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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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ging eine schmale Treppe hinauf und durch einen türlosen Durchgang. Nathanael folgte ihm und setzte die Füße geräuschlos auf die spiegelglatten Marmorstufen.
    Als er unter dem Durchgang stand, schaute er sich um. Er erblickte eine kleine Bibliothek oder eine Art Galerie, in die durch einige Dachfenster nur wenig Licht fiel. Lovelace marschierte den Mittelgang zwischen den Regalreihen entlang. Überall verteilt standen niedrige Vitrinen, die mit den unterschiedlichsten, seltsam geformten Gegenständen bestückt waren. Nathanael riskierte noch einen Blick, sah, dass sein Opfer den Raum schon fast durchquert hatte, und schlich auf Zehenspitzen hinterher.
    Plötzlich rief Lovelace laut: »Maurice!«
    Nathanael duckte sich hinter das nächste Regal, drückte sich flach dagegen und zwang sich, gleichmäßig zu atmen. Er hörte, wie am anderen Ende des Raumes eine Tür aufging. Darauf bedacht, bloß kein Geräusch zu machen, wandte er im Zeitlupentempo den Kopf, bis er über eine Reihe Bücher hinwegspähen konnte. Zwischen ihm und der gegenüberliegenden Wand standen weitere Regale, doch in einer Lücke erkannte er wie in einem Rahmen das rote, runzlige Gesicht des alten Schyler. Lovelace blieb verdeckt.
    »Was ist los, Simon? Wieso kommst du hierher?«
    »Ich hab dir was mitgebracht«, sagte Lovelace beiläufig und mit amüsiertem Unterton. »Den Jungen.«
    Nathanael wäre vor Schreck beinahe in Ohnmacht gefallen. Er wollte fliehen…
    Lovelace trat hinter dem Ende der Regalreihe hervor und rief: »Gib dir keine Mühe. Hier kommst du nicht lebend raus.«
    Nathanael erstarrte. Er war fast hysterisch vor Angst, verhielt sich aber mucksmäuschenstill.
    »Komm zu Maurice.« Lovelace winkte ihn mit übertriebener Liebenswürdigkeit heran. Nathanael machte ein paar zögernde Schritte. »Braver Junge. Und hör auf zu zittern, als hättest du Krämpfe. Noch etwas, was du dir hinter die Ohren schreiben solltest: Ein Zauberer lässt sich nie anmerken, dass er Angst hat.«
    Nathanael betrat den Mittelgang und blieb vor dem alten Zauberer stehen. Er zitterte vor Zorn, nicht aus Furcht. Vergebens sah er sich nach einem Fluchtweg um. Als ihm Lovelace auf die Schulter klopfte, zuckte er vor der Berührung zurück.
    »Ich muss jetzt leider gehen«, erklärte Lovelace. »Aber bei Maurice bist du in guten Händen. Er möchte dir ein Angebot machen. Wie bitte? Hast du etwas gesagt?«
    »Woher haben Sie gewusst, dass ich hier bin?«
    »Rufus Lime hat dich erkannt. Da ich nicht angenommen habe, dass du großes Aufsehen erregen willst – schließlich wirst du wegen dieses… bedauerlichen Brandes von der Polizei gesucht –, hielt ich es für das Beste, dich von den anderen wegzulocken, bevor du Ärger machst. Und jetzt entschuldigt mich bitte, ich habe noch etwas Wichtiges vor. Maurice? Es kann losgehen.«
    Schyler legte das Gesicht in zufriedene Falten. »Dann ist Rupert inzwischen eingetroffen?«
    »Er ist da und seine Leute haben einen riesigen Afriten mitgeschleppt. Glaubst du, er ahnt was?«
    »I wo! Das ist bloß der übliche Verfolgungswahn. Seit diesem verfluchten Attentat im Parlament ist es noch schlimmer geworden. Die Widerstandsbewegung hat sich inzwischen für so einiges zu rechtfertigen – jedenfalls macht sie unser heutiges Vorhaben nicht eben leichter. Tja! Wenn wir erst mal an der Macht sind, Simon, müssen wir diese törichten Kinder ein für alle Mal unschädlich machen und in Ketten vor dem Tower aufknüpfen.«
    »Ruperts Leibwächter bestehen garantiert darauf, dass der Afrit bei der Rede anwesend ist«, brummte Lovelace.
    »Dann musst du dich dicht daneben stellen, Simon. Der Afrit muss die erste Ladung voll abbekommen.«
    »Ja. Ich hoffe bloß, das Amulett…«
    »Schluss! Das ist reine Zeitverschwendung! Wir haben das alles hundertmal besprochen. Du weißt, dass es standhält.« Der unfreundliche Tonfall des alten Mannes erinnerte Nathanael an die Ungeduld seines eigenen Meisters. Das runzlige Gesicht verzerrte sich zu einer hässlichen Fratze. »Machst du dir etwa Sorgen wegen der Frau?«
    »Wegen Amanda? Unsinn! Sie bedeutet mir überhaupt nichts. Dann…«, Lovelace atmete tief durch »…dann ist also alles so weit?«
    »Das Pentagramm ist fertig, ich habe den Saal gut im Blick und Rufus hat soeben das Horn hingebracht. Das wäre also auch erledigt. Falls jemand Scherereien macht, greifen wir sofort ein. Aber das wird nicht nötig sein.« Der Alte kicherte. »Ich kann’s kaum erwarten.«
    »Dann bis

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