Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung
Bügel seiner Lesebrille Essen aus den Zähnen pulte, wie er die Soße mit seinem langen, weißen Bart auftunkte und ihn dann auslutschte, dann konnte man fast meinen, in Mumblemumble lebe der Geist von Alpo Bumblemore weiter.
Das erste, was Hermeline nach achtundvierzig Stunden zu ihrem Mann sagte, war dann auch: »Ich glaube, Mumblemumble und Bumblemore sind ein und dieselbe Person.«
Barry konnte es nicht fassen. »Geht das schon wieder los! Ich weigere mich, meine wertvolle Zeit damit zu verschwenden, mir deine schwachsinnigen Theorien anzuhören«, sagte er und bückte sich unter den Hohen Tisch, um mit Lon »Polizeirevier« zu spielen. Jeder weitere Versuch, ihm ihre Argumente vorzutragen, wurde mit Explosionsgeräuschen und Walkie-Talkie-Dialogen quittiert.
»Krrscht«, sagte Barry. »Hermeline ist eine Null, over.«
Lon lachte. »Genau. Krrscht, Hermeline ...«
»Sag, du hast verstanden, Spasti!«
»Du hast verstanden«, sagte Lon.
»Nein!« sagte Barry. »Ach, vergiss es.«
Obwohl viel dagegen sprach, sah es aus, als habe Barry recht, denn Direktor Mumblemumble machte eine Ankündigung, die Bumblemore so gar nicht ähnlich sah. Bumblemore war überzeugt, die Fähigkeit zu zaubern sei einem ebenso in die Wiege gelegt wie die, die Zunge zu rollen. Seiner Ansicht nach handelte es sich dabei um etwas, das man zwar fördern, aber nicht steigern oder gar messen konnte. Entweder man hatte »es«, oder man hatte »es« nicht. Daher war das letzte, was Bumblemore unterstützen würde, ein allgemeiner Zaubertest für die ganze Schule. Aber genau den kündigte der neue Direktor an.
Mumblemumble wurde während seiner Ansprache durch einen unsichtbaren Schild geschützt. »Der Test, für den man übrigens nicht im voraus pauken kann, wird diesen Samstag durchgeführt, also in zwei Tagen. Er wird ungefähr eine Stunde dauern. Wir haben den Test extra auf einen Samstag gelegt, damit ihr nichts von eurem normalen Unterricht versäumt.«
Die Schüler reagierten auf diese Neuigkeit mit einem Hagel von Lebensmitteln, der auf den ahnungslosen Barry niederprasselte, denn Mumblemumble hatte seinen unsichtbaren Schutzschild auf Kippe gestellt.
»Hey! Passt doch auf!« sagte Barry, als die ersten Geschosse ihn trafen. Dann schnappte er sich einen Brötchenkorb und begann zurückzufeuern. Mumblemumble setzte seine Ansprache fort.
»Es ist eine große Ehre, dass Hogwash als erste Zauberschule der Welt für diesen Test auserwählt wurde, und jeder von euch sollte sich dabei anstrengen, so gut er kann. Nachdem die Quaddatsch-Saison aufgrund der unerfreulichen Vorfälle des letzten Spiels vorzeitig beendet wurde ...«
Was, wirft mir jetzt jeder Direktor böse Blicke zu? dachte Barry und zückte dann ein weiteres Brötchen.
»... wird das Haus, das bei dem Test am besten abschneidet, den Hauspokal gewinnen.«
Dann muss ich mich wohl geirrt haben, dachte Hermeline nach der Ansprache und schob lustlos Gemüse auf ihrem goldenen Teller hin und her. Dann kam die ewige Musterschülerin in ihr durch: Ob ich wohl auch an diesem Test teilnehmen kann? Nur um zu zeigen, dass ich es immer noch draufhabe ...
Kapitel fünfzehn
Der Hase im Pfeffer
Am nächsten Tag saß Hermeline wieder in der Bibliothek. Sie war ausgesprochen ratlos und deprimiert. Zum ersten Mal, seit sie denken konnte — vielleicht überhaupt zum ersten Mal — gab es für ein Problem keine Lösung. Oder vielleicht konnte sie sie auch nur nicht finden. Diese Möglichkeit war zu niederschmetternd, um darüber nachzudenken. Seit sie als Direktorin gefeuert worden war, hatte sie jede wache Minute damit verbracht, nach einem Gegenmittel zu suchen. Sie war sauer auf Barry, verdammt sauer, und sie würde ihn nicht sterben lassen, ohne ihn vorher dafür büßen zu lassen. O ja, Hermeline war entschlossener denn je, Barry das Leben zu retten — ihr würde schon noch eine Möglichkeit einfallen, wie sie es ihm anschließend zur Hölle machen konnte.
Immerhin war der Infantilismus-Zauber gar nicht mal so schwierig — schon als Teenager hatte sie angefangen, der Zeit das eine oder andere Schnippchen zu schlagen. Verdammt noch mal, hatte sie sich nicht mit sechzehn Paul McCartney monatelang als eine Art Haustier gehalten? (Für ihn war es nur ein bizarrer Traum, aber für sie war es ein denkwürdiger Sommer.) Sie hatte ihn auf knapp zehn Zentimeter schrumpfen lassen, und immer wenn sie ihm seine normale Größe zurückgeben wollte, machte sie ihn nass — schließlich
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