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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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auf. Entweder wollte er einen gewichtigeren Eindruck machen oder er hatte Verdauungsprobleme – schwer zu sagen. »Hör mir gut zu, Bartimäus«, begann er umständlich. »Ich versichere dir, dass ich zutiefst bedaure, dich abermals beschworen zu haben, aber mir blieb nichts anderes übrig. Seit unserer letzten Begegnung ist hier einiges vorgefallen, und es ist für uns beide von Vorteil, wenn wir unsere Bekanntschaft erneuern.«
    Er hielt inne, wahrscheinlich weil er mit einem konstruktiven Beitrag meinerseits rechnete. Fehlanzeige. Die Blase blieb trüb und reglos.
    »Eigentlich ist es ganz einfach«, fuhr er fort. »Die Regierung, der ich mittlerweile angehöre, 14
(Dabei strich er sich schon wieder das Haar glatt. Sein affiges Getue erinnerte mich an jemanden… aber ich kam nicht drauf, an wen.)
plant diesen Winter eine große Landoffensive in den amerikanischen Kolonien. Aller Voraussicht nach wird es für beide Seiten ein verlustreicher Kampf, aber da sich die Kolonisten London partout nicht fügen wollen, lässt sich ein solches Blutvergießen wohl leider nicht vermeiden. Die Rebellen sind gut organisiert und verfügen über eigene Zauberer, von denen einige durchaus fähig sind. Um sie auszuschalten, beabsichtigen wir, eine große Truppe Kriegsmagier samt ihren Dschinn und niederen Dämonen dorthin zu entsenden.«
    Ich ließ diese Mitteilung auf mich wirken. In der Außenhaut der Blase öffnete sich ein Mund. »Diesen Krieg könnt ihr nur verlieren. Warst du schon mal in Amerika? Ich habe mit Unterbrechungen zweihundert Jahre dort verbracht. Das ganze Land ist eine einzige Wildnis. Die Aufrührer werden sich zurückziehen, euch in einen zermürbenden Partisanenkrieg verwickeln und schließlich ausbluten.«
    »Verlieren werden wir nicht, aber du hast Recht, leicht wird es nicht. Viele Menschen und viele Dschinn werden dabei ihr Leben lassen.«
    »Viele Menschen ganz gewiss.«
    »Den Dschinn wird es auch nicht besser ergehen. Hast du das seinerzeit nicht oft genug miterlebt? Du hast schon an einer Menge Schlachten teilgenommen, du weißt, wie so etwas abläuft. Deshalb habe ich auch vorhin gesagt, dass ich dir einen Gefallen tue. Der Oberarchivar ist nämlich die Akten durchgegangen und hat eine Liste aller Dämonen aufgestellt, die uns im Feldzug gegen Amerika von Nutzen sein können. Du stehst auch drauf.«
    Eine Großoffensive? Eine Liste mit Dämonen? Unwahrscheinlich. Aber ich hielt mich zurück und versuchte, mehr aus ihm herauszubekommen. Die Blase zog sich kurz zusammen, was in etwa einem Achselzucken entsprach. »Na schön«, sagte ich, »ich habe mich in Amerika immer sehr wohl gefühlt. Jedenfalls wohler als in London, diesem Schweinestall, in dem du zu Hause bist. Kein stinkendes Großstadtgewimmel, sondern endlose Ebenen unter weitem Himmel, hohe Berge mit schneebedeckten Gipfeln…« Zur Bekräftigung ließ ich in der Blase ein zufriedenes Büffelgesicht erscheinen.
    Um seine Lippen spielte das verkniffene Lächeln, das ich schon vor zwei Jahren so oft gesehen und so gründlich verabscheut hatte. »Aha. Du warst länger nicht in Amerika, hab ich Recht?«
    Der Büffel beäugte ihn misstrauisch. »Wieso?«
    »Weil es dort heutzutage auch Großstädte gibt, vor allem an der Ostküste. Manche sind fast so groß wie London. Und genau die machen uns Ärger. Hinter dem zivilisierten Küstenstreifen fängt die Wildnis an, die du beschreibst, aber die interessiert uns nicht. Dein Einsatzort sind die Städte.«
    Der Büffel betrachtete mit gespielter Gleichgültigkeit seinen Vorderhuf. »Das geht mir sonst wo vorbei.«
    »Tatsächlich? Möchtest du nicht lieber hier in London für mich arbeiten? Ich könnte dich wieder von der Liste streichen lassen. Es würde sich um einen begrenzten Zeitraum handeln, höchstens ein paar Wochen. Ein bisschen Spionage. Viel einfacher und ungefährlicher als offene Kampfhandlungen.«
    »Spionage?« Ich war gekränkt. »Frag doch einen Kobold.«
    »Die Amerikaner haben übrigens Afriten.«
    Das ging jetzt aber zu weit. »Also wirklich!«, fauchte ich. »Für wen hältst du mich eigentlich? Ich habe die Schlacht von Al-Arish und die Belagerung von Prag überstanden, ohne dass du mir das Händchen gehalten hast. Mal ehrlich, du sitzt ganz schön in der Tinte, sonst hättest du mich nicht zurückgeholt. Vor allem wenn man bedenkt, was ich über dich weiß– stimmt’s, Natti?«
    Ich dachte schon, der Kleine würde einen Tobsuchtsanfall kriegen, aber er bekam sich noch mal in

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