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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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war Mwamba ein Vogel mit schwarzgrünen Schwingen und setzte zum Sturzflug an. Ascobol nahm Geiergestalt an, eine etwas ungeschickte Wahl, denn es gelang ihm kaum, seine bullige Statur in dem mageren Vogelleib unterzubringen, Hodge schrumpfte und erklomm als Gürteltier das Treppengeländer. Dort rollte er sich zu einer Kugel zusammen, sodass ihn seine Schuppen schützten, und ließ sich ohne große Umstände in den Schacht plumpsen. Für Cormocodran und mich war das nichts, wir hasteten die Treppe zu Fuß hinunter.
    Im Erdgeschoss spurteten wir durch eine Drehtür und landeten im nächsten Flur. Ich blieb stehen und Cormocodran rannte mich prompt um.
    »Wo sind sie hin?«
    »Keine Ahnung. Wir haben sie verloren. Nein – hör doch!«
    Rufen und Geschrei – wie immer ein sicherer Hinweis darauf, wo sich meine Kollegen aufhielten. Der Radau kam aus dem Speisesaal. Kaum hatten wir uns umgedreht, kam auch schon eine Schar Menschen – eine bunte Mischung aus Hotelgästen und Küchenpersonal – herausgestürmt und flüchtete kreischend den Flur entlang. Wir warteten ab, bis das letzte Dickerchen vorbeigekeucht war, dann eilten wir weiter. Hinein in den Speisesaal, einer Spur der Verwüstung aus Stühlen, Besteck und zerbrochenen Gläsern nach und durch die nächste Drehtür in die Hotelküche.
    Ascobol wandte sich nach uns um. »Beeilt euch«, brüllte er, »wir haben ihn umzingelt!«
    Der Zyklop stand breitbeinig über einer Edelstahlspüle. Links daneben blockierte Mwamba den Durchgang zwischen zwei Regalen voller Pfannen. Sie peitschte aufgeregt mit dem schuppigen Schwanz und ließ die lange, gespaltene Zunge vorschnellen. Rechts neben Ascobol war Hodge auf einen Hackblock gesprungen, stellte drohend die Giftstacheln auf und legte sie wieder an. Alle drei hielten den Blick auf die gegenüberliegende Ecke gerichtet, wohin sich der Verfolgte geflüchtet hatte. Er stand mit dem Rücken an einer Wand ohne Türen und Fenster. Damit saß er in der Falle.
    Cormocodran und ich nahmen unsere Plätze ein, Ascobol schielte zu uns herüber. »Der Dummkopf will nicht freiwillig mitkommen«, zischte er. »Wir wollen ihn ein bisschen einschüchtern. Hodge hat schon irre gekichert, aber der Typ hat sich nicht vom Fleck gerührt. Wie siehst du denn aus, Bartimäus? Hast du keine Erscheinungsform parat, die ein bisschen erschreckender ist? Streng dich gefälligst an.«
    Man könnte einwenden, dass sich jemand, der sich weder vor einem Zyklopen noch vor einem keilerköpfigen Keltenkrieger, einer Riesenechse und einem irre kichernden Gürteltier fürchtet, nicht unbedingt von einem scheußlichen Ungeheuer einschüchtern lässt, aber ich zog mir den Schuh an. Ein Botschafter des Königreichs Saba ist zugegeben kein besonders schauriger Anblick. Ich kramte in meiner Verkleidungskiste und griff zu einer Erscheinungsform, mit der ich damals die Präriebewohner immer prima erschreckt hatte. Anstelle des Diplomaten erschien eine hohe, finstere Gestalt in einem Umhang aus Federn und Tierknochen. Der Körper war der eines Menschen, der Kopf der einer Krähe, schmal und schwarz mit gelb lodernden Augen. Das Zwitterwesen öffnete den gekrümmten Schnabel und krächzte so laut und bösartig, dass ringsum die Messer klirrten.
    Ich lehnte mich zu Ascobol hinüber. »Besser so?«
    »Zur Not geht’s.«
    Nunmehr stapften die fünf fürchterlichen Dschinn auf ihr Opfer zu.
    »Du kannst das Dingens da ruhig weglegen«, sagte Mwamba streng. »Du sitzt in der Falle.«
    Ach richtig, das »Dingens da« war mir auch schon aufgefallen. Zu seiner Verteidigung hatte sich Mr Hopkins irgendein Küchenutensil gegriffen. Aber statt es ängstlich vor sich zu halten, wie man es von einem Gelehrten und Bücherwurm erwartet hätte, spielte er damit, warf es mit einer Hand hoch und fing es gekonnt mit Zeigefinger und Daumen der anderen Hand auf. Hätte es sich um einen Dosenöffner oder Kartoffelschäler gehandelt, meinetwegen auch um eine Schöpfkelle oder einen Suppenlöffel, hätte mich das nicht weiter gestört, aber es war ein Hackbeil, sogar ein ziemlich großes.
    Die Art und Weise, wie er damit hantierte, ließ in meinem Hinterkopf ein Alarmglöckchen bimmeln.
    »Tja«, entgegnete Mr Hopkins lächelnd, »ich hätte da eine kleine Scherzfrage für euch: Sitze ich in der Falle oder ihr?«
    Dabei schwang er die Beine wie beim Schottentanz, erhob sich aber stattdessen vom Boden, bis er, von einem Ohr zum anderen grinsend, über unseren Köpfen schwebte.
    Damit

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