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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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letzter Nacht bald wieder zuschlägt. Diesmal hat er sich die Piccadilly ausgesucht, eins der beliebtesten Touristenziele Londons. Vielleicht will er uns damit bloßstellen, will ausländische Besucher verunsichern, unser internationales Ansehen untergraben… Was für Absichten er auch verfolgen mag, wir müssen über die ganze Stadt Dschinn der höchsten Kategorie verteilen. Ich wäre dafür, sie in der Umgebung anderer beliebter Einkaufsmeilen sowie in der Nähe von Touristenattraktionen wie Museen und Kunstgalerien zu postieren. Falls wieder etwas passiert, können wir sofort reagieren.«
    Die versammelten Minister schnaubten missbilligend, dann erhob sich ein allgemeiner Aufschrei der Empörung. Der Vorschlag sei einfach absurd, schon jetzt flögen überall Wachkugeln Streife, auch die Polizeistreifen habe man verstärkt, Dschinn der höchsten Kategorie erforderten ungeheuren Aufwand… Nur der Premierminister blieb gelassen, wie auch Mr Makepeace, der sich zurücklehnte und sich köstlich zu amüsieren schien.
    Mr Devereaux bat um Ruhe. »Mir scheint die Beweisführung nicht schlüssig. Ist dieses Verbrechen nun das Werk des Widerstands? Vielleicht ja, vielleicht nein… Ist es angebracht, die Überwachung zu verschärfen? Wer weiß… Ich bin zu folgendem Entschluss gelangt: Mandrake, Sie haben schon einmal Ihre Tüchtigkeit unter Beweis gestellt. Knüpfen Sie daran an. Organisieren Sie die Sicherheitsmaßnahmen und bringen Sie den Übeltäter zur Strecke. Und legen Sie dem Widerstand endlich das Handwerk. Ich will Ergebnisse sehen! Wenn die Abteilung für Innere Angelegenheiten versagt…«, dabei sah er Nathanael und Miss Whitwell vielsagend an, »…sind wir gezwungen, den Fall einer anderen Abteilung zu übertragen. Ich schlage vor, Sie brechen unverzüglich auf und suchen sich Ihre Dämonen mit dem gebotenen Sachverstand zusammen. Wir anderen sollten den Gründertag würdig begehen und feiern! Darf ich Sie in den Speisesaal bitten?«
    Der Motor surrte und Miss Whitwell schwieg, bis sie Richmond weit hinter sich gelassen hatten. »Du hast dir Duvall zum Feind gemacht«, sagte sie schließlich, »und ich glaube, die anderen können dich auch nicht besonders gut leiden. Aber das ist jetzt deine geringste Sorge.« Sie blickte aus dem Fenster und betrachtete die vorbeihuschenden dunklen Bäume und die dämmrige Landschaft dahinter. »Ich glaube an dich, John«, fuhr sie fort. »Dein Plan könnte durchaus Erfolg haben. Rede mit Tallow, bringt eure Abteilung auf Trab, schickt eure Dämonen aus.« Sie fuhr sich mit der mageren, langfingrigen Hand übers Haar. »Ich kann mich nicht selber darum kümmern, ich habe zu viel damit zu tun, den Feldzug gegen Amerika zu organisieren. Aber falls es dir tatsächlich gelingt, den Täter dingfest zu machen, falls sich die Abteilung für Innere Angelegenheiten neues Ansehen erwirbt, wird eine Belohnung nicht ausbleiben…« Diese Ankündigung bezog sich unausgesprochen auch auf das Gegenteil. Miss Whitwell ließ sie im Raum stehen, es war nicht nötig, den Satz zu Ende zu führen.
    Nathanael fühlte sich zu einer Antwort genötigt. »Jawohl, Madam«, sagte er mit rauer Stimme. »Vielen Dank.«
    Miss Whitwell nickte bedächtig. Sie warf ihm einen flüchtigen Blick zu, und trotz aller Bewunderung und Hochachtung, die er für seine Meisterin empfand, und obwohl er schon so lange mit ihr unter einem Dach wohnte, spürte er plötzlich, dass sie ihn abschätzend und wie aus großer Entfernung betrachtete. Es war die Art Blick, mit dem ein Falke von hoch oben ein etwas klein geratenes Kaninchen betrachten und abwägen mochte, ob es den Sturzflug lohnte. Mit einem Mal war sich Nathanael seiner Jugend und Verletzlichkeit überdeutlich bewusst, er spürte, wie unterlegen er war, verglichen mit ihrer Macht.
    »Die Zeit drängt«, fuhr seine Meisterin fort. »Um deinetwillen hoffe ich, dass du einen fähigen Dämon an der Hand hast.«

Bartimäus
10
    Wie jedes Mal versuchte ich natürlich auch diesmal, mich dagegen zu wehren.
    Ich bot meine ganze Kraft auf, um dem Sog standzuhalten, doch die Worte waren einfach stärker. Silbe um Silbe bohrte sich wie eine Harpune in meine Substanz, verdichtete sie, zerrte an mir. Drei flüchtige Sekunden schützte mich noch die freundliche Schwerkraft des Anderen Ortes… dann entließ sie mich urplötzlich und ich wurde fortgerissen wie ein Säugling von der Mutterbrust.
    In rasendem Wechsel wurde meine Substanz erst verdichtet, dann unendlich in die

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