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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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machen, nämlich…«
    »Hat es nicht eben geläutet, Sir?«
    »Unterbrich mich gefälligst nicht, Junge! Das, worüber wir uns noch Gedanken machen müssen, was wir aber gern verschieben können, wenn du noch mal so unverschämt bist, ist dein offizieller Name. Damit beschäftigen wir uns heute Nachmittag. Bring mir nach dem Mittagessen Löws Namensalmanach in die Bibliothek, dann suchen wir gemeinsam einen für dich aus.«
    »Ja, Sir«, antwortete der Junge tonlos und ließ die Schultern hängen. Er brauchte nicht erst zu sehen, wie ich in meinem Netz Luftsprünge vollführte, um zu wissen, dass ich alles mit angehört und verstanden hatte.
    Nathanael war nicht nur sein offizieller Name – es war sein richtiger Name! Der Dummkopf hatte mich herbeizitiert, ohne sich vorher zu vergewissern, dass sein Geburtsname ein für alle Mal in Vergessenheit geraten war. Und jetzt wusste ich ihn! Underwood rutschte ungeduldig auf seinem Stuhl herum. »Worauf wartest du noch, Junge? Trödel nicht herum – vor dem Mittagessen musst du noch ein paar Stunden lernen. An die Arbeit!«
    »Ja, Sir. Vielen Dank, Sir.«
    Der Junge schlurfte zur Tür. Mit schadenfroh malmenden Kauwerkzeugen stieß ich mich mit allen acht Beinen gleichzeitig ab und vollführte zur Feier des Tages einen achtbeinigen Super-Spezial-Salto rückwärts. Dann heftete ich mich an seine Fersen.
    Jetzt konnte ich das Bürschlein kriegen. Jetzt waren die Chancen ein bisschen gerechter verteilt: Er wusste meinen Namen, ich den seinen. Er hatte sechs Jahre Erfahrung, ich fünftausendzehn. So ließ sich doch gleich ganz anders arbeiten.
    Ich begleitete ihn die Treppe hinauf. Er ließ sich für jede Stufe ewig Zeit.
    Mach schon, mach schon! Stell dich wieder in dein Pentagramm. Ich flitzte voraus, konnte es kaum abwarten, meine Kräfte mit ihm zu messen.
    Tja, das war doch gleich ein ganz anderes Paar Schuhe – besser gesagt, vier Paar Schuhe.

Nathanael
12
    Als Nathanael zehn war, saß er eines schönen Sommertags mit seiner Zeichenlehrerin draußen auf der Steinbank und skizzierte den Kastanienbaum im Nachbargarten. Die Sonne brannte auf die roten Ziegel. Eine grau getigerte Katze rekelte sich auf der Mauer und ließ träge ihren Schwanz baumeln. Eine sanfte Brise strich durch die Blätter und trug schwachen Rhododendronduft herüber. Das Moos auf der Statue des Mannes mit dem Donnerkeil leuchtete in sattem Grün und die Insekten summten.
    Dieser Tag veränderte sein Leben.
    »Geduld, Nathanael.«
    »Das sagen Sie jedes Mal, Miss Lutyens.«
    »Und ich werde es bestimmt noch öfter sagen. Du bist viel zu ungeduldig. Das ist dein größter Fehler.«
    Verärgert schraffierte Nathanael eine Schattenpartie.
    »Aber es ist so gemein!«, wetterte er. »Nie lässt er mich irgendwas ausprobieren! Ich darf immer nur die Kerzen und das Räucherwerk und den ganzen anderen Kram hinstellen. Das kann ich inzwischen im Schlaf! Ich darf sie nicht mal ansprechen!«
    »Das ist auch gut so«, sagte Miss Lutyens bestimmt. »Und denk dran, ich möchte weiche Schatten, keine harten Linien.«
    »Das ist doch albern.« Nathanael verzog das Gesicht. »Er hat keine Ahnung, was ich schon alles kann. Ich habe alle Bücher gelesen und…«
    »Wirklich alle?«
    »Na ja, alle aus dem kleinen Regal, und er hat gesagt, damit hätte ich zu tun, bis ich zwölf bin. Ich bin noch nicht mal elf, Miss Lutyens, und kann schon die meisten Beschwörungsformeln auswendig. Wenn er für mich einen Dschinn beschwören würde, könnte ich ihm einen Befehl erteilen. Aber er lässt es mich ja nicht mal versuchen!«
    »Ich weiß nicht, was mich mehr an dir stört, Nathanael – deine Prahlerei oder deine Gereiztheit. Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, was du alles nicht hast – genieße lieber, was du hast. Zum Beispiel den Garten. Es war eine gute Idee von dir, den Unterricht heute draußen abzuhalten.«
    »Ich komme her, sooft ich kann. Hier kann man gut nachdenken.«
    »Das kann ich verstehen. Es ist so friedlich und man ist ungestört… und das ist in einer Stadt wie London selten, also sei dankbar dafür.«
    »Er hier leistet mir Gesellschaft.« Nathanael zeigte auf die Statue. »Ich mag ihn gern, obwohl ich nicht mal weiß, wer er ist.«
    »Der da?« Miss Lutyens blickte von ihrem Skizzenblock auf, zeichnete aber weiter. »Das ist Gladstone.«
    »Wer?«
    »Gladstone. Du hast bestimmt schon von ihm gehört. Nimmt Mr Purcell mit dir nicht neuere Geschichte durch?«
    »Wir haben uns mit zeitgenössischer

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