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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Bediensteten lautstark ein zweites Mittagessen zu bestellen.
    »…sechs Kartoffelkroketten, grüne Bohnen, längs halbiert…«
    »…fünfunddreißig Jahre lang habe ich mein Lager beständig aufgefüllt. Sie alle haben von meinem Fachwissen profitiert…«
    »…und dann noch so ein Dorschrogen-Omelette mit reichlich schwarzem Pfeffer drauf.«
    Auf demselben Sofa wie Mr Devereaux und nur durch einen schwankenden Stapel persischer Kissen von ihm getrennt, saß ein untersetzter rothaariger Herr. Er trug eine smaragdgrüne Weste, eine enge schwarze Hose mit aufgenähten Pailletten und im Gesicht ein breites Lächeln. Ihm schien das Ganze einen Heidenspaß zu machen. Nathanaels Blick blieb einen Augenblick an ihm haften. Quentin Makepeace hatte über zwanzig erfolgreiche Theaterstücke verfasst, von denen das neueste, Die Schwäne von Arabien, überall im britischen Weltreich sämtliche Kassenrekorde brach. Seine Anwesenheit in diesem Kreis war ein wenig unpassend, aber nicht sonderlich überraschend. Jeder wusste, dass er der engste Vertraute des Premierministers war, deshalb duldeten ihn die anderen Minister mit misstrauischer Höflichkeit.
    Mr Devereaux bemerkte Miss Whitwells Eintreffen und hob grüßend die Hand. Er hüstelte diskret und sofort stellte Mr Pinn seinen Klageschwall ein.
    »Vielen Dank, Sholto«, sagte der Premierminister. »Sie haben sich klar genug ausgedrückt. Ihre missliche Lage betrübt uns über alle Maßen. Aber vielleicht hören wir ja jetzt ein paar Lösungsvorschläge. Jessica Whitwell ist gekommen und hat den jungen Mandrake mitgebracht, den Sie gewiss alle kennen.«
    »Wie sollten wir den berühmten John Mandrake nicht kennen?«, brummte Mr Duvall mit vor Ironie triefender Stimme. »Wir alle nehmen großen Anteil an seiner Karriere, insbesondere verfolgen wir gespannt seine Bemühungen bei der Bekämpfung dieser lästigen Widerstandsbewegung. Ich hoffe doch, er kann uns in dieser Angelegenheit von einem Durchbruch berichten!«
    Alle Blicke richteten sich auf Nathanael. Wie es die Etikette verlangte, vollführte er eine knappe Verbeugung. »Guten Abend, meine Damen und Herren. Äh… bislang habe ich leider noch keine verlässlichen Erkenntnisse. Wir haben den Tatort gründlich untersucht und…«
    »Hab ich’s doch gewusst!« Die Orden auf der Brust des Polizeichefs klirrten und klimperten, so erregt war er. »Haben Sie das gehört, Sholto? ›Keine verlässlichen Erkenntnisse‹, es ist doch immer dasselbe!«
    Mr Pinn musterte Nathanael durch sein Monokel. »Allerdings. Das ist ausgesprochen enttäuschend.«
    »Höchste Zeit, dass der Fall den Inneren Angelegenheiten entzogen wird«, fuhr Duvall fort. »Wir von der Polizei verstehen was von solchen Dingen! Der Widerstand muss endlich zerschlagen werden!«
    »Hört, hört.« Mr Fry sah kurz auf und wandte sich dann wieder dem Bediensteten zu. »Zum Nachtisch hätte ich gern eine Erdbeerrolle…«
    »In der Tat«, sagte Helen Malbindi ernst. »Ich persönlich war auch schon betroffen. Kürzlich hat man mir meine wertvolle Sammlung afrikanischer Geistermasken gestohlen.«
    »Auch bei einigen meiner Kollegen ist eingebrochen worden«, ergänzte Carl Mortensen. »Und gestern Abend hat jemand das Lager meines Teppichgroßhändlers angezündet.«
    Mr Makepeace in seiner Sofaecke lächelte gleichmütig. »Das sind doch im Grunde alles Lappalien, finden Sie nicht? Eigentlich bräuchte uns das alles nicht zu kratzen. Diese Widerständler sind Dummköpfe. Sie verschrecken die Gewöhnlichen mit ihren Anschlägen, die Leute haben Angst vor ihnen.«
    »Lappalien? Wie können Sie so etwas sagen«, brauste Mr Duvall auf, »wo eine der bekanntesten und berühmtesten Straßen Londons verwüstet wurde? Unsere Feinde in aller Welt werden nichts Besseres zu tun haben, als in ihren Heimatländern unverzüglich die frohe Botschaft zu verkünden, dass die britische Weltmacht zu schwach sei, Anschläge im eigenen Land zu unterbinden. Da reiben sich die Amerikaner doch die Hände, das kann ich Ihnen versichern! Und das ausgerechnet am Gladstone-Tag!«
    »Der, nebenbei bemerkt, eine alberne Marotte ist«, meinte Mortensen. »Eine beträchtliche Verschwendung von Zeit und Geld. Ich weiß sowieso nicht, wieso wir den alten Trottel unbedingt feiern müssen.«
    Mr Makepeace entschlüpfte ein Kichern. »Das hätten Sie ihm aber nicht ins Gesicht gesagt, Mortensen.«
    »Meine Herren, meine Herren…« Jetzt kam Bewegung in den Premierminister. »Wir wollen uns doch

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