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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Vögel keine Gardinen.«
    Letzterem konnte ich nicht widersprechen. »Tja, wenn du’s unbedingt wissen willst, ich bin ein altehrwürdiger und sehr mächtiger Dschinn. Ich sprach mit Salomo und Ptolemäus und half den Pharaonen, die Seevölker zu vernichten. Momentan bin ich allerdings eine Krähe. So viel zu meiner Person.« Ich schlug einen geschäftsmäßigen Ton an. »Du bist der Gewöhnliche Jakob Hyrnek?« Er nickte. »Gut. Dann stell dich drauf ein…«
    »Ich weiß, wer dich schickt.«
    »Äh… woher denn?«
    »Ich hab schon lange damit gerechnet.«
    Die Krähe machte große Augen. »Hä? Ich hab’s doch selber erst heute Morgen erfahren.«
    »Das passt. Er hat beschlossen, die Sache endgültig aus der Welt zu schaffen.« Der Junge steckte die Hände tief in die Taschen des Morgenmantels und seufzte theatralisch.
    Ich kapierte immer noch nichts. »Wer denn? Und welche Sache? Jetzt red mal vernünftig und seufz hier nicht rum wie ein Mädchen.«
    »Mich umzubringen, was sonst?«, erwiderte Hyrnek. »Vermutlich bist du ein gefährlicherer Dämon als der davor. Der sah allerdings wesentlich gruseliger aus. Du bist ein bisschen sehr alltäglich und schmächtig. Und zu klein.«
    »Jetzt halt aber mal die Luft an!« Die Krähe rieb sich mit der Flügel-spitze die Augen. »Hier scheint ein Irrtum vorzuliegen. Mein Herr hat erst gestern von deiner Existenz erfahren, hat er gesagt.«
    Jetzt guckte zur Abwechslung der Junge dumm aus der Wäsche. »Wieso sollte Tallow so was behaupten? Spinnt der?«
    »Tallow?« Die Krähe schielte, so durcheinander war sie. »Jetzt mal schön der Reihe nach. Was hat denn Tallow damit zu tun?«
    »Na, er hat doch damals seinen grünen Affen auf mich gehetzt. Deshalb nehme ich jetzt natürlich an, dass…«
    Ich hob Einhalt gebietend den Flügel. »Noch mal von vorn. Mein Herr hat mich hergeschickt, damit ich herausfinde, ob hier ein gewisser Jakob Hyrnek wohnt. Du bist doch Jakob Hyrnek, oder? Na also. Immerhin etwas. Von einem grünen Affen weiß ich nichts, möchte dir aber bei dieser Gelegenheit mitteilen, dass man niemanden nach dem Äußeren beurteilen soll. Auch wenn ich derzeit nicht grade doll aussehe, ich kann dir versichern, dass ich bösartiger bin, als es auf den ersten Blick scheint.«
    Der Junge nickte betrübt. »Das hab ich mir auch schon gedacht.«
    »Zu Recht, Kumpel. Jedenfalls bösartiger als irgendwelche komischen Affen. Aber… wo war ich doch gleich stehen geblieben? Ich hab den Faden verloren… Ach richtig! Von einem Affen weiß ich nichts und Tallow hat mich ganz gewiss nicht geschickt. Das kann gar nicht sein.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil ihn gestern Abend ein Afrit gefressen hat. Aber das nur nebenbei…«
    Von wegen. Bei dieser Mitteilung kam Leben in den Jungen. Seine Augen leuchteten, er kräuselte die Mundwinkel und ein breites Lächeln ging über sein Gesicht. Davor hatte er wie ein Sack Zement auf seinem Stuhl gehangen, jetzt richtete er sich plötzlich auf und packte die Tischkante so fest, dass die Knöchel knackten.
    »Er ist tot? Bist du ganz sicher?«
    »Hab’s mit diesen meinen Augen gesehen. Genau genommen natürlich nicht mit diesen, denn zu jenem Zeitpunkt war ich eine Schlange.«
    »Und wie kam das?« Das Thema schien ihn sehr zu beschäftigen.
    »Bei einer Beschwörung ist was schief gegangen. Der Dummkopf hat die Formel falsch abgelesen oder so.«
    Hyrneks Lächeln wurde noch breiter. »Hat er sie aus einem Buch abgelesen?«
    »Woraus denn sonst? Beschwörungen stehen normalerweise in Büchern. Aber können wir jetzt vielleicht mal wieder zur Sache kommen? Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.«
    »Meinetwegen. Trotzdem vielen Dank für die Auskunft.« Der Junge riss sich einigermaßen zusammen, musste aber immer wieder unwillkürlich grinsen und leise in sich hineinkichern. Der Kerl brachte mich völlig aus dem Konzept.
    »Hör mal, das ist hier eine ernste Sache. Du passt jetzt lieber mal auf – o verdammt!« Die Krähe wollte drohend auf den Jungen zutreten und war dabei in den Leimtopf gestiegen. Nach einigen vergeblichen Versuchen gelang es mir, den Topf wegzuschleudern, sodass ich meine Krallen am Rand eines Holzkastens wieder sauber kratzen konnte. »Jetzt hör mal genau zu«, knurrte ich, wie ich so schabte und kratzte, »ich bin nicht hergekommen, um dich zu töten, wie du fälschlich vermutet hast, sondern um dich mitzunehmen, und ich rate dir im Guten, keinen Widerstand zu leisten.«
    Das brachte ihn wieder zu sich. »Mich

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