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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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rechtzeitig. Übermorgen bin ich zur Rede des Premierministers an die rang-höchsten Regierungsmitglieder ins Parlament geladen. Es ist im Großen und Ganzen eine Formalität, aber er wird auch über die Grundzüge seiner zukünftigen Innen-und Außenpolitik sprechen. Ehegatten und benannte Gehilfen sind ebenfalls eingeladen, und wenn du dich bis dahin anständig aufführst, nehme ich dich mit. Es wird eine lehrreiche Erfahrung für dich sein, uns Obermagier einmal alle vereint zu sehen!«
    »Ja, Sir. Vielen Dank, Sir!« Zum ersten Mal war Nathanaels Begeisterung nicht geheuchelt. Das Parlament! Der Premierminister! Er verließ die Bibliothek und rannte die Treppe hinauf in sein Zimmer, aus dessen Dachfenster er das ferne Parlamentsgebäude unter dem grauen Novemberhimmel nur undeutlich erkennen konnte. Doch in Nathanaels Augen war der streichholzdünne Turm von strahlendem Sonnenlicht umflossen.
    Kurz darauf fiel ihm die Tabaksdose in seiner Tasche wieder ein.
    Abendessen gab es erst in zwei Stunden. Mrs Underwood wirtschaftete in der Küche, der Zauberer telefonierte in seinem Arbeitszimmer. Heimlich, still und leise verließ Nathanael das Haus durch die Vordertür, nachdem er sich fünf Pfund aus dem Einmachglas für Trinkgelder genommen hatte, das Mrs Underwood auf einem Regal in der Diele stehen hatte. Auf der Hauptstraße erwischte er einen Bus nach Süden.
    Es war nicht üblich, dass Zauberer öffentliche Verkehrsmittel benutzten. Nathanael setzte sich möglichst weit weg von den anderen Fahrgästen auf die Rückbank und beobachtete sie unauffällig beim Einund Aussteigen – Männer, Frauen, Alte, Junge. Die Jugendlichen trugen triste Farben, die Mädchen Glitzerschmuck. Sie zankten sich, lachten oder waren in Zeitungen, Bücher und Illustrierte vertieft. Menschliche Eigenschaften, ja, aber man erkannte unschwer, dass sie über keinerlei magische Fähigkeiten verfügten, und das machte sie für Nathanael, der wenig Erfahrung mit Menschen hatte, seltsam zweidimensional. Ihre Gespräche kamen ihm belanglos vor, die Bücher, die sie lasen, sahen nichtssagend aus. Abgesehen von dem allgemeinen Eindruck, dass die meisten ein bisschen ordinär wirkten, konnte Nathanael nichts mit ihnen anfangen.
    Nach einer halben Stunde erreichte der Bus das Themseufer und die Blackfriars Bridge.
    Nathanael stieg aus, ging bis zur Mitte der Brücke und beugte sich über das schmiedeeiserne Geländer. Der Fluss führte Hochwasser. Das graue Band strömte geschwind unter ihm hindurch und die unruhige Oberfläche bildete immer neue Wirbel und Strudel. Über den beiden Uferdämmen, auf denen die ersten Autoscheinwerfer und Straßenlaternen aufflammten, ragten Bürogebäude mit ausdruckslosen Fensterfronten auf. Nathanael wusste, dass das Parlament gleich hinter der nächsten Flussbiegung lag. Noch nie war er so nahe herangekommen. Die bloße Vorstellung ließ sein Herz höher schlagen.
    Aber das musste warten. Zuerst hatte er etwas Lebenswichtiges zu erledigen. Aus der einen Jackentasche holte er eine Plastiktüte und einen halben Ziegelstein, den er im Garten seines Meisters gefunden hatte, aus der anderen die Tabaksdose. Ziegel und Dose kamen in die Tüte und diese wurde mit einem Doppelknoten zugebunden.
    Nathanael sah sich rasch nach beiden Seiten um. Fußgänger eilten mit gesenkten Köpfen und hochgezogenen Schultern an ihm vorüber, niemand schaute in seine Richtung. Kurz entschlossen warf er das Päckchen über das Geländer und sah ihm nach.
    Es fiel… und fiel… bis nur noch ein weißer Fleck zu sehen war. Das Aufklatschen konnte er kaum noch erkennen.
    Weg. Untergegangen wie ein Stein.
    Nathanael schlug den Kragen hoch, um sich vor dem böigen Wind, der vom Wasser heraufblies, zu schützen. Jetzt war er wieder unangreifbar. Jedenfalls soweit das im Moment möglich war. Er hatte seine Drohung wahr gemacht. Wenn Bartimäus es jetzt wagte, ihn zu hintergehen…
    Als er sich über die Brücke auf den Rückweg zur Bushaltestelle machte, begann es zu regnen. Er ging langsam, tief in Gedanken versunken, und wäre fast mit ein paar Pendlern zusammengestoßen, die ihm entgegeneilten. Sie raunzten ihn an, doch er bemerkte sie kaum. Unangreifbar… Nur darauf kam es an…
    Mit jedem Schritt senkte sich bleierne Müdigkeit über ihn.

Bartimäus
16
    Als ich aus dem Dachfenster des Jungen flatterte, schwirr ten mir so viele verschiedene komplizierte Strategien durch den Kopf, dass ich nicht aufpasste, wohin ich flog, und prompt gegen

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