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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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bitte nicht streiten! In einer Hinsicht hat Carl Recht. Der Gründertag ist eine ernst zu nehmende Angelegenheit und muss in jedem Fall reibungslos über die Bühne gehen. Wir blenden die Bevölkerung mit kindischen Banalitäten. Es kostet die Staatskasse Millionen, die kostenlosen Speisen, Getränke und Belustigungen zu finanzieren. Sogar die Vierte Flotte hat ihren Aufbruch nach Amerika verschoben, um dem ganzen Spektakel noch eins draufzusetzen. Allem was die Wirkung beeinträchtigt – und obendrein Mr Pinn schädigt –, muss unverzüglich auf den Grund gegangen werden. Derzeit obliegt es der Abteilung für Innere Angelegenheiten, Verbrechen dieser Art aufzuklären. Wenn Sie uns nun bitte berichten würden, Jessica…«
    Miss Whitwell deutete auf Nathanael. »Mr Mandrake leitet zusammen mit Mr Tallow die Ermittlungen. Er ist bis jetzt noch nicht dazu gekommen, mir über den Stand der Dinge Bericht zu erstatten. Ich schlage vor, dass wir uns seine Ausführungen alle gemeinsam anhören.«
    Der Premierminister lächelte Nathanael wohlwollend zu. »Schießen Sie los, John.«
    Nathanael schluckte. Seine Meisterin ließ ihn eiskalt im Regen stehen. Na schön, wenn sie es nicht anders haben wollte! »Es ist noch zu früh, um präzise Aussagen über die Ursache des Zwischenfalls von heute Morgen zu machen«, sagte er. »Vielleicht…«
    »Zwischenfall?« Sholto Pinn sprang das Monokel aus dem Auge. »Das ist eine Katastrophe!«, brüllte er. »Wie kannst du es wagen, Junge!«
    »Es ist noch zu früh, Sir«, fuhr Nathanael unbeirrt fort. »Wir können noch nicht beurteilen, ob wir es überhaupt mit dem Widerstand zu tun haben. Womöglich nicht. Es könnten ebenso gut Agenten einer feindlichen Macht gewesen sein oder die Tat eines Überläufers aus den eigenen Reihen. Der Fall weist einige Ungereimtheiten auf…«
    Mr Duvall hob die behaarte Hand. »Lächerlich! Es handelt sich eindeutig um einen Anschlag der Widerständler. Er weist alle Merkmale ihrer bisherigen Untaten auf!«
    »Nein, Sir.« Nathanael zwang sich, dem stieren Blick des Polizeichefs standzuhalten. Er hatte nicht vor, sich noch einmal von irgendjemandem einschüchtern zu lassen. »Die Anschläge des Widerstands sind Lappalien, in der Regel haben wir es mit relativ harmlosen magischen Angriffen zu tun, ausgeführt mit Maulergläsern, Elementenkugeln und dergleichen. Die Attacken richten sich gegen staatliche Ziele, also gegen uns Zauberer oder unsere Lieferanten, und haben immer etwas Opportunistisches. Sie verlaufen alle nach dem Muster: zuschlagen und abhauen. Der Vorfall in der Piccadilly ist anders. Er war von immenser Schlagkraft und hat sich über längere Zeit hingezogen. Beschädigt wurde vor allem das Innere der Gebäude, die Außenmauern blieben größtenteils intakt. Kurz gesagt, ich glaube, dass dieses Zerstörungswerk von einer sehr hohen magischen Ebene aus gelenkt wurde.«
    Jetzt mischte sich Miss Whitwell ein. »Aber es gab keine Hinweise auf Kobolde oder Dschinn.«
    »Nein, Madam. Wir haben das Gelände systematisch durchkämmt und keine der üblichen magischen Spuren entdeckt, womit die Beteiligung von Dämonen so gut wie ausgeschlossen ist. Aber auf die Beteiligung von Menschen weist genauso wenig hin. Alle Personen, die vor Ort waren, wurden von irgendeinem mächtigen Zauber getötet, aber es ist uns bislang noch nicht gelungen, seinen Ursprung zu identifizieren. Wenn ich offen sein darf… Mr Tallow geht sehr umsichtig und penibel vor, aber seine Methode fördert keine neuen Anhaltspunkte zutage. Sollte der Feind erneut zuschlagen, fürchte ich, dass wir abermals das Nachsehen haben – es sei denn, wir ändern unsere Taktik.«
    »Die Befugnisse der Grauröcke müssen erweitert werden!«, forderte Mr Duvall.
    »Nichts für ungut«, widersprach Nathanael, »aber gestern Abend konnten sogar sechs unserer Wölfe nichts ausrichten.«
    Eine kurze Pause trat ein. Mr Duvalls kleine schwarze Augen taxierten Nathanael von Kopf bis Fuß. Er hatte eine kurze, aber ausgesprochen breite Nase und sein mit bläulichen Bartstoppeln übersätes Kinn ragte ihm wie die Schaufel eines Schneepflugs aus dem Gesicht. Er schwieg, aber sein Blick sprach Bände.
    »Nun, das war ein offenes Wort«, sagte Mr Devereaux schließlich. »Was schlagen Sie denn vor, John?«
    Jetzt war es so weit. Er musste die Gelegenheit beim Schopf packen. Alle lauerten darauf, dass er sich als unfähig erwies. »Ich glaube, wir haben allen Grund zu der Annahme, dass der Täter von

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