Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers
einziger Dschinn ein, der diese olle Kamelle beharrlich immer wieder vorkramte, sooft sich unsere Wege im Lauf der Jahrhunderte kreuzten. Dieser eine war…
»Halt!«, schrie ich und hüpfte vor lauter Aufregung auf der Stelle. »Das ist überhaupt nicht Hopkins! Wieso, weiß ich nicht, aber es ist Faquarl und…«
Es war natürlich zu spät. Meine Kollegen veranstalteten ein Spektakel, dass man sein eigenes Wort nicht verstand. Wobei ich ernsthaft bezweifle, dass sie sich im gegenteiligen Fall anders verhalten hätten. Ascobol und Hodge, die keine Ehrfurcht vor Rang und Alter kannten, hätten einfach weitergemacht, Mwamba hätte ich vielleicht noch bremsen können.
Aber keiner hörte mich.
Tja, es stand vier gegen einen. Faquarl mit seinem Hackbeil gegen vier der grausamsten Dschinn, die damals in London zugange waren. Fair konnte man das nun wirklich nicht nennen.
Ich hätte meinen Gefährten selbstredend beigestanden, wenn ich mir auch nur entfernt eine Chance ausgerechnet hätte, dass wir Sieger geblieben wären.
Da dem nicht so war, schlich ich mich unauffällig in Richtung Tür. Ich kannte Faquarl zu gut. Sein unerschütterliches Selbstvertrauen beruhte darauf, dass er ein echter Profi war. 3
(Mit Jabor hatte es sich anders verhalten, der war so ein hirnloser Brutalo gewesen, dass er praktisch unbesiegbar war. Faquarl war auch nicht mit dem berüchtigten Tchue zu vergleichen, der im Angesicht seiner Feinde kaum einen Finger zu rühren brauchte, so bezwingend war die Kraft seiner Rede. Nein, Faquarl war ein Alleskönner – seine Herangehensweise an solche Situationen war eher praktisch und gründete sich sowohl auf seine magischen Kräfte wie auf seine Klugheit. Gerade eben verfolgte ich eine ähnliche Taktik. Ich berücksichtigte klugerweise Faquarls magische Kräfte, um mit dem Leben davonzukommen.)
Was sich wieder einmal bestätigte. Krähenkopf war eben um ein Regal mit Omelettpfannen herumgetrippelt und schob sich an den Backformen vorbei, als ihm auch schon Schuppen um die Ohren flogen. Gürteltierschuppen.
Einiges andere flog hinterher und war leider teilweise noch recht gut zu erkennen.
Erst als ich vor der Tür stand, traute ich mich, einen Blick über die Schulter zu werfen. Am anderen Ende der Küche war eine wüste Rauferei im Gange, begleitet von Lichtblitzen, Gebrüll und anderen Geräuschen. Ab und zu schoss eine Hand aus dem Knäuel, packte einen Tisch oder kleineren Kühlschrank und verschwand mitsamt dem betreffenden Gegenstand wieder im Getümmel. Hin und wieder hagelte es Metall-, Holz-und Substanzstückchen.
Nichts wie weg. Manche Dschinn feuern Dunstbomben ab, um ihren Abgang zu vertuschen, andere bevorzugen giftige schwarze Dämpfe oder Trugbilder, ich betätigte schlicht den Lichtschalter. In Küche und Speisesaal wurde es mit einem Schlag stockfinster. Unheimliche bunte Blitze stoben von den kämpfenden Dschinn auf und sausten kreuz und quer durch den Raum. Ein schmaler Lichtstreif wies mir den Weg zum Flur. Ich hüllte mich in meinen Federumhang und stahl mich davon wie ein Dieb in der Nacht. 4
(Der Krähenmann war das Totem eines Indianerstammes, der teils im Wald, teils in der Prärie lebte. Seine Angehörigen bewunderten sowohl die Klugheit als auch die Listigkeit der Krähe. Der Umhang war mit den Federn sämtlicher Vögel der Gegend besetzt. Wenn ich ihn trug, konnte ich mich ihrer Fähigkeiten bedienen, konnte unbemerkt durch Präriegras und über Steine schreiten und mich mit dem Medizinmann austauschen, der genauso gekleidet war, nur dass er eine Vogelmaske trug. )
Als ich den Speisesaal halb durchquert hatte, verstummten auf einmal alle Kampfgeräusche.
Ich blieb stehen und hoffte wider besseres Wissen, als Nächstes das Triumphgeschrei meiner Kollegen zu hören.
Es blieb totenstill.
Ich ließ mich nicht entmutigen und lauschte angestrengt. Vielleicht allzu angestrengt, denn ich bildete mir ein, es leise rauschen zu hören, als käme jemand auf mich zugeschwebt.
Ich eilte weiter. Rennen hatte keinen Sinn, denn es kam darauf an, nicht entdeckt zu werden. Ich war nicht in der Verfassung, mich mit Faquarl zu messen, wie ausgefallen seine Erscheinung auch sein mochte. Ich huschte immer an der Wand lang, hielt schön Abstand zu Tischen, Stühlen und heruntergefallenem Besteck. Den Umhang hatte ich über den Kopf gezogen und spähte nur ab und zu mit einem gelben Auge über die Schulter.
Im Durchgang zur Küche regte sich ein dunkler Umriss. Er hatte etwas
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