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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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wie ihr mir und ermittle auf eigene Faust.
    In einer Kirchenbank im Mittelschiff saß eine junge Zauberin und blätterte in ihrem Notizbuch. Nathanael gab sich einen Ruck und stolzierte mit gespieltem Selbstbewusstsein zu ihr herüber. »Tag, Fennel«, sagte er barsch. »Ziemlich üble Sache, was?«
    Die Frau blickte erschrocken auf. »Ach, Mr Mandrake! Ich wusste gar nicht, dass Sie immer noch mit dem Fall betraut sind. Stimmt, das ist eine üble Sache.«
    Nathanael deutete mit dem Kinn auf den Eingang zur Gruft. »Haben Sie irgendwas über die Einbrecher rausgefunden?«
    Sie zuckte die Achseln. »Nicht viel. Laut Ausweis handelt es sich bei dem alten Mann um einen gewissen Terence Pennyfeather. Ihm gehörte in Southwark ein Laden für Künstlerbedarf. Die anderen sind wesentlich jünger, vielleicht waren sie seine Angestellten. Wie sie heißen, konnte ich noch nicht feststellen. Ich wollte gerade nach Southwark fahren und Pennyfeathers Akte einsehen.«
    Nathanael sah auf die Uhr. Noch zwei Stunden bis zur großen Beschwörung. Er hatte noch Zeit. »Ich komme mit. Eine Frage…« Er zögerte und sein Herz schlug ein bisschen schneller. »Da unten in der Gruft… war da auch ein Mädchen dabei… schlank, mit glatten schwarzen Haaren?«
    Fennel überlegte. »Nicht unter den Leichen, die ich gesehen habe.«
    »Gut. Gut. Also dann… gehen wir?«
    Vor Pennyfeathers Künstlerbedarf hatten sich etliche stämmige Nachtpolizisten postiert, drinnen kehrten Zauberer aus verschiedenen Dienststellen das Unterste zuoberst. Nathanael und Fennel zeigten ihre Ausweise vor und gingen hinein. Sie kümmerten sich nicht um die Suche nach gestohlenen Artefakten, die ringsum im Gange war, sondern nahmen sich den Stapel zerfledderter Geschäftsbücher hinter der Ladentheke vor. Es dauerte nicht lange, bis Fennel eine Namensliste fand.
    »Hier ist eine Aufstellung der Lohnzahlungen«, verkündete sie. »Sie reicht ein paar Monate zurück. Die Betreffenden könnten der Widerstandsbewegung angehören, jedenfalls ist heute keiner von ihnen zur Arbeit erschienen.«
    »Lassen Sie mal sehen.« Nathanael überflog die Liste. Anne Stephens,Kathleen Jones, Nicholas Drew… Die Namen sagten ihm alle nichts. Halt…Stanley Hake und Frederick Weaver. Fred und Stanley, ganz eindeutig. Er war auf der richtigen Spur, aber eine Kitty schien es nicht gegeben zu haben. Er blätterte zur Lohnliste des Folgemonats um. Wieder dieselben Namen. Er gab Fennel das Buch zurück und trommelte ungeduldig auf den Glastresen.
    »Hier ist noch eins, Sir.«
    »Sparen Sie sich die Mühe. Ich habe schon genug ge– Moment mal!« Er riss Fennel das Blatt förmlich aus der Hand, kniff die Augen zusammen und sah noch einmal hin. Da war ja, was er suchte: die gleiche Liste, nur mit einer kleinen Änderung –Anne Stephens, Kitty Jones, Nicholas Drew… Kein Zweifel, Kitty Jones und Kathleen Jones waren ein und dieselbe Person.
    Während seiner monatelangen Ermittlungen hatte Nathanael Kitty vergeblich in sämtlichen behördlichen Verzeichnissen gesucht. Jetzt begriff er, dass er sich die ganze Zeit auf den falschen Namen versteift hatte.
    »Ist Ihnen nicht gut, Mr Mandrake?«, erkundigte sich Fennel besorgt.
    Mit einem Mal passte alles zusammen. »Doch, doch, mir geht’s gut. Es ist bloß…«, er lächelte sie an und zupfte seine Manschette zurecht, »mir ist eben eine Idee gekommen.«

Bartimäus
33
    Seit der Blütezeit von Prag war das die größte Sammelbeschwörung, an der ich teilnahm. Vierzig Dschinn materialisierten sich mehr oder minder gleichzeitig in einem riesigen, eigens für diesen Zweck eingerichteten Beschwörungsraum in Whitehall. Wie immer in solchen Fällen war es, trotz redlicher Bemühungen der Zauberer, ein fürchterliches Durcheinander. Zwar hatten sie sich in ordentlichen Reihen identischer Pentagramme aufgestellt, trugen die gleichen dunklen Anzüge und rezitierten leise ihre Formeln, während die Protokollführer an den Tischen daneben ihre Namen aufschrieben, aber wir Dschinn scherten uns natürlich weniger um die Etikette, sondern traten in vierzig völlig verschiedenen Erscheinungsformen auf, beharrten nachdrücklich mittels Hörnern, Schwänzen, schillernden Halskrausen, Stacheln und Fangarmen auf unserer Einzigartigkeit, und das in einer Farbpalette, die von Obsidianschwarz bis hin zu zartem Löwenzahngelb voll ausgeschöpft wurde. Wir waren eine brüllende, schnatternde Menagerie, umwölkt von beißendem Schwefelgestank.
    Aus purer Langeweile

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