Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers
und schleuderte ihn quer durch den Flur. Ascobols Detonation zerfetzte einen weiteren Kopf und die schwarze Sprühflüssigkeit klatschte an die Wände, regnete auf den sich windenden Cormocodran herab und bekleckerte sogar das schützende Blätterdach meiner braven Pflanze.
Oben an der Decke hüpfte Mwamba hin und her und bekam nur winzige schwarze Spritzer ab. Ihre Rüttler waren gut gezielt, etliche Köpfe trudelten ruckend durch die Luft. Auch Hodges Giftpfeile hatten welche getroffen. Sie schwollen an, verfärbten sich gelb und sanken zu Boden, wo sie sich zersetzten und auflösten.
Die verbliebenen Köpfe waren verblüffend wendig. Sie flitzten hierhin und dorthin, wichen Giftpfeilen, Rüttlern und Detonationen aus und versuchten, den Dschinn in den Rücken zu fallen. Doch dafür war der Flur zu eng, obendrein tobte Cormocodran jetzt wie ein Tollwütiger. Mit schmelzenden Hauern und verschwimmendem, dampfendem Gesicht ging er brüllend und trampelnd auf die Köpfe los, schwang die Fäuste, packte die Biester an den Fangarmen und schien die ätzende Flüssigkeit gar nicht mehr zu spüren. Einem solchen Gegner waren die Köpfe nicht gewachsen. Nach höchstens einer Minute war auch der Letzte nur noch ein klebriges Glibberhäufchen. Der Kampf war vorbei.
Mwamba ließ sich von der Decke fallen, Ascobol landete mit angelegten Flügeln auf dem Boden, ich zwängte mich hurtig hinter meiner Pflanze hervor. Gemeinsam betrachteten wir das Schlachtfeld. Die Reinigungskräfte würden morgen früh eine unliebsame Überraschung erleben, ganz gleich, auf welcher Ebene sie tätig waren. Farbe rann zischend und schäumend in kleinen Rinnsalen von den Wänden, der Läufer hatte ein Muster aus Farb-und Brandflecken, dazu kam der geronnene Schleim. Sogar meine Pflanze war arg angekokelt. Ich drehte sie sorgfältig herum, damit sie den Hotelgästen die unversehrte Seite präsentierte.
»Na bitte!«, sagte ich munter. »Glaubt ihr, Hopkins merkt was?«
Cormocodran war übel zugerichtet. Sein Keilerkopf war kaum noch zu erkennen, seine Hauer waren geschwärzt und die hübschen Tätowierungen ziemlich hinüber. Er humpelte zur Tür von Zimmer dreiundzwanzig, von wo ihn der Kobold anblinzelte.
»Und jetzt, Freundchen«, verkündete er, »müssen wir uns über die passende Todesart für dich einig werden.«
»Augenblick mal!«, rief der Türwächter. »Dazu besteht nun wirklich kein Anlass! Unsere kleine Meinungsverschiedenheit hat sich unterdessen erledigt!«
»Wie das?«, fragte Cormocodran misstrauisch.
»Weil der Bewohner des Zimmers inzwischen zurückgekehrt ist und ihr die Sache mit ihm persönlich regeln könnt. Schönen Tag noch.« Die Holzmaserung flimmerte, das Gesicht verschwand.
Diese rätselhafte Ankündigung mussten wir erst mal ein Weilchen in unseren Herzen bewegen. Dann drehten wir uns bedächtig um.
Auf halbem Weg zum Aufzug stand ein Mann.
Offenbar kam er direkt von draußen, denn er trug einen Wintermantel über dem dunkelgrauen Anzug. Sein Kopf war unbedeckt, das Haar ein wenig zerzaust. Ein paar mausbraune Strähnen fielen ihm ins Gesicht, das weder alt noch jung wirkte. Es war der Mann aus dem Park, schlank, eher schmächtig, absolut unauffällig. In der linken Hand trug er eine Plastiktüte mit Büchern. Trotzdem hatte ich bei seinem Anblick wie an dem Abend im Park ein ungutes Gefühl des Wiedererkennens. Weshalb nur? Ich hätte schwören können, dass ich Hopkins zuvor noch nie begegnet war.
Ich nahm ihn auf allen Ebenen unter die Lupe. Hundertprozentig sicher war ich nicht, aber seine Aura schien ein bisschen kräftiger als die der meisten Menschen zu sein. Vielleicht lag es aber auch nur an der Beleuchtung. Jedenfalls war er eindeutig ein Mensch.
Mr Hopkins musterte uns, wir musterten ihn.
Dann lächelte er, machte kehrt und rannte davon.
Wir hinterher. Mwamba und Ascobol vorneweg, Hodge trampelte hinterdrein, dann kam ich, darauf bedacht, mir meine Kräfte möglichst einzuteilen, und als Schlusslicht der arme alte Cormocodran. 7
( Ihm machten vor allem seine Verätzungen zu schaffen, aber seine letzte Mahlzeit tat ein Übriges. Was musste er die Hoteldirektorin aber auch, ohne zu kauen, hinunterschlingen! )
Nacheinander stürmten wir um die Ecke und drückten uns in die Wandnische mit der Aufzugtür.
»Wo ist er hin?«
»Da! Die Treppe! Dalli!«
»Hoch oder runter?«
Weiter unten flatterte ein Ärmel. »Runter! Zackig! Einer von euch muss sich verwandeln!«
Die Luft flimmerte und schon
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