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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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zwar keine große Rolle mehr, aber ich vermute… nach den unerwarteten Widrigkeiten, denen Sie ausgesetzt waren, und nachdem Sie so viele Ihrer tapferen Mitstreiter verloren haben… ist es Ihnen wohl nicht gelungen, irgendetwas von Wert aus der Gruft mitzunehmen?«
    Die Frage war so umständlich und weitschweifig formuliert, dass der übervorsichtige Frager nicht die beabsichtigte Wirkung erzielte, sondern eher das Gegenteil. Erst riss Kitty ungläubig die Augen auf, dann verfinsterte sich ihre Miene.
    »Da haben Sie allerdings Recht«, sagte sie barsch, »das spielt jetzt wirklich keine Rolle mehr.« Sie verspeiste mit zwei großen Bissen ihren Krapfen und trank einen Schluck Milchshake hinterher.
    Mr Hopkins rührte wieder in seinem Kaffee. »Heißt das, Sie konnten überhaupt nichts erbeuten?«, drängte er. »Es ist Ihnen nicht gelungen…?«
    Als Kitty Platz genommen hatte, war sie noch unschlüssig gewesen, ob sie Mr Hopkins von dem Zauberstab erzählen sollte. Sie selbst konnte schließlich nichts damit anfangen, und vielleicht war ja der Unbekannte, der ihn gern für seine Sammlung gehabt hätte, bereit, ihr etwas dafür zu bezahlen – denn um sich weiter durchzuschlagen, brauchte sie vor allem erst einmal Geld. Sie war davon ausgegangen, dass Mr Hopkins angesichts der Geschehnisse in der Gruft möglichst diskret einen Schlussstrich unter die Sache würde ziehen wollen, nicht im Traum wäre sie darauf gekommen, dass er sie wegen der Beute ganz unverblümt bedrängen würde. Sie dachte an Anne, wie sie beide sich in Todesangst durch das dunkle Kirchenschiff getastet hatten, wie Anne sich Vorwürfe gemacht hatte, dass sie ihren Rucksack mit den Schätzen fallen lassen hatte, und konnte sich nur mit Mühe beherrschen.
    »Wir haben alles Mögliche zusammengerafft«, entgegnete sie, »aber wir sind nicht rechtzeitig rausgekommen. Vielleicht konnte Nick ja et
    was retten, keine Ahnung.«
    »Aber Sie… Sie selbst haben nichts mitgenommen?«
    »Ich hab meinen Rucksack verloren.«
    »Ach so. Verstehe. Natürlich.«
    »Unter anderem war der Umhang drin. Das müssen Sie Ihrem Informanten wohl leider schonend beibringen, denn der Umhang gehörte ja zu den Dingen, an denen er interessiert war, oder?«
    »Das ist mir entfallen«, erwiderte der Bibliothekar vage. »Sie wissen nicht zufällig, was aus Gladstones Zauberstab geworden ist? Auf den war er, glaube ich, besonders erpicht.«
    »Der muss noch in der Gruft liegen.«
    »Wahrscheinlich… bloß dass er nicht mit aufgezählt wurde, als es um die Gegenstände ging, die nach dem Einbruch in der Westminster Abbey gefunden wurden, und das Gerippe hat ihn offenbar auch nicht dabeigehabt, als es sich in London herumgetrieben hat.«
    »Dann hat ihn wohl tatsächlich Nick eingesteckt… Aber warum fragen Sie? Der Stab ist doch nicht wertvoll, oder? Jedenfalls haben Sie das gesagt.« Kittys Ton war beiläufig, doch sie beobachtete ihr Gegenüber ganz genau. Hopkins schüttelte den Kopf.
    »Das stimmt auch. Mein Informant wird enttäuscht sein, weiter nichts. Er hat sich sehr darauf versteift und würde auch jetzt noch viel Geld dafür bezahlen.«
    »Enttäuscht waren wir alle«, erwiderte Kitty, »und die meisten sind tot. Er wird damit leben müssen.«
    »Gewiss.« Mr Hopkins trommelte geistesabwesend aufs Tischtuch und schien nachzudenken. »Wie auch immer«, sagte er dann munter, »und was wollen Sie jetzt machen? Was haben Sie vor? Wo sind Sie untergekommen?«
    »Keine Ahnung. Mir wird schon was einfallen.«
    »Brauchen Sie Hilfe? Eine Unterkunft?«
    »Nein, danke. Es ist besser, wenn uns niemand miteinander in Verbindung bringt. Die Zauberer haben schon meine Eltern ausfindig gemacht und ich will weder Sie noch Ihren Informanten gefährden.« Außerdem wollte Kitty mit Mr Hopkins nichts mehr zu tun haben. Sie war bestürzt, wie offensichtlich kalt es ihn ließ, dass ihre Gefährten umgekommen waren. Er war ihr zuwider. »Ich geh jetzt lieber«, sagte sie und schob ihren Stuhl zurück.
    »Ihre Umsicht ehrt Sie. Selbstverständlich wünsche ich Ihnen weiterhin alles Gute. Aber bevor Sie gehen…« Mr Hopkins kratzte sich die Nase, als überlegte er, wie er einen komplizierten Sachverhalt am besten ausdrückte. »Bevor Sie gehen, sollten Sie noch etwas wissen, das ich aus einer meiner Quellen erfahren habe. Es betrifft Sie ganz persönlich.«
    Kitty hielt halb aufgerichtet inne. »Mich?«
    »Leider ja. Ich weiß es selbst erst seit kaum einer Stunde. Es ist streng geheim,

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