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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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im übertragenen Sinn gemeint. Aber auch abgesehen davon würde ich es mir an deiner Stelle dreimal überlegen, bevor ich Kontakt mit den Behörden aufnehme. Lovelace handelt nicht auf eigene Faust. Wir haben es auch noch mit seinem ehemaligen Meister Schyler zu tun…«
    »Schyler?« Natürlich – der Alte mit dem roten, runzligen Gesicht! »Schyler war früher Lovelace’ Meister? Ja… den kenne ich auch. Ich habe gehört, wie sich die beiden im Parlament über das Amulett unterhalten haben. Es gibt noch einen Dritten namens Lime.«
    Der Dschinn nickte. »Vielleicht sind die drei überhaupt nur die Spitze des Eisbergs. Als ich das Amulett geklaut habe, haben mich Schwärme von Suchkugeln verfolgt und die hat bestimmt nicht nur ein einziger Zauberer ausgeschickt. Wenn das Ganze tatsächlich eine groß angelegte Verschwörung ist und du dich an die Behörden wendest, darfst du niemandem an höherer Stelle über den Weg trauen. Gerade diese Leute könnten dich Lovelace ans Messer liefern. Sholto Pinn zum Beispiel, der Ladenbesitzer, könnte auch mit drinstecken. Er gehört zu Lovelace’ engsten Freunden und hat sich erst gestern mit ihm zum Essen getroffen. So viel habe ich noch rausgekriegt, bevor man mich vor Pinns Geschäft geschnappt hat.«
    Nathanael wurde wütend. »Du bist viel zu leichtsinnig gewesen! Ich hatte dir befohlen, Lovelace nachzuspionieren, und nicht, mich in Gefahr zu bringen!«
    »Nicht so heftig! Genau das habe ich getan. In Pinns Laden habe ich nämlich alles über das Amulett erfahren. Es wurde in Lovelace’ Auftrag einem Regierungsmagier namens Beecham gestohlen und der Dieb hat Beecham die Kehle durchgeschnitten. Die Regierung will das Amulett unbedingt zurückhaben. Ich hätte noch mehr herausgefunden, aber dann ist leider ein Afrit vorbeigekommen und hat mich in den Tower verschleppt.«
    »Aber du bist wieder geflohen. Wie hast du das geschafft?«
    »Das war echt interessant«, fuhr Bartimäus fort. »Lovelace persönlich hat mich da rausgeholt. Er muss von Pinn oder sonst jemandem gehört haben, dass ein Dschinn von überragender Meisterschaft gefangen wurde, und hat sofort vermutet, dass es sich um mich handelt und damit um denjenigen, der ihm sein Amulett geklaut hat. Deshalb hat er seine beiden Dschinn Faquarl und Jabor beauftragt, mich zu befreien – ein äußerst riskantes Unternehmen. Was meinst du, was ihn dazu bewogen hat?«
    »Er wollte sein Amulett wiederhaben, ist doch klar.«
    »Richtig. Und zwar deshalb, weil es schon bald zum Einsatz kommen soll. So viel hat er uns ja gestern Abend schon verraten. Faquarl hat das Gleiche gesagt: Das Amulett spielt in den nächsten Tagen bei irgendeiner Geschichte eine wichtige Rolle. Deshalb machen auch alle so ein Theater darum.«
    Eine schwache Erinnerung stieg in Nathanael hoch. »Im Parlament hat jemand erwähnt, Lovelace würde schon bald eine Art Versammlung oder Konferenz veranstalten. Irgendwo außerhalb von London.«
    »Hab ich auch gehört. Lovelace hat eine Ehefrau, Freundin oder Bekannte namens Amanda. Sie spielt die Gastgeberin bei dieser Konferenz, die auf einem Landsitz stattfinden soll. Der Premierminister kommt auch hin. Diese Amanda war bei Lovelace zu Besuch, als ich das Amulett gestohlen habe. Er hat sich mächtig Mühe gegeben, Eindruck auf sie zu machen, also ist sie wahrscheinlich nicht mit ihm verheiratet. Ich glaube nicht, dass sich die beiden schon sehr lange kennen.«
    Nathanael ließ sich alles durch den Kopf gehen. »Ich habe gehört, wie Lovelace zu Schyler gesagt hat, dass er die Konferenz abblasen will. Da war das Amulett aber schon weg.«
    »Richtig. Aber nun hat er es ja wieder.«
    Nathanael wurde abermals von kalter Wut gepackt. »Hast du etwas über die Fähigkeiten des Amuletts in Erfahrung gebracht?«
    »Nicht viel mehr, als ich sowieso schon wusste. Es hatte schon immer den Ruf eines höchst zauberkräftigen Gegenstandes. Der Schamane, der es angefertigt hat, muss ein sehr mächtiger Magier gewesen sein – viel mächtiger als all diese Großmäuler, die ich bei euch inzwischen kennen gelernt habe. Sein oder ihr Stamm besaß weder Bücher noch Pergamente. Das geheime Wissen wurde ausschließlich mündlich überliefert. Jedenfalls schützt das Amulett seinen Träger vor magischen Angriffen, mal einfach ausgedrückt. Es ist kein Talisman, daher kann man es nicht benutzen, um irgendwelche Konkurrenten auszuschalten. Es hat eine reine Schutzwirkung. Alle Amulette…«
    Nathanael schnitt ihm das Wort ab.

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