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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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den Stab nicht vielleicht bei sich?«
    »Nein. Es trägt einen Rucksack, worin wahrscheinlich der größte Teil von Gladstones Grabbeigaben verstaut ist. Der Stab dagegen ist verschwunden. Einer von den Plünderern muss ihn mitgenommen haben.«
    »Ich habe alle Häfen und Flughäfen abriegeln lassen«, warf Mortensen ein. »An der ganzen Küste patrouillieren Kugeln.«
    »Verzeihen Sie«, fragte Nathanael wieder, »aber wenn der Stab die ganze Zeit in der Kathedrale gelegen hat, warum haben wir ihn dann nicht längst benutzt?«
    Etliche Zauberer rutschten auf ihren Sitzen herum, Mr Duvall funkelte den Frager an. »Das hier ist eine geschlossene Krisensitzung, kein Kindergarten. Ich schlage vor, wir schicken den Dreikäsehoch nach Hause, Rupert.«
    »Einen Augenblick, Henry.« Mr Devereaux wirkte so genervt wie seine Minister, wahrte aber die Contenance. »Ganz Unrecht hat der Junge nicht. Der Grund für diese Entscheidung, Mandrake, war die Angst vor einer Katastrophe, wie sie jetzt eingetreten ist. Gladstone hat auf dem Sterbebett allen Rache geschworen, die seine letzte Ruhe stören, und wie jeder weiß, war mit ihm nicht zu spaßen. Niemand kann mit Sicherheit sagen, mit welchen Bannsprüchen und Dämonen er seine Gruft gesichert hat, aber…«
    »Was das betrifft, habe ich einige Recherchen betrieben«, unterbrach Quentin Makepeace den Premierminister mit leisem Lächeln. »Ich habe mich schon immer für Gladstone interessiert. Nach der Beisetzung wurde die Gruft mit einer Pestilenz versehen, einer nicht zu unterschätzenden Vorrichtung, die man aber dennoch relativ leicht umgehen kann. Seinen Sarkophag jedoch hat Gladstone eigenhändig gesichert. Zeitgenössische Berichte behaupten, allein die Aura seines Leichnams habe die Kobolde umgebracht, die für die Kerzen zuständig waren. Trotz dieser Vorwarnung versuchte kurz nach seinem Tod eine Gruppe Zauberer, den Stab zu stehlen. Sie setzten die Pestilenz kurzzeitig außer Kraft, stiegen in die Gruft hinab… und waren nicht mehr gesehen. Ihre Komplizen, die draußen warteten, hörten nur noch, wie die Tür von innen verriegelt wurde. Seit damals ist niemand mehr so leichtsinnig gewesen, es mit den Sicherheitsvorkehrungen des großen alten Mannes aufzunehmen. Bis gestern Nacht.«
    »Und Sie glauben wirklich, dass der Widerstand dahinter steckt?«, hakte Nathanael noch einmal nach. »Die Toten, die Sie gefunden haben, müssten dafür doch gewisse Anhaltspunkte liefern. Ich würde gern…«
    »Nichts für ungut, Mandrake«, fiel ihm Duvall ins Wort, »aber das fällt nicht mehr in Ihre Zuständigkeit. Das ist jetzt Sache der Polizei. Es muss Ihnen genügen, dass meine Grauröcke die erforderlichen Nachforschungen anstellen.« Der Polizeichef wandte sich an den Premierminister. »Das scheint mir der rechte Moment für ein offenes Wort, Rupert. Der kleine Mandrake hatte den Auftrag, der Widerstandsbewegung das Handwerk zu legen. Inzwischen wurde in der Westminster Abbey eingebrochen, wo unsere bedeutendsten Persönlichkeiten ihre letzte Ruhestätte haben, und Gladstones Gruft wurde geschändet. Sein Stab wurde entwendet und der Junge hat die ganze Zeit die Hände in den Schoß gelegt und zugesehen.«
    Mr Devereaux’ Blick wanderte zu Nathanael. »Möchten Sie sich dazu äußern?«
    Nathanael erwog flüchtig, seine Prager Erlebnisse zu schildern, aber er wusste, dass es zwecklos war. Er hatte keinerlei Beweise. Abgesehen davon war es mehr als wahrscheinlich, dass der Verräter hier und jetzt mitten unter ihnen saß und ihn beobachtete. Deshalb hielt er sich zurück. »Nein, Sir.«
    »Ich bin enttäuscht von Ihnen, Mandrake, tief enttäuscht.« Der Premierminister wandte sich ab. »Meine Damen, meine Herren! Wir müssen die verbliebenen Mitglieder der Widerstandsbewegung ausfindig machen und ihnen den Stab wegnehmen. Wem das gelingt, der darf mit einer großzügigen Anerkennung rechnen. Aber zuallererst müssen wir das Gerippe unschädlich machen. Rufen Sie Ihre besten Zauberer zusammen, und zwar in…«, er sah auf seine Armbanduhr, »…in zwei Stunden. Ich verlasse mich darauf, dass Sie die Sache aus der Welt schaffen, ist das klar?« Zustimmendes Gebrummel war die Antwort. »Die Sitzung ist beendet.«
    Aufgeregt plappernd verließ die Ministerschar die Kathedrale, wobei Miss Whitwell und Tallow mit einigem Abstand als Letzte gingen. Nathanael machte keine Anstalten, ihnen zu folgen. Von mir aus, dachte er trotzig, dann zeige ich euch eben genauso die kalte Schulter

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