Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
Hopkins, der still für sich allein saß und in seinem Espresso rührte. Er schien ganz in sein Tun vertieft und ließ gedankenverloren ein Stück Zucker nach dem anderen in das pechschwarze Gebräu fallen, ohne zwischendurch einen einzigen Schluck zu trinken.
    Kitty beobachtete ihn lange von ihrer geschützten Stellung hinter dem Denkmal. Sein Gesicht war so ausdruckslos und nichtssagend wie immer. Man sah ihm beim besten Willen nicht an, was in ihm vorging.
    Der schnöde Verrat ihrer Eltern hatte Kitty auch der letzten Zuflucht beraubt; damit war sie ganz allein, ohne irgendeinen Vertrauten, und nach der zweiten, mit knurrendem Magen im Keller verbrachten Nacht war sie zu dem Schluss gekommen, dass sie sich mit dem einzigen Verbündeten beraten musste, der vielleicht noch ausfindig zu machen war. Sie glaubte zwar, dass Nick mit dem Leben davongekommen war, aber bestimmt war er für längere Zeit untergetaucht. Mit Mr Hopkins dagegen, der eher eine Randfigur der Gruppe gewesen war, konnte sie sich eventuell in Verbindung setzen.
    Und tatsächlich wartete er am verabredeten Ort. Trotzdem war Kitty unschlüssig und wagte sich nicht gleich hervor.
    Vielleicht war es nicht direkt Mr Hopkins’ Schuld gewesen, dass die Aktion so einen vernichtenden Ausgang genommen hatte. Vielleicht hatte keins der alten Dokumente, die er gesichtet hatte, Gladstones Diener erwähnt, dennoch argwöhnte Kitty einen Zusammenhang zwischen seinen gründlich recherchierten Ratschlägen und dem Fiasko in der Gruft. Mr Hopkins hatte sie mit dem unbekannten Gönner zusammengebracht, er hatte geholfen, den Schlachtplan auszuarbeiten. Zumindest konnte man ihm vorhalten, dass sich die von ihm empfohlene Vorgehensweise als nicht durchdacht genug und unbrauchbar erwiesen und sie alle in Lebensgefahr gebracht hatte.
    Aber nachdem die anderen tot und die Zauberer hinter ihr her waren, konnte Kitty nicht wählerisch sein. Sie trat aus ihrer Deckung und ging zu Mr Hopkins’ Tisch hinüber.
    Grußlos zog sie einen Stuhl zurück und setzte sich. Mr Hopkins sah auf und taxierte sie mit wässrig grauem Blick. Beim Rühren schabte sein Löffel leise am Tassenrand. Kitty sah ihn unverwandt an. Ein Kellner kam herbeigeeilt. Kitty bestellte rasch irgendetwas und der Kellner verschwand wieder. Ansonsten schwieg sie.
    Mr Hopkins nahm den Löffel aus der Tasse, klopfte ihn am Rand ab und legte ihn behutsam auf den Tisch. »Ich habe schon davon gehört«, sagte er unvermittelt. »Ich suche bereits seit Tagen nach Ihnen.«
    Kitty lachte bitter auf. »Da sind Sie nicht der Einzige.«
    »Lassen Sie mich…« Mr Hopkins unterbrach sich, da in diesem Augenblick der Kellner schwungvoll einen Milchshake und einen Krapfen mit Zuckerguss vor Kitty hinstellte und wieder ging. »Lassen Sie mich zuallererst sagen, wie… schrecklich Leid mir das tut. Es ist eine furchtbare Tragödie.« Er machte eine kleine Pause. Kitty sah ihn an. »Falls es Sie irgendwie tröstet, mein… mein Informant war fassungslos.«
    »Vielen Dank«, sagte Kitty, »aber das tröstet mich nicht.«
    »In allen Unterlagen, die uns zur Verfügung standen… und die wir Mr Pennyfeather zugänglich gemacht und ausführlich erläutert haben… war nirgends von einem Wächter die Rede«, fuhr Mr Hopkins unbeirrt fort. »Von einer Pestilenz schon, aber sonst von nichts. Hätten wir davon gewusst, hätten wir einen solchen Plan selbstverständlich niemals unterstützt.«
    Kitty starrte in ihren Milchshake. Sie hatte einen Kloß im Hals und ihr war plötzlich ganz übel.
    Mr Hopkins ließ sie nicht aus den Augen. »Sind die anderen alle…?«, setzte er an, unterbrach sich aber. »Sind Sie die Einzige, die…?«
    »Ich hatte angenommen«, erwiderte Kitty scharf, »dass Sie mit Ihrem ausgeklügelten Netzwerk von Informanten das inzwischen selber herausgefunden haben.« Sie seufzte. »Nick hat’s auch überlebt.«
    »Ach, wirklich? Ausgezeichnet. Und wo steckt er?«
    »Keine Ahnung. Ist mir auch egal. Er ist abgehauen, als wir anderen uns gewehrt haben.«
    »Aha, verstehe.« Mr Hopkins spielte wieder mit seinem Löffel. Kitty hielt den Kopf gesenkt. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie gar nicht wusste, was sie mit ihm besprechen sollte; dass er genauso ratlos war wie sie. Es hatte alles keinen Zweck, sie war und blieb allein und auf sich gestellt.
    »Es spielt zwar jetzt keine Rolle mehr…«, hob Mr Hopkins noch einmal an, und sein Tonfall veranlasste Kitty aufzublicken, »…nach dieser… Tragödie spielt es

Weitere Kostenlose Bücher