«
»Daran war Direktor Malfies schuld, was? Er war ein so schlechter Schulleiter, dass du dich einfach umbringen musstest, stimmt’s?« fragte Barry.
»Nein, wie gesagt: Es war wegen meinem Freund«, wiederholte das Mädchen verwirrt. »Wir haben ständig darüber gesprochen, wie schön der Tod ist, und da dachte ich, wenn ich tot bin, kann ich ihn zurückerobern.«
Während Barry versuchte, diese Logik zu entwirren, erzählte das Mädchen weiter. »Aber nachdem ich es getan hatte, flog ein Komet über die Erde hinweg und machte mich zu einem Zombie. Diese verdammte STRAHLUNG!« brüllte sie und haute mit einer solchen Wucht auf den Tisch, dass die Zuckertütchen tanzten. Der Kopf einer Mumie fuhr so schnell herum, dass er abfiel. »Was soll ich denn bloß tun? Jetzt bin ich noch unbeliebter als vorher. Alle, mit denen ich an der Schule
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