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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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aufgerissenen grauen Augen. Sie kauerte hinter einem hohen, hölzernen Chorpult.
    »Wir müssen hier raus!« Kittys Stimme überschlug sich. »Wo geht’s zum Ausgang?«
    »Wo ist Fred? Und Mr Pennyfeather?«
    »Wo geht’s zum Ausgang, Annie? Weißt du’s noch?«
    »Nein. Das heißt, ich glaub…da lang. Es ist so schwierig im Dunkeln. Aber…«
    »Dann komm. Mach die Lampe aus.«
    Kitty setzte sich im Laufschritt in Bewegung, Anne stolperte hinterher. In der ersten Panik war Kitty einfach blindlings losgerannt, ohne auf die Richtung zu achten. Das lag an der stickigen Luft in der Grabkammer, die sie so umnebelt hatte, dass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte. Hier oben dagegen, obwohl es auch hier dunkel war und modrig roch, half ihr die vergleichsweise frische Luft, sich zurechtzufinden. Hoch oben sah man eine blasse Fensterreihe; demnach hatten sie das Mittelschiff erreicht und die Tür zum Kreuzgang befand sich gegenüber. Sie blieb stehen und wartete auf Anne.
    »Da drüben ist der Ausgang«, zischelte sie. »Geh leise.«
    »Wo ist…?«
    »Frag nicht.« Sie tastete sich ein paar Schritte voran. »Was ist mit Nick?«
    »Der ist weg. Ich hab nicht gesehen…«
    Kitty knirschte mit den Zähnen. »Egal.«
    »Kitty… ich hab meinen Rucksack fallen lassen.«
    »Das spielt jetzt auch keine Rolle mehr, oder? Dann ist eben alles futsch.« Noch als sie es aussprach, wurde ihr bewusst, dass sie noch immer Gladstones Stab in der linken Hand hielt. Das wunderte sie, denn während der hektischen Flucht war sie sich dessen überhaupt nicht bewusst gewesen. Den Rucksack mit dem Umhang und den anderen Kostbarkeiten hatte sie irgendwo auf der Treppe verloren.
    »Was war das?«
    Sie blieben mitten in dem finsteren Kirchenschiff stehen.
    »Ich hab nichts…«
    »Da hat was geraschelt. Hast du…?«
    »Nein… Nein, das war ich nicht. Geh weiter.«
    Ein paar Schritte weiter ragte vor ihnen ein Pfeiler auf. Kitty drehte sich um. »Wenn wir da dran vorbei sind, brauchen wir die Taschenlampe, um die Tür zu finden. Ich weiß nicht, wie dicht wir schon dran sind.«
    In diesem Augenblick raschelte es direkt hinter ihnen. Die beiden kreischten auf und stoben stolpernd auseinander. Kitty prallte gegen den Pfeiler, verlor das Gleichgewicht und fiel hin, wobei ihr das Messer entglitt. Hastig stand sie wieder auf und drehte sich um.
    Dunkelheit. Ein leises Scharren. Die Stablampe lag auf dem Boden, der schwache Lichtstrahl zeigte auf den Pfeiler. Anne war nirgends zu sehen.
    Langsam und vorsichtig ging Kitty rückwärts, bis sie hinter dem Pfeiler stand.
    Sie war überzeugt, dass die Tür zum Kreuzgang nicht weit sein konnte, aber wo genau sie sich befand, wusste sie nicht. Mit dem Stab in der Hand schlich sie weiter und tastete sich mit ausgestreckter Hand in Richtung der Südwand.
    Zu ihrer Überraschung und überwältigenden Erleichterung fuhren ihre Finger über raues Holz und ein kalter, frischer Luftzug schlug ihr entgegen. Die Tür stand einen Spalt offen. Kitty zerrte verzweifelt daran, um sie weiter aufzudrücken und sich hindurchzuzwängen.
    Da hörte sie irgendwo hinter sich im Mittelschiff ein wohl bekanntes Geräusch:das Tapp, Tapp, Tapp eines Gehstocks.
    Kitty blieb mit angehaltenem Atem auf der Schwelle stehen.
    Tapp, Tapp, Tapp. Ein gehauchtes Flüstern. »Kitty… bitte hilf mir…«
    Das konnte nicht sein. Das war unmöglich. Sie trat einen Schritt in den Kreuzgang hinaus, hielt noch einmal inne…
    »Kitty… bitte…« Die Stimme war leise, der Schritt stockend.
    Kitty kniff die Augen zu, holte tief Luft und kehrte in die Kathedrale zurück.
    Jemand schlurfte durch den Mittelgang und tappte unsicher mit dem Stock. Es war zu dunkel, um Genaueres zu erkennen, aber allem Anschein nach war derjenige verwirrt, hatte die Orientierung verloren und taperte hierhin und dorthin, wobei er immer wieder kraftlos hüstelte und nach ihr rief. Kitty beobachtete ihn im Schutz eines Pfeilers und zuckte zurück, sobald er sich in ihre Richtung zu wenden schien. Soweit sie sehen konnte, stimmten Statur und Größe, auch die Bewegungen waren ihr vertraut. Die Stimme ebenfalls und doch hielt sie etwas zurück. Der da drüben wollte sie bestimmt in eine Falle locken! Trotzdem konnte sie nicht einfach auf dem Absatz kehrtmachen, abhauen und mit der Ungewissheit weiterleben, dass sie womöglich Mr Pennyfeather schnöde im Stich gelassen hatte.
    Sie brauchte Licht.
    Die Stablampe strahlte immer noch nutzlos den Pfeiler an, dort wo Anne sie

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