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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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stützte er sich darauf, blickte prüfend in die Runde und sammelte neue Kraft. »So weit, so gut«, sagte er schließlich. »Anne… die Mützen, bitte.«
    Dunkle, wollene Sturmhauben kamen zum Vorschein und wurden verteilt. Fred musterte seine misstrauisch. »Ich mag die Dinger nicht«, murrte er. »Die kratzen.«
    Mr Pennyfeather schnalzte ungeduldig mit der Zunge. »Heute Nacht reicht es nicht, sich das Gesicht schwarz anzumalen, Frederick. Es ist zu riskant. Setz sie auf. Na also. Letzte Kontrolle, dann geht’s zum Kreuzgang. Nicholas, du hast das Kästchen mit dem Hermetischen Mantel?«
    »Jawoll.«
    »Und den Hammer zum Zertrümmern?«
    »Jau.«
    »Frederick, du hast das Brecheisen? Gut. Und deine nützliche Messerkollektion? Hervorragend. Stanley – Seil und Kompass. Kitty – Heftpflaster, Verbandsmull und Jodsalbe? Gut. Ich habe den Schlüssel zur Gruft. Was die Waffen betrifft, sollte jeder von uns mindestens ein Maulerglas und eine Elementenkugel in der Tasche haben. Sehr gut.«
    Er unterbrach sich und rang nach Atem. »Noch etwas, bevor wir reingehen. Die Waffen sind nur im äußersten Notfall einzusetzen, falls wir gestört werden. Ansonsten darf man weder hören noch sehen, dass wir da waren. Sollte die Tür zur Kathedrale abgeschlossen sein, rücken wir sofort wieder ab. In der Gruft selbst konzentrieren wir uns auf unsere Beute. Ich verteile sie und ihr verstaut sie in euren Rucksäcken. Dann geht ihr denselben Weg zurück, den wir gekommen sind. Am Schluss treffen wir uns wieder hier in diesem Raum. Falls irgendwas schief geht, lauft ihr, sobald ihr könnt, zum Keller, auf keinen Fall zum Laden. Wenn ich aus irgendeinem Grund nicht gleich nachkomme, wendet euch an Mr Hopkins. Er wartet morgen Nachmittag im Druiden-Café. Noch Fragen? Nein? Nicholas, würdest du dann bitte…«
    Nick sagte nichts, sondern ging zur nächsten Tür und lehnte sich dagegen. Sie ging sofort auf, und alle starrten ins Freie, in blauschwarzes Dunkel.
    »Auf geht’s«, kommandierte Mr Pennyfeather.
    Sie betraten der Reihe nach den Kreuzgang: erst Nick, dann Kitty, dann Fred, Anne und Stanley, zum Schluss Mr Pennyfeather.
    Lautlos wie die Fledermäuse huschten sie durch den Säulengang, verschwommene graue Flecken vor der pechschwarzen Wand. Die Bogenfenster zu ihrer Rechten waren als hellere Flächen zu erkennen, der Innenhof dagegen war ein schwarzes Viereck. Kein Mond wies ihnen den Weg. Ihre Turnschuhe schlurften sanft scharrend wie welke, vom Wind bewegte Blätter über die Steinfliesen. Die umwickelte Spitze von Mr Pennyfeathers Stock tappte hinterher. Ganz vorn schaukelte Nicks mit einem Tuch verhängte Laterne geräuschlos an ihrer langen Kette und warf ihren Schein wie ein flackerndes Irrlicht auf den Boden, denn aus Angst, entdeckt zu werden, hielt er sie sehr tief, noch unterhalb der Fenstersimse.
    Im Laufen zählte Kitty die Fenster. Nach der achten hellgrauen Fläche schwenkte das Laternenlicht an der Spitze abrupt nach rechts. Auch Kitty bog ab, ohne ihren Schritt zu verlangsamen, und zählte wieder von vorn. Eins, zwei… Der Rucksack lastete schwer auf ihren Schultern. Sie hörte den Inhalt hin-und herrutschen und hoffte inständig, dass sich die schützenden Stoffhüllen um die Kugeln nicht gelöst hatten. Vier, fünf… Automatisch ging sie im Geist ihre anderen Waffen durch: das Messer im Gürtel, die Wurfscheibe in der Jacke. Sie beruhigten sie mehr als alle magischen Waffen, denn sie hatten nichts Dämonisches an sich.
    Sechs, sieben… Sie hatten den nördlichen Kreuzgang durchquert.
    Die Laterne hielt jäh an und pendelte dann aus. Fast wäre Kitty auf Nick aufgelaufen, sie konnte gerade noch rechtzeitig bremsen. Hinter sich hörte sie es einen Augenblick schlurfen, dann wurde es still.
    An Nicks Stimme merkte sie, dass er sich umwandte. Er zischte: »Die Tür zum Mittelschiff. Jetzt wird’s spannend.«
    Er hob die Laterne kurz hoch. Kitty erhaschte einen Blick auf eine uralte schwarze Tür, über und über mit riesigen Nägeln beschlagen, deren Köpfe im schwankenden Licht tanzende Schatten warfen. Die Laterne senkte sich wieder. Dunkelheit, Stille, ein leises Kratzen. Kitty wartete, strich über den Anhänger in ihrer Tasche. Sie stellte sich vor, wie Nicks Finger über das geschwärzte Holz und die Ziernägel glitten und nach der großen Metallklinke tasteten. Sie vernahm ein leises Schaben, gedämpftes Schnaufen und unterdrückte Flüche, hörte Nicks Jacke rascheln. Offenbar hatte er

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