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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Institutionen waren fest in ihrer Hand: die Regierung, die Verwaltung, die großen Unternehmen und die Presse. Sogar Theaterstücke mussten vor der Aufführung erst offiziell von ihnen abgesegnet werden, damit sie nicht etwa aufrührerische Ansichten verbreiteten. Und während sich die Zauberer ihrer Vormachtstellung und des damit verbundenen Annehmlichkeiten erfreuten, mussten sich alle anderen, und das war die große Mehrheit, damit begnügen, sie mit den erforderlichen Dienstleistungen zu versorgen. Die Gewöhnlichen schufteten in den Fabriken, führten Restaurants, stellten das Militär… kurz, sie erledigten alles, was Schweiß und Mühe kostete. Solange sie sich darüber nicht beschwerten, ließen die Zauberer sie in Ruhe, doch beim leisesten Verdacht, dass jemand unzufrieden war, schlugen sie erbarmungslos zu. Ihre Spitzel waren überall: ein falsches Wort, schon landete man im Tower und wurde verhört. Viele Unruhestifter verschwanden auf Nimmerwiedersehen.
    Die allumfassende Macht der Zauberer verhinderte jegliche Auflehnung. Sie geboten über dunkle Mächte, über die nur wenige Näheres wussten, die aber allseits gefürchtet waren. Doch Mr Pennyfeathers kleine Schar, angezogen und angetrieben von seinem unversöhnlichen Hass, hatte mehr Glück als viele andere, und zwar aufgrund verschiedener Voraussetzungen.
    Bis zu einem gewissen Grad besaßen Mr Pennyfeathers Freunde genau wie er angeborene Abwehrkräfte gegen Magie, aber niemand konnte sagen, wie weit diese gingen. Die Vergangenheit hatte gezeigt, dass Mr Pennyfeather ziemlich heftigen Angriffen standhalten konnte, die meisten anderen, darunter auch Kitty, waren bislang nur relativ harmlosen Situationen ausgesetzt gewesen.
    Einige, nämlich Anne, Eva, Martin und der mürrische, pickelige Fred, besaßen noch eine andere Begabung. Schon als kleine Kinder hatten sie immer wieder beobachtet, wie überall in London kleine Dämonen unterwegs waren. Manche davon konnten fliegen, andere mischten sich zu Fuß unter die Menschen. Doch das fiel außer ihnen niemandem auf, und als sie nachfragten, stellte sich heraus, dass die Dämonen für die meisten Menschen entweder unsichtbar oder getarnt waren. Martin zufolge, der in einer Farbenfabrik arbeitete und laut Mr Pennyfeather der Kämpferischste und Leidenschaftlichste von allen war, waren eine Menge Katzen und Tauben nicht das, was sie zu sein vorgaben. Eva (braune Locken, fünfzehn, noch Schülerin) erzählte, sie habe einmal in einem Lebensmittelgeschäft einen Dämon mit stacheligem Rücken zur Tür hereinspazieren und einen Zopf Knoblauch kaufen sehen. Ihre Mutter, die sie begleitete, hatte nur eine bucklige alte Dame gesehen.
    Diese Art Trugbilder durchschauen zu können, war eine Fähigkeit, die Mr Pennyfeather sehr gelegen kam. Stanley, ein lebhafter, ziemlich großspuriger Junge, der, obwohl nicht älter als Kitty, schon von der Schule abgegangen war, verfügte über eine andere, von Mr Pennyfeather sehr geschätzte Fertigkeit. Er konnte zwar keine Dämonen sehen, aber er nahm die schwach flimmernde Strahlung wahr, die jedes magische Artefakt abgab. Als kleinem Jungen hatten es ihm diese Auren so angetan, dass er sich aufs Klauen verlegt hatte. Als Mr Pennyfeather ihn kennen lernte (vor dem Zivilgericht), war er bereits ein mit allen Wassern gewaschener Taschendieb. Anne und Gladys besaßen dieselbe Fähigkeit, doch war sie bei ihnen nicht annähernd so ausgeprägt wie bei Stanley, der magische Objekte durch Kleidung hindurch und sogar hinter Schranktüren aufspüren konnte, sofern Letztere nicht zu massiv waren. Deshalb genoss er in Mr Pennyfeathers Truppe eine Vorrangstellung.
    Der freundliche, stille Timothy wiederum schien Magie zu hören, statt sie zu sehen. Angeblich vernahm er eine Art Sirren. »Wie eine Klingel«, sagte er, wenn man ihn drängte, es zu beschreiben, »oder wie das feine Singen, wenn man ein leeres Glas anstößt.« Wenn er sich konzentrierte und es um ihn herum nicht zu laut war, konnte er das Sirren sogar bis zu seinem Ausgangspunkt verfolgen, wobei es sich beispielsweise um einen Dämon oder einen zauberkräftigen Gegenstand handeln konnte.
    Fasste man alle diese Fähigkeiten zusammen, war ihre Truppe, das behauptete Mr Pennyfeather jedenfalls, eine kleine, aber schlagkräftige Streitmacht, die es mit den Zauberern durchaus aufnehmen konnte. Natürlich konnten sie sich nicht öffentlich zu ihren Taten bekennen, aber sie konnten den Feind allmählich zermürben. Sie konnten

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