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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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war ein sehr guter Zauberspiegel!«
    »Von mir aus, aber du wirst wohl zugeben, dass er nicht ganz Europa in Schutt und Asche gelegt hat. Dieser Stab ist ein echtes Prachtstück. Du hast gesagt, er hat die ganze Zeit in Gladstones Gruft gelegen?«
    »Allem Anschein nach, ja.« Der Junge sah sich argwöhnisch um, aber die anderen Zauberer waren voll und ganz davon in Anspruch genommen, ihren Sklaven in dem allgemeinen Tohuwabohu Befehle zuzubrüllen. Er beugte sich verschwörerisch vor und raunte: »Das ist doch superpeinlich! Niemand hat sich je getraut, das Grab zu öffnen, und dann kommt so ein dahergelaufener Haufen Gewöhnlicher und macht die Regierung lächerlich! Aber ich bin entschlossen, das Mädchen zu finden und die Sache wieder ins Lot zu bringen.«
    Ich zuckte die nicht vorhandenen Schultern. »Warum wünschst du ihr nicht einfach alles Gute und lässt sie in Frieden?«
    »Damit sie den Stab an den Meistbietenden verscherbelt? Das wäre ja noch schöner!« Mein Herr beugte sich noch weiter vor. »Ich glaube, ich weiß, wie ich ihr auf die Spur komme. Und wenn es mir gelingt… tja, ich habe so einiges über diesen Zauberstab gelesen. Er ist sehr mächtig, das schon, aber die Bedienungsformel soll ziemlich simpel sein. Der Besitzer braucht einen starken Willen, aber wenn der Stab an den Richtigen kommt… wer weiß, was man damit alles auf die Beine stellen könnte?« Er richtete sich ungeduldig auf. »Was lungern die hier alle noch rum? Sie sollten längst ausgeschwärmt sein. Ich habe Wichtigeres zu tun.«
    »Die warten, dass Butterblümchen drüben in der Ecke seine Beschwörung auf die Reihe kriegt.«
    »Wer? Tallow? Was treibt der Schwachkopf da schon wieder? Warum ruft er nicht einfach sein grünes Affenvieh?«
    »Nach dem Kilo Räucherwerk zu schließen, das er abbrennt, und dem dicken Wälzer, den er zurate zieht, hat er was richtig Großes vor.«
    »Vermutlich will er uns mit einem höheren Dämon beeindrucken«, brummelte der Junge. »Typisch. Der würde alles tun, um bei Whitwell nicht in Ungnade zu fallen.«
    Die geflügelte Schlange wiegte sich schneller hin und her. »Boah, krass!«
    »Was ist denn jetzt los?«
    »Wie du ausgesehen hast! Grade hast du einen Moment lang richtig verächtlich gegrinst. Mir ist es eiskalt die Schuppen runtergelaufen!«
    »Red keinen Stuss. Wer von uns beiden ist denn hier als Riesenschlange aufgekreuzt? Dieser Tallow sitzt mir schon viel zu lange im Nacken, das ist alles. Er und alle anderen. Ich kann hier keinem vertrauen. Da fällt mir wieder ein…« Jetzt beugte er sich ganz weit vor, und die Schlange senkte den majestätischen Kopf, um ihn besser zu verstehen. »Ab sofort brauche ich dringender denn je deinen Schutz. Du hast ja gehört, was der Schwarzbart gesagt hat. Ein britischer Regierungsbeamter muss ihm gesteckt haben, dass wir nach Prag kommen.«
    Die gefiederte Schlange nickte. »Freut mich, dass du’s endlich geschnallt hast. Mir war das schon längst klar. Apropos: Hast du die beiden tschechischen Spione schon aus dem Knast geholt?«
    Seine Miene verfinsterte sich. »Hetz mich nicht. Zurzeit haben andere Dinge Vorrang. Irgendjemand aus den höchsten Kreisen befehligt den Golem und macht uns Ärger. Womöglich will man mich zum Schweigen bringen.«
    »Wer hat denn überhaupt gewusst, dass du nach Prag fliegst? Whitwell? Tallow?«
    »Ja, und noch jemand im Außenministerium. Ach ja, und Duvall vielleicht auch.«
    »Der fiese Polizeichef? Aber der ist doch gegangen, bevor…«
    »Das weiß ich selber, aber es könnte sein, dass mir seine Assistentin Jane Farrar irgendwelche Hinweise aus der Nase gezogen hat.« Lag es an der Beleuchtung oder lief der Junge tatsächlich ein bisschen rot an?
    »Aus der Nase gezogen? Wie das denn? Das musst du mir erklären.«
    Er verzog das Gesicht. »Sie hat einen Blendezauber gewirkt und…«
    Zu meiner Enttäuschung wurde diese interessante Geschichte plötzlich durch einen unerwarteten und für die versammelten Zauberer beunruhigenden Vorfall unterbrochen. Der untersetzte, gelbgesichtige Tallow, der in seinem Nadelstreifenanzug in der nächsten Reihe ganz außen in einem Pentagramm stand, war endlich mit seiner langatmigen Beschwörung fertig und ließ das Buch sinken, aus dem er die Formel abgelesen hatte. Erst geschah gar nichts, und er wartete schwer atmend, dass sein Ruf gehört wurde. Dann stieg in dem kleineren Pentagramm plötzlich eine schwarz brodelnde Rauchsäule empor, in der gelbe Blitze knisterten. Ein

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