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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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von allen Seiten näher und näher. Kaum denkbar, dass es noch schlimmer kommen konnte.
    Eine Dampfwolke, ein Aufbrüllen, ein irres rotes Auge blitzte mich an. »Bartimäus!«
    Na gut, das war natürlich auch eine Möglichkeit. Stierkopf kabbelte sich nicht mehr mit Adlerschnabel. Plötzlich war ihm wieder eingefallen, wer ich war. »Jetzt weiß ich, wer du bist!«, schrie er. »Ich hab deine Stimme wieder erkannt! Du bist schuld am Untergang meines Volkes! Hab ich dich endlich! Auf diesen Augenblick hab ich zweitausendsiebenhundert Jahre gewartet!«
    Angesichts einer Aussage wie dieser fällt einem nur in Ausnahmefällen eine passende Antwort ein.
    Der Utukku hob die Silberlanze und stieß das triumphierende Schlachtgeheul aus, das seinesgleichen beim tödlichen Streich verlauten lässt.
    Ich flatterte schicksalsergeben und mit einem letzten Aufwallen von Trotz mit den Flügeln…

Nathanael
23
    Der Tag, der sich als der schlimmste in Nathanaels Leben erweisen sollte, fing schon so niederschmetternd an, wie er enden sollte. Obwohl sie erst zu später Stunde vom Parlament nach Hause gekommen waren, konnte Nathanael einfach nicht einschlafen. Die letzten Worte seines Meisters gingen ihm im Kopf herum und erfüllten ihn zunehmend mit Unbehagen: »Jeder, der im Besitz von Diebesgut ist, muss mit den härtesten Strafen rechnen…«Den härtesten Strafen… Was sonst war das Amulett von Samarkand, wenn nicht Diebesgut?
    Einerseits war Nathanael davon überzeugt, dass Lovelace das Amulett gestohlen hatte – um das zu beweisen, hatte er schließlich Bartimäus ausgesandt –, andererseits war er selbst, oder besser gesagt, Underwood, derzeit im Besitz des Diebesgutes. Wenn Lovelace oder die Polizei oder sonst jemand von der Regierung das Amulett in diesem Haus fand, ja, falls Underwood selbst es in seinem Magazin entdeckte… Die katastrophalen Folgen mochte sich Nathanael nicht einmal ansatzweise ausmalen. Was als persönliche Rache an seinem Feind gedacht gewesen war, hatte sich zu einer weitaus brisanteren Angelegenheit ausgewachsen. Jetzt hatte er es nicht mehr nur mit Lovelace zu tun, sondern auch noch mit der Obrigkeit. Er hatte von den geschliffenen Glasbehältern gehört, in denen die Leichen von Verrätern an die Zinnen des Towers gehängt wurden. Ihre Botschaft war unmissverständlich: Es war nicht ratsam, den Zorn der Behörden auf sich zu ziehen.
    Als das gespenstische Licht kurz vor Tagesanbruch in der Dachluke schimmerte, hatte Nathanael nur noch einen Gedanken. Er musste das Amulett so schnell wie möglich loswerden, ganz gleich ob der Dschinn nun Beweise gefunden hatte oder nicht. Er wollte es wieder zu Lovelace schaffen und ihm dann irgendwie die Behörden auf den Hals hetzen. Doch dafür benötigte er Bartimäus.
    Und Bartimäus weigerte sich zu kommen.
    Trotz seiner Müdigkeit führte Nathanael an jenem Morgen drei Beschwörungen durch und dreimal ließ der Dschinn sich nicht blicken. Beim dritten Versuch schluchzte er fast vor Angst und brabbelte die Worte herunter, ohne sich darum zu scheren, ob ihn eine falsche Silbe in Schwierigkeiten bringen konnte. Als er fertig war, starrte er keuchend auf den Bannkreis. Komm schon, komm schon!
    Kein Rauch, kein Gestank, kein Dämon.
    Fluchend brach Nathanael die Beschwörung ab, kickte wütend ein Räuchergefäß durchs Zimmer und warf sich aufs Bett. Was war nur los? Hatte Bartimäus einen Trick gefunden, sich seiner Pflicht zu entziehen? Unmöglich! Soweit Nathanael wusste, war das noch keinem Dämon gelungen. Hilflos hämmerte er mit den Fäusten auf die Bettdecke. Sobald er den Dschinn wieder in seiner Gewalt hatte, würde er ihn für seine Saumseligkeit büßen lassen – er würde ihn dem Scharfzackigen Pendel aussetzen und zusehen, wie er sich vor Schmerzen wand!
    Aber was sollte er in der Zwischenzeit machen?
    Den Zauberspiegel benutzen? Nein, das musste warten. Die drei Beschwörungen hatten ihn ausgelaugt. Er musste erst neue Kräfte sammeln. Aber was war mit der Bibliothek seines Meisters? Vielleicht enthielten die Bücher ja noch andere, wirksamere Beschwörungsmethoden, die er ausprobieren konnte. Vielleicht fand er dort Informationen über Dschinn, die sich weigerten zurückzukommen.
    Er stand auf und schob mit dem Fuß den Teppich über die Kreidekreise auf dem Boden. Zum Wegwischen hatte er jetzt keine Zeit. In wenigen Stunden musste er seinen Meister aufsuchen, um die lange aufgeschobene Anrufung des Krötenkobolds durchzuführen. Nathanael

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