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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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»Setz dich hin. Und du…«, das galt dem Dschinn, »…lass dir eins gesagt sein: Mein Kontaktmann hat dem Mädchen schon vor ein paar Stunden diese Adresse genannt. Sie ist längst unterwegs und hat ganz bestimmt den Stab mitgenommen, denn der ist die mächtigste Waffe, die ihr zur Verfügung steht. Sobald sie unten auf der Treppe steht, wird eine Alarmkugel ausgelöst, die uns hier oben warnt. Wenn sie reinkommt, nimmst du ihr den Stab ab, gibst ihn mir und passt auf, dass sie nicht abhaut. Ist das klar?«
    »Klar wie Kloßbrühe, Boss. Wo du’s mir jetzt schon zum vierten oder fünften Mal erklärst…«
    »Hauptsache, du denkst dran, ihr den Stab abzunehmen. Das ist das Wichtigste.«
    »Das brauchst du mir nicht zu erklären! Schließlich war ich bei der Eroberung von Prag dabei, schon vergessen?«
    Nathanael brummte mürrisch und nahm seine ruhelose Wanderung wieder auf. Kurz darauf blieb er stehen, denn von draußen drang ein Geräusch herein. Er drehte sich mit aufgerissenen Augen nach dem Dschinn um. »Was war das?«
    »Da hat jemand was gerufen. Ein Mensch.«
    »Hast du verstanden, was er…? Da! Schon wieder!«
    Der Dschinn deutete aufs Fenster. »Soll ich mal nachschauen?«
    »Aber pass auf, dass dich keiner sieht.«
    Der junge Ägypter trat ans Fenster… und war verschwunden. Ein Skarabäus krabbelte hinter das Laken. Irgendwo draußen flammte helles Licht auf. Nathanael trat von einem Fuß auf den anderen. »Und? Siehst du was?«
    »Dein Mädchen, glaub ich«, erwiderte der Dschinn mit schwacher Piepsstimme. »Warum siehst du nicht selber nach?«
    Nathanael schlug hastig den Vorhang beiseite und sah gerade noch, wie ein Stück weiter weg eine kleine Flammensäule aufloderte und wieder erlosch. Die zuvor so menschenleere Straße wimmelte von verschwommenen Gestalten, manche liefen auf zwei Beinen, manche auf allen vieren und einige konnten sich nicht recht entscheiden und sprangen mal so, mal so über das mondbeschienene Pflaster. Als Na
    thanael sie knurren und heulen hörte, wurde er käsebleich.
    »Verdammter Mist, die Nachtpolizei!«
    Es krachte. Das Zimmer erbebte. Eine schmächtige Gestalt auf zwei Beinen spurtete quer über die Straße und hechtete durch ein Spreng-loch in einer Häuserwand. Ein Wolf hetzte hinterher, wurde jedoch von der nächsten Explosion weggepustet.
    Der Skarabäus stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Die kann aber mit Elementenkugeln umgehen! Dein Mädel hat’s echt drauf! Aber ein ganzes Rudel ist trotzdem zu viel für sie.«
    »Wie viele sind es denn?«
    »Zehn, zwölf, vielleicht mehr. Dahinten! Da kommen noch welche über die Dächer.«
    »Und du glaubst, dass sie…?«
    »Klar doch. Und anschließend fressen sie die Kleine. Jetzt werden sie nämlich sauer. Stinkesauer.«
    »Also dann…« Nathanael trat vom Fenster zurück und fasste einen Beschluss. »Geh raus und hol sie, Bartimäus. Wir können es uns nicht leisten, dass sie womöglich umkommt.«
    »Noch so’n toller Auftrag«, zirpte der Skarabäus entrüstet. »Na super. Bist du dir auch wirklich ganz sicher? Willst du den Polizeichef offen brüskieren?«
    »Wenn ich Glück habe, erfährt er nicht, dass ich das war. Am besten bringst du sie…« Nathanael überlegte fieberhaft, dann schnippte er mit den Fingern. »In die alte Bücherei… du weißt schon, wo wir uns damals versteckt haben, als Lovelace’ Dämonen hinter uns her waren. Ich übernehme den Gefangenen und wir treffen uns dort. Hier können wir nicht bleiben.«
    »Da sind wir ausnahmsweise einer Meinung. Also gut. Geh mal weg da.« Der Käfer stellte sich am Rand des Fensterbretts auf die Hinterbeinchen und richtete die Fühler auf die Scheibe. Ein helles Licht, ein Hitzestrahl, und ein nicht ganz rundes Loch schmolz in die Scheibe. Der Käfer spreizte die Flügel und surrte in die Nacht hinaus.
    Nathanael drehte sich wieder nach dem Zimmer um und die Stuhlbeine trafen ihn mitten ins Gesicht.
    Er sank schwerfällig und benommen zu Boden und erhaschte eben noch einen Blick auf Jakob Hyrnek, der den Stuhl wegwarf und zur Tür lief. Nathanael brabbelte einen Befehl auf Aramäisch. Sogleich materialisierte sich ein kleiner Kobold auf seiner Schulter und ließ einen Blitz in Hyrneks Schlafanzughosenboden sausen. Es zischte und Hyrnek schrie gellend auf. Der Kobold hatte seine Schuldigkeit getan und verschwand, Hyrnek hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Allerwertesten, dann humpelte er weiter in Richtung Tür.
    Inzwischen war Nathanael

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