Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung
deinem Dad — äh, Lee?«
»Gut«, sagte Junior. »Er geht jetzt zu den Anonymen Fummeltrinen und kommentiert wieder FA-Cup-Spiele.« Der FA-Cup 44 war die Quaddatsch-Profiliga für jene Versager, die aus allen anderen Ligen rausgeflogen waren. Sie zeichnete sich, wie der Name schon sagt, durch schlechte Spiele und ständige Skandale aus. Lees Vater war vor mehreren Jahren verhaftet worden, weil er sich vor einer Gruppe von Muddel-Siebtklässlern exhibitioniert hatte (und zwar auf einer Messe für Technik zum Anfassen — er hatte sich als Ausstellungsstück zum Thema »Hydraulik« verkleidet). Aber da er berühmt war, kam Jardin mit ein paar Stunden gemeinnütziger Arbeit davon. Erstaunlicherweise schien der Vorfall seine Karriere nach einem kurzen Knick eher zu beflügeln. Von da an schickten ihm seine Fans Fotos, auf denen sie selbst als versaute »Exponate« zu sehen waren.
»Na prima«, sagte Barry. »Nigel hat mir schon von der guten Neuigkeit erzählt. Waren’s Ohrwürmer?«
»Sie kennen sich mit Ohrwürmern aus?« sagte Junior beeindruckt. »Die dreißig Sickies haben sich aber echt gelohnt!«
»Vielleicht hast du noch nichts davon gehört, aber ich habe zu meiner Zeit auch ganz schön viel Unsinn angestellt«, sagte Barry. »Übrigens wollte ich Nigel nach dem Frühstück ein paar Geheimnisse verraten. Sollen wir zusammen in den Themenpark gehen?« Barry warf den beiden Jungs einen verschwörerischen Blick zu. »Ich will schließlich nicht riskieren, dass meine Tricks sich herumsprechen.«
Junior strahlte. »Das wäre echt cool, Mr. Trotter!«
»Du kannst Barry zu mir sagen«, sagte Barry grinsend.
Mit dem Park, der auf einer Insel mitten im See lag, ging es voran. Als man mit der Idee dafür an J. G. Rollins herangetreten war, hatte sie diese als »abscheulich« verurteilt — »ein schäbiger Plan, um meinen Fans noch mehr Gallonen aus der Tasche zu ziehen«.
»Ja, genau, brillant, nicht wahr?« hatte Luderwig begeislert erwidert.
J. G. war da anderer Meinung, und das bedeutete, wenn das Projekt überhaupt eine Chance haben sollte, musste das Kuratorium sie irgendwie austricksen. Der Entschluss, den es fasste, war kühn, aber riskant: »The Hogwash Experience« sollte nicht auf J. G.s allseits beliebten, familientauglichen (und selbstverständlich mit deftigen Lizenzgebühren behafteten) Figuren basieren, sondern auf deren wahren Vorbildern — welche, wie wir wissen, von kleinen Schrullen bis zur Unausstehlichkeit das gesamte charakterliche Spektrum abdecken.
The Hogwash Experience sollte im Juni eröffnet werden, aber aufgrund eines Streiks (die Zwerge, die das verdammte Ding bauten, fühlten sich durch die Größenbeschränkungen der Fahrgeschäfte diskriminiert und weigerten sich die Arbeit fortzusetzen, solange diese nicht aufgehoben wurden) hing man ungefähr sechs Monate hinter dem Zeitplan zurück. Die große Eröffnungsfeier war für Weihnachten vorgesehen. Insgeheim bezweifelten alle, dass eine Achterbahn mitten im Winter besonders viele Menschen anlocken würde, aber es hätte niemandem etwas gebracht, wenn er Malfies darauf hingewiesen hätte. »Vielleicht wird’s ihm eine Lehre sein«, schien die allgemeine Haltung zu sein, und Barry konnte sich dem nur anschließen.
»Guck mal, da ist eine Achterbahn!« sagte Nigel und deutete auf den gigantischen ersten Buckel von »Hermelines wüste Libido«. Seine Mutter fand das offen gesagt gar nicht komisch. »Das ist doch schon ewig her«, hatte sie eines Morgens beim Frühstück gemault. »Ich begreife nicht, wieso alle so viel Aufhebens um eine gewisse jugendliche Lebensfreude machen.«
Darauf hüstelte Barry: »Flittchen!«
Hermeline schnappte sich ein Stück Apfelsine von Nigels Teller und pfefferte es ihrem Mann an den Kopf. »Warum nennen sie das Ding nicht >Hermelines Jahre der Selbsterfahrung«
»Ich ess’ das nicht mehr — das hat Dads Kopf berührt«, sagte Nigel, und das Gespräch wandte sich anderen Themen zu. Aber nun lag sie vor ihm, die gesamte sexuelle Vergangenheit seiner Mutter, zusammengezimmert aus minderwertigem Holz und vorgerostetem Stahl. (Wie nicht anders zu erwarten, war Malfies der König der Pfuscher.)
»Guck mal, >Hafwids großer Humpen< ist schon fast fertig«, sagte Junior. »Ich glaube, man soll sich so lange in diesen Bierseidel setzen, bis einem das Frühstück aus dem Gesicht fällt.«
»Was?« fragte Barry.
»Sie wissen schon, Engelsstaub husten, den Kessel küssen, Merlin anrufen.«
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