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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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du schaffst doch bestimmt noch einen Sack Straußenschnitzel, oder? Hoppla. Vielleicht doch nicht.« Ich half ihm wieder auf die Beine. »Ich lade aus, du bringst das Zeug rein, und derweil überlegen wir uns beide, wie wir vorgehen.«
    Während der Junge mehrmals hin und her lief, entwarfen wir unsere Strategie. Bis wir uns einig waren, bedurfte es allerdings mehrerer Entwürfe, denn der Junge war dafür, dass wir uns beide an der Küchentür vorbeistahlen und im Haus umsahen, ich dagegen weigerte mich rundheraus, auch nur in Faquarls Nähe zu kommen. Mein Vorschlag lautete, alles auszuladen, den Wagen irgendwo zwischen den Bäumen abzustellen, uns zurückzuschleichen und dann unsere Nachforschungen aufzunehmen. Doch davon wollte wiederum der Junge nichts wissen.
    »Du hast es gut«, widersprach er. »Du kannst dich als Dunstwolke oder sonst was getarnt über das Gelände bewegen. Ich nicht. Bevor ich am Haus bin, haben die mich doch längst geschnappt. Wo ich jetzt schon mal hier bin, will ich auch rein.«
    »Aber du bist bloß der Laufbursche des Lebensmittellieferanten! Was willst du sagen, wenn du erwischt wirst?«
    Er grinste verschlagen. »Keine Sorge. Ich bleibe nicht mehr lange Laufbursche.«
    »Für mich ist es jedenfalls zu riskant, an der Küche vorbeizugehen«, entgegnete ich. »Ich habe grade eben schon verdammtes Schwein gehabt. Normalerweise spürt mich Faquarl auf zwei Kilometer Entfernung. Es hilft alles nichts, ich muss irgendwie anders ins Haus gelangen.«
    »Mir gefällt das nicht«, protestierte der Junge. »Wie soll ich dich dann wiederfinden?«
    »Ich finde dich. Hauptsache, du lässt dich in der Zwischenzeit nicht erwischen.«
    Der Junge zuckte die Achseln. Falls er die Hosen voll hatte, ließ er sich jedenfalls nichts anmerken. Ich lud ihm die letzten Körbe Kiebitzeier auf und sah ihm nach, als er ins Haus watschelte, dann schlug ich die Wagenklappe zu, legte den Schlüssel auf den Fahrersitz und sondierte die Lage. Von der Idee, den Wagen zwischen den Bäumen zu parken, nahm ich bald wieder Abstand. Das hätte mehr Verdacht erregt, als wenn ich ihn einfach hier stehen ließ. Der Lieferwagen des Blumenhändlers schien auch niemanden zu stören.
    Das Haus hatte viel zu viele Fenster. Hinter jedem konnte ein Späher postiert sein. Ich schlenderte zur Hintertür, als wollte ich hineingehen, und prüfte unterwegs sämtliche Ebenen. Am äußersten Rand der inneren Kuppel flog gerade eine Streife über die Bäume, war jedoch zu weit weg, als dass ich mir hätte Sorgen machen müssen. Auch das Haus selbst machte einen unbedenklichen Eindruck.
    Kurz vor der Hintertür trat ich beiseite, sodass ich von drinnen nicht zu sehen war, und verwandelte mich. Aus Mr Squalls wurde eine kleine Eidechse, die auf den Boden fiel, zur Hauswand huschte und daran emporkletterte. Auf dem Weg in den ersten Stock tarnte mich mein karamellfarbenes Schuppenkleid ausgezeichnet. Mit den winzigen Krallen an meinen Zehen konnte ich mich prima festhalten und die beweglichen Augen konnte ich nach vorn, nach hinten und nach beiden Seiten drehen. Alles in allem mal wieder die perfekte Gestalt. Als ich die Mauer hochflitzte, fragte ich mich, wie es meinem Herrn in seiner unvorteilhafteren Verkleidung ergehen mochte.

Nathanael
37
    Als er den Eierkorb abgestellt hatte, sah sich Nathanael nach einem geeigneten Opfer um. In der Küche wuselten so viele Leute umher, dass er den kleinen Jungen in der dunkelblauen Uniform nicht gleich entdeckte und schon befürchtete, er wäre wieder weggegangen, doch schließlich erspähte er ihn hinter der beleibten Konditorin, wo er gerade einen Berg Appetithäppchen auf ein zweistöckiges Serviertablett schichtete.
    Offenbar sollte der Junge die Häppchen irgendwo hinbringen. Nathanael beschloss, ihn vorher abzupassen.
    Er drückte sich in der Küche herum, vertrieb sich die Wartezeit, indem er so tat, als müsste er seine Körbe und Kisten auspacken, und wurde immer ungeduldiger, als der Junge die mit Frischkäse und Garnelen gefüllten Pastetchen eines nach dem anderen sorgfältig auf dem Tablett arrangierte.
    Etwas Schweres, Hartes fiel auf seine Schulter. Er drehte sich um.
    Hinter ihm stand der Chefkoch. Sein Gesicht war vom Kaminfeuer gerötet und glänzte von Schweiß. Er sah mit lebhaften schwarzen Augen auf Nathanael herunter. In den Wurstfingern hielt er ein Hackbeil und mit der stumpfen Seite hatte er Nathanael eben auf die Schulter geklopft.
    »Und was hast du in meiner Küche

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