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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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auf das Lenkrad. »Aber wie lautet unser Plan?«
    »Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder finden wir das Amulett, oder wir finden heraus, was Lovelace vorhat. Wahrscheinlich trägt er das Amulett bei sich, jedenfalls wird es bestimmt scharf bewacht. Es wäre von Vorteil zu wissen, wo es sich im Moment befindet, aber wir sollten es Lovelace erst abnehmen, wenn alle Gäste eingetroffen sind. Alle müssen mitbekommen, dass er es besitzt, denn das beweist, dass er ein Verräter ist. Und wenn wir dann noch öffentlich aufdecken können, was er damit vorhatte, umso besser. Mehr Beweise brauchen wir nicht.«
    »Bei dir hört sich das alles so einfach an«, seufzte ich und dachte an Faquarl, Jabor und all die anderen Sklaven, die Lovelace höchstwahrscheinlich in der Hinterhand hatte. »Aber zuerst müssen wir das Auto und unsere Verkleidung loswerden.«
    Die Zufahrt endete unvermittelt an einem kiesbestreuten Rondell hinter dem Haus. Dort parkte schon der Lieferwagen des Blumenhändlers. Vor einer weit geöffneten weißen Flügeltür stand ein Mann in dunkler Uniform und bedeutete uns, dass wir vor ihm anhalten sollten.
    »Na denn«, sagte der Junge. »Wir laden aus und ergreifen die erstbeste Gelegenheit, ins Haus zu kommen. Du tust einfach, was ich dir sage.«
    »Aber hallo! Mache ich das nicht immer?« Ich schaffte es, den Wagen dicht vor der kunstvoll gestutzten Hecke zum Stehen zu bringen, und stieg aus. Sofort kam der Lakai anmarschiert.
    »Mr Squalls?«
    »Zur Stelle, Chef. Das da ist… mein Sohn.«
    »Sie sind spät dran. Der Koch wartet schon. Bringen Sie die Waren bitte so schnell wie möglich in die Küche.«
    »Jawoll, Chef.« Ein leises Unbehagen durchrieselte meine Substanz, meine Nackenhaare sträubten sich. Der Koch… Nein, das wäre dann doch zu… Er war bestimmt woanders. Ich öffnete die Heckklappe. »Jetzt aber dalli, Sohnemann, sonst gibt’s was hinter die Löffel!«
    Ich machte mir einen Spaß daraus, dem Jungen so viele Gläser mit syrischen Oliven und Riesenschnecken aufzuladen, wie er gerade noch packen konnte, dann schickte ich ihn los, und er wankte ächzend mit seiner Last davon. Der Anblick erinnerte mich an Simpkin in Pinns Laden. 102
(Glaub bloß nicht, ich hätte Simpkin vergessen. Im Gegenteil. Ich bin mit einem guten Gedächtnis und einer schöpferischen Fantasie gesegnet. Für den hatte ich mir schon etwas ausgedacht. )
Ich entschied mich für ein kleines Kistchen Lerchenzungen und folgte ihm durch den Hintereingang in einen kühlen, weiß getünchten Korridor. Dienstboten aller Größen, Gestalten und Geschlechter flitzten mit hunderterlei Dingen beschäftigt wie aufgeschreckte Feldhasen umher, Klappern, Klirren und Stimmengewirr erfüllten die Luft und aus der Küche drang der Duft von frischem Brot und gebratenem Fleisch.
    Ich spähte durch den gewölbten Durchgang zur Küche. Dutzende weiß gekleideter Hilfsköche hackten, klopften, putzten und schnippelten, was das Zeug hielt. Über dem offenen Kamin drehte sich ein Spießbraten. Auf den Tischen türmte sich Gemüse, daneben warteten Törtchen auf ihre Geleefüllung. Es summte und brummte wie in einem Bienenstock. Über dem ganzen Gewimmel waltete ein stattlicher Küchenchef, der gerade einen kleinen Jungen in blauer Livree anbrüllte.
    Der Küchenchef hatte die Ärmel hochgerollt. Ein Arm war dick verbunden.
    Ich wechselte sofort auf die siebte Ebene.
    Und zog den Kopf wieder zurück. Irrtum ausgeschlossen. Diese Fangarme kannte ich nur zu gut.
    Inzwischen hatte mein Herr die Küche betreten, seine kostbare Fracht auf einer der Arbeitsflächen abgeladen und kam gerade wieder heraus, ohne dass ihm etwas aufgefallen wäre. Als er um die Ecke bog, drückte ich ihm die Lerchenzungen in die Hand.
    »Bring das auch noch hin«, zischte ich. »Ich kann da nicht rein.«
    »Wieso nicht?«
    »Tu’s einfach.«
    Er war so vernünftig, meiner Aufforderung unverzüglich nachzukommen, denn mittlerweile stand der Bedienstete mit der dunklen Uniform im Korridor und beobachtete uns scharf. Wir gingen zum Wagen, um die nächste Ladung zu holen.
    »Der Küchenchef«, flüsterte ich und hievte eine Kiste Wildschweinpastete heraus, »ist der Dschinn Faquarl. Keine Ahnung, wieso er am liebsten in dieser Verkleidung herumläuft. Aber ich kann nicht in die Küche gehen, er würde mich sofort erkennen.«
    Der Junge sah mich misstrauisch an. »Woher soll ich wissen, dass du mich nicht anschwindelst?«
    »Dieses eine Mal musst du mir einfach glauben. Hier,

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