Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers
Blinkendes in der Hand. Ich beschleunigte meinen Schritt und trat versehentlich gegen einen Teelöffel, der klirrend an die Wand flog.
»Meine Güte, Bartimäus«, rief eine vertraute Stimme, »du bist heute aber ganz schön neben der Spur. Einem Menschen könntest du im Dunkeln vielleicht noch entwischen, aber ich sehe dich unter deinem Lumpen umherschleichen wie am helllichten Tag. Bleib doch stehen und lass uns ein Schwätzchen halten. Unsere kleinen Plaudereien haben mir schon richtig gefehlt.«
Krähenkopf blieb ihm eine Erwiderung schuldig und eilte weiter.
»Willst du denn gar nicht wissen, wie ich zu dieser Erscheinungsform komme?« Das klang deutlich näher. »Ich hätte gewettet, dass du vor Neugier stirbst.«
Klar war ich neugierig, aber das mit dem Sterben wollte ich ja gerade vermeiden. Nichts gegen ein kleines Wortgeplänkel, da nehme ich es mit jedem auf, aber wenn es ums liebe Leben geht, halte sogar ich die Klappe. Der Krähenmann machte mit vorgestreckten Armen einen Satz wie ein Schwimmer beim Kopfsprung, der Federumhang wallte und wurde zu schwarzen Flügeln, dann schoss eine Krähe wie ein gefiederter Pfeil zur Tür.
Ein Ächzen, ein Aufprall, ein klägliches Krächzen. Die Flucht des Vogels nahm ein jähes Ende, denn etwas Silbriges bohrte sich ihm durch die Flügelspitze und in die Wand, zitterte hin und her, bebte nach und entpuppte sich als Hackbeil.
Der falsche Mr Hopkins kam geradezu aufreizend träge hinterhergeschwebt. Die Krähe baumelte an einem Flügel und blickte ihm entgegen, ein säuerliches Lächeln umspielte ihren Schnabel.
Mr Hopkins’ Anzug hatte auf der Schulter einen Brandfleck, der Kerl selbst auf der Wange eine kleine Schnittwunde, sonst schien er unverletzt. Einen Meter vor mir hielt er an und musterte mich schmunzelnd. Wahrscheinlich überprüfte er meine Verfassung auf allen Ebenen. Mir war mein geschwächter Zustand dermaßen peinlich, dass ich mir richtig nackt vorkam. Ich klopfte ungeduldig mit dem freien Flügel gegen die Wand.
»Na los«, fauchte ich, »bring’s hinter dich.«
Das sonst gleichmütige Gesicht blickte verwundert drein. »Ich soll dich jetzt sofort abmurksen?«
»Das habe ich nicht gemeint. Ich meinte den blöden Spruch, den du dir gerade zurechtlegst. Dass es nett von mir ist, hier ›rumzuhängen‹, oder so was in der Art. Spuck’s schon aus, es lässt dir ja doch keine Ruhe.«
Der Gelehrte schien schwer gekränkt. »Als könnte ich je so tief sinken, Bartimäus. Du legst an meine Schlagfertigkeit denselben Maßstab an wie an dein eigenes Niveau, das so erbärmlich ist wie der Zustand deiner Substanz. Sieh dich doch an! Löchrig wie ein Schwamm. Wenn ich dein Herr wäre, würde ich mit dir den Boden aufwischen.«
»Das steht mir noch bevor«, ächzte ich. »Mit allem anderen bin ich schon durch.«
»Das glaube ich dir aufs Wort. Aber es ist immer traurig, eine Wesenheit dermaßen runtergewirtschaftet zu erleben, sogar einen so dreisten, lästigen Dschinn wie dich. Man könnte fast Mitleid kriegen.« Er kratzte sich die Nase. »Aber nur fast.«
Ich blickte ihm forschend in die hellgrauen Augen. »Du bist es doch, oder?«
»Klar.«
»Aber deine Substanz, wo…?«
»Na, hier, wohl verwahrt in unserem Freund Hopkins. Du hast ja wohl inzwischen begriffen, dass es sich hierbei nicht um eine gewöhnliche Erscheinungsform handelt.« Er kicherte. »Was war das eigentlich für eine alberne Piepmatzmaskerade? Ein nordamerikanisches Totem? So ein alter Hut. Für so was bin ich mir mittlerweile zu schade.«
»Du steckst in ihm drin? Bäääh! Ist ja eklig! Wer hat dir das angetan, Faquarl? Wer ist dein Herr und Meister?« Ich war fassungslos.
»Mein Herr und Meister?« Der Schwebende bog sich vor Lachen. »Mr Hopkins natürlich, wer sonst, und ich bin ihm wirklich sehr dankbar dafür. So dankbar, dass ich glaube, er und ich werden noch ein Weilchen zusammenarbeiten.« Der nächste Lachanfall. 5
(Bei einem höheren Dschinn wie Faquarl war ein solches Gelächter reichlich irritierend. Natürlich haben auch wir höheren Wesenheiten unseren Humor, sonst könnten wir die Fronarbeit auf der Erde kaum ertragen. Üblicherweise gehört er zur Kategorie ironisch bis boshaft, und auch für Situationskomik haben wir einen Sinn, denn die Schwächen und Schrullen der Zauberer geben immer neuen Anlass zu Verwunderung und Heiterkeit, aber wir bewahren dabei stets Haltung, Lachanfälle sind unter unserer Würde. (Ich spreche hier nicht von Kobolden, die im
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