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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Bibliothek kommen und den Almanach mitbringen. Nein… sagen wir lieber in einer Stunde. Ich muss hinterher noch diesen verflixten Duvall wegen der Diebstähle anrufen.«
    In der Küche hatte Nathanael sein belegtes Brot immer noch nicht aufgegessen. Mrs Underwood fuhr ihm liebevoll durchs Haar.
    »Kopf hoch!«, sagte sie. »Bist du wegen der Benennung so durcheinander? Deswegen musst du dir doch keine Sorgen machen. Nathanael ist ein hübscher Name, aber es gibt noch viele andere schöne Namen. Stell dir vor, du darfst dir jeden beliebigen Namen aussuchen, jedenfalls fast. Solange es keinen anderen lebenden Zauberer dieses Namens gibt. Gewöhnliche haben dieses Vorrecht nicht. Sie müssen sich mit dem Namen abfinden, den ihre Eltern für sie ausgesucht haben.« Sie lief geschäftig auf und ab, füllte den Teekessel, suchte die Milch und redete und redete. Nathanael hatte das Gefühl, dass die Dose in seiner Tasche immer schwerer wurde.
    »Kann ich ein bisschen rausgehen, Mrs Underwood?«, fragte er. »Ich brauche frische Luft.«
    Sie schaute ihn verdutzt an. »Das geht jetzt nicht, mein Lieber. Nicht vor der Benennung. Der Meister will dich in einer Stunde in der Bibliothek sehen, und er hat gemeint, du sollst den Namensalmanach mitbringen. Aber jetzt, wo du’s sagst… du siehst tatsächlich ein bisschen spitz um die Nase aus. Etwas frische Luft täte dir vermutlich ganz gut… Er merkt es bestimmt nicht, wenn du mal fünf Minuten vor die Tür gehst.«
    »Schon in Ordnung, Mrs Underwood. Ich bleibe drin.« Fünf Minuten? Er brauchte mindestens zwei Stunden. Also musste er die Dose später loswerden und darauf hoffen, dass Bartimäus in der Zwischenzeit nicht irgendwelche Tricks versuchte.
    Mrs Underwood goss eine Tasse Tee ein und stellte sie energisch vor ihn hin. »Davon kriegst du wieder ein bisschen Farbe. Heute ist ein großer Tag für dich, Nathanael. Wenn wir uns wieder sehen, bist du jemand anders. Womöglich spreche ich dich jetzt zum letzten Mal mit deinem alten Namen an. Am besten fange ich gleich an, ihn mir abzugewöhnen.«
    Warum hast du nicht gleich heute Morgen damit angefangen?, dachte er. Eine leise, gehässige Stimme in seinem Kopf hätte am liebsten Mrs Underwood und ihrer gedankenlosen Zuneigung die Schuld an allem gegeben, aber er wusste genau, dass das ungerecht war. Es war sein eigener Fehler, dass sich der Dämon in der Nähe herumgetrieben und den Namen aufgeschnappt hatte. Unangreifbar, unerkannt, unbesiegbar. Keine dieser drei Eigenschaften traf jetzt noch auf ihn zu. Er nahm einen großen Schluck Tee und verbrannte sich den Mund.
    »Komm rein, Junge, komm rein.« Sein Meister saß auf dem hochlehnigen Stuhl am Bibliotheksschreibtisch und sah beinahe freundlich aus. Er betrachtete den näher tretenden Nathanael und deutete auf den Stuhl neben sich. »Setz dich, setz dich. Du siehst ja richtig schick aus. Hast sogar ein Jackett angezogen, hm? Freut mich, dass dir die Bedeutung des Anlasses bewusst ist.«
    »Ja, Sir.«
    »Na schön. Wo ist der Almanach? Ah ja, zeig mal her…« Das Buch war in glänzendes grünes Leder gebunden und besaß ein Lesebändchen aus geflochtenem Rindshaar. Es war erst einen Tag zuvor von der Firma Jaroslav geliefert worden und noch ungelesen. Mr Underwood schlug es behutsam auf und betrachtete das Vorsatzblatt. »Löws Namensalmanach, 395. Auflage… Wie die Zeit vergeht… Ich habe mir meinen Namen aus der 350. Auflage ausgesucht, kannst du dir das vorstellen? Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen.«
    »Ja, Sir.« Nathanael unterdrückte ein Gähnen. Die morgendlichen Strapazen machten sich bemerkbar, aber er musste sich auf die vor ihm liegende Aufgabe konzentrieren. Er sah zu, wie sein Meister die Seiten umblätterte und dabei pausenlos redete.
    »Dieser Almanach, Junge, führt sämtliche offiziellen Namen auf, die seit dem Goldenen Prager Zeitalter bis heute von Zauberern benutzt wurden. Und viele nicht nur einmal. Neben jedem Namen steht ein Vermerk, der besagt, ob der Name zur Zeit besetzt ist. Man kann sich aber auch selber einen ausdenken. Da haben wir’s ja: ›Underwood, Arthur – London‹… Ich bin schon der zweite Träger dieses Namens, Junge. Der erste war, glaube ich, ein berühmter Jakobit, ein enger Vertrauter von König Jakob II. Nun, ich habe mir die Sache reiflich überlegt, und ich finde, du bist nicht schlecht beraten, wenn du in die Fußstapfen eines unserer großen Magier trittst.«
    »Ja, Sir.«
    »Ich dachte da zum Beispiel

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